Sonntag, 20. November 2005

Die Ambrosia-Invasion

Ausreissen - und zwar mitsamt der Wurzel. Und dann ab in die Kehrichtverbrennung damit. Das wird der Bevölkerung in der Novembernummer der Mitteilungen für die Gemeinde Weiach angeraten. Und zwar für den Fall, dass man eines Exemplars der Pflanzenart Ambrosia artemisiifolia L. ansichtig wird.

Was ist das für eine gefährliche Pflanze, dass man ihr gleich ein solches Fahndungsplakat widmet? Sie auf die Schwarze Liste setzt und von den Optionen "dead or alive" letztere gleich streicht?

Fremdling aus Amerika

Ambrosia artemisiifolia (Ragweed, Aufrechte Ambrosie oder Beifussblättriges Traubenkraut genannt) ist eine einjährige, einhäusige Pflanze (männliche und weibliche Blüten auf demselben Exemplar), die bevorzugt auf brachliegendem Land oder jüngst deponierter Erde wächst. Auch in Sonnenblumenfeldern ist es ihr offenbar sehr wohl.

Es handelt sich um einen Neophyten. Die Art wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Amerika nach Europa eingeschleppt und verbreitet sich seither auf dem Kontinent. Gründe dafür gibt es viele. Einer ist die zunehmende Industrialisierung und Verstädterung. Dies bedingt Bautätigkeit und damit brachliegende Flächen. Weiter hat der Verkehr stark zugenommen.

Schon der Sprung über den Atlantik kam vor allem dank intensivierter Verkehrsbeziehungen zustande. Die Verschiebung grosser Mengen von Erdreich wie beim Bau der TGV-Linien in Frankreich hat offenbar auch zu einer Verbreitung beigetragen. Eine weitere Verbreitungsgelegenheit ergibt sich durch die Vermietung von so genannten Vollerntern, welche durch halb Europa verschoben werden.

Hohe Gesundheitskosten wegen Ambrosia

In den USA sind über 10 Prozent der Bevölkerung durch Allergie-Beschwerden betroffen an denen Ambrosia beteiligt ist. Heftige Allergien werden besonders durch den Pollen aber auch bei Hautkontakt mit dem Blütenstand ausgelöst. In schweren Fällen kommt es zu Atemnot oder zu Asthmaanfällen. Da die Ambrosia erst im Herbst blüht, verlängert sich der Zeitraum, in dem Pollenallergiker leiden, um mindestens zwei Monate. Die Ausbreitung der Pflanze stellt ein ernst zu nehmendes gesundheitliches Risiko dar und dürfte allein in der Schweiz jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag an zusätzlichen Gesundheitskosten verursachen, wenn es nicht gelingt, die Ausbreitung zu stoppen.

Augen auf

In der Schweiz sind weite Gebiete im Südtessin und im Kanton Genf bereits stark mit Ambrosia verseucht. Auch um die Stadt Zürich herum hat die Pflanze bereits Fuss gefasst. Ein Merkblatt der SKEW (s. unten) empfiehlt:

Weder Samen noch Pflanzen ausbreiten, in Gärten die Pflanzen entfernen, dabei Handschuhe tragen (Allergiker fernbleiben!). Ausreissen, bevor sich die Blüten öffnen! Beim Entfernen von blühenden Pflanzen als zusätzlichen Schutz Brille und Staubmaske tragen. Pflanzen verbrennen oder in die Kehrichtverbrennung geben, aber nicht kompostieren und auch nicht in die Grünabfuhr. Orte, an denen Vogelfutter ausgestreut wird regelmässig kontrollieren. (Ambrosiasamen sind häufig in Vogelfuttermischungen enthalten.)

Seien wir also wachsam. Wehren wir den Anfängen. Sonst steigen die Krankenkassenprämien noch mehr.

Quellen
  • Wikipedia-Artikel über das Beifussblättrige Traubenkraut (mit Bildern der Pflanze)
  • Kurzes Merkblatt (2 Seiten) mit praktischen Tips in deutscher Sprache:
    Exotische Problempflanzen: Bedrohung für Natur und Gesundheit. Art der Schwarzen Liste der Schweizerischen Kommission für die Erhaltung von Wildpflanzen www.cps-skew.ch Aufrechte Ambrosie (ebenfalls mit Bildern; Ausbreitung in der Schweiz und die Pflanze selber)
  • Ausführlicher Fachartikel für Ärzte in englischer Sprache:
    P. Taramarcaz, C. Lambelet, B. Clot, C. Keimer, C. Hauser: Ragweed (Ambrosia) progression and its health risks. Will Switzerland resist this invasion? In: Swiss Medical Weekly, Vol. 135 (2005) - S. 538–548. (auch bebildert; u.a. Bild der Pollen)

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