Dienstag, 28. Februar 2006

Wie gross ist ein Juchart? (Mass und Gewicht 3)

Wer in alten Dokumenten liest, begegnet häufig dem Begriff Juchart (auch Jucharte oder Juchert genannt). Um einen Eindruck von der Grösse dieses Flächenmasses zu haben, möchte man natürlich wissen, wieviel so ein Juchart in den heute gebräuchlichen Quadratmetern, Aren oder Hektaren misst. 

Da gilt es eine wichtige Lektion zu lernen: Ein Juchart ist nicht immer gleich gross. Es kommt auf die Lage an. M.L. Frischknechts Artikel (siehe WeiachBlog vom 26. und 27. Februar) erklärt, weshalb: 

 «Die Landmasse beruhten meist auf Schätzungen von Arbeitsprozessen. Ein Juchart bezeichnete den in einem Tag gepflügten Boden Ackerland. Der Mannsmad (Mad, Mannswerk etc.) bezeichnete die Fläche Wiese, die ein Mann an einem Tag mähen konnte. In Kaiserstuhl betrug ein Juchart 36.09 Aren, in Zurzach nur 32.41 Aren. Es ist eine gewagte Hypothese, daraus zu schliessen, dass die Zurzacher damals fauler waren als die Kaiserstuhler. 

Ist ein Juchart aufgrund einer in einem Tag vollführten Arbeit definiert, so variiert der Juchart je nach Geländebeschaffenheit. Im Mittelland lag die Einheit für Ackerland zwischen 27 und 36 Aren, in Gebieten mit vorwiegend Getreidebau betrug ein Juchart zwischen 32 und 36 Aren, mit vorwiegend Wiesland 27 bis 34 Aren. Je hügeliger und steiler das Land wurde, desto kleiner der Juchart. 

Der Tessin hatte die kleinsten Ackermasse (zwischen 0.5 bis 5 Quadratmeter [sic! recte wohl eher Aren]). Im Rebbau lag der Juchart zwischen 3 und 4 Aren. In den Alpen galten spezielle Masse für Alpweiden, sog. Kuhrechte. Man schätzte die Ertragsfähigkeit einer Alp nach der Anzahl der gesömmerten Kühe. Besass einer 5 Kuhrechte, so durfte er 5 Kühe oder eine höhere Anzahl Kleinvieh auf die Weide treiben. Mit Kuhrechten konnte ein Handel abgegolten werden wie mit Geld. Diese Kuhrechte haben noch heute ihre Gültigkeit und sind in ihrem Ursprung Landmasse.» 

Eine sehr sinnvolle Einrichtung übrigens, welche die so genannte Tragödie der Allmende verhindert, also die Übernutzung eines im Gemeinbesitz befindlichen Gebiets durch zu starke Beweidung. 

Quelle
  • Frischknecht, M. L.: Masse und Gewichte im alten Kaiserstuhl. Erstmals erschienen in: Echo – Zeitung für Kaiserstuhl, August 1984, S. 4-6. Abgedruckt im Sammelband: Keiserstul. Geschichte und Geschichten – aus dem Nachlass von Bruno Müller. Kaiserstuhl 1989 – S. 178-180.

Montag, 27. Februar 2006

Mit verschiedenen Ellen gemessen (Mass und Gewicht 2)

Nach der im gestrigen Beitrag (WeiachBlog vom 26. Februar) abgedruckten Einleitung aus M.L. Frischknechts Artikel über Masse und Gewicht im alten Kaiserstuhl folgt hier der Abschnitt über Längenmasse:

«In Kaiserstuhl betrug der Fuss 30.04 cm, er war aufgeteilt in 12 Zoll, ein Zoll zerfiel in 12 Linien und eine Linie bestand aus 12 Punkten. Die Elle betrug 60.08 cm, also zwei Fuss. Ein Zurzacher Fuss war 30.00 cm lang und die Elle betrug 60.27 cm. Die Elle war ein reines Tuchmass. Anhand der Elle lässt sich sehr gut zeigen, wie ein Längenmass auf die dem zu messenden Stoff eigene Qualität oder Kostbarkeit einging. Die Leinen-Elle war die längste Elle, gefolgt von der Woll-Elle (bis zu 15 cm kürzer) und die kürzeste Elle war die Seiden-Elle (nochmals ca. 10 cm kürzer) – je wertvoller und teurer der Stoff, umso kürzer das entsprechende Längenmass.»

Nun kann man sich leicht selber vorstellen, weshalb das geflügelte Wort vom Messen mit verschiedenen Ellen entstanden ist. Offensichtlich Ungleiches wurde auch ungleich behandelt.

Vielleicht war es bei diesen Stoffhändlern ähnlich wie bei der Migros in ihren ersten Jahren, wo die Säcke mit Zucker und Reis Fixpreise hatten, der Inhalt jedoch variierte. Allerdings: den Preisvergleich zwischen verschiedenen Gütern erleichtert das überhaupt nicht.

Quelle

Frischknecht, M. L.: Masse und Gewichte im alten Kaiserstuhl. Erstmals erschienen in: Echo – Zeitung für Kaiserstuhl, August 1984, S. 4-6. Abgedruckt im Sammelband: Keiserstul. Geschichte und Geschichten – aus dem Nachlass von Bruno Müller. Kaiserstuhl 1989 – S. 178-180.

Sonntag, 26. Februar 2006

Mass und Gewicht im alten Kaiserstuhl (Mass und Gewicht 1)

Über Jahrhunderte hinweg war das benachbarte Städtchen Kaiserstuhl für die Weiacher ein wichtiger Bezugspunkt – sei es als Sitz der Amtleute des Fürstbistums Konstanz, sei es als Marktort für den Absatz von Landwirtschaftsprodukten.

In der damaligen Lebenswelt spielten lokal bezogene Masse und Gewichte eine wichtige Rolle. Für die Weiacher waren das diejenigen der Städte Zürich und Schaffhausen sowie die von Kaiserstuhl und Zurzach.

In den nächsten Tagen bis zum 3. März bringt WeiachBlog einen bereits im August 1984 publizierten Artikel von M.L. Frischknecht im Volltext. Hier die Einleitung:

«Per Zufall kam mir ein Buch über Masse und Gewichte in der alten Eidgenossenschaft in die Hände (Anne-Marie Dubler, Masse und Gewichte im Staat Luzern und in der alten Eidgenossenschaft; Festschrift, 125 Jahre Luzerner Kantonalbank, 1975). Beim Durchlesen fiel mir auf, dass Kaiserstuhl des öfteren genannt wird. Somit entschloss ich mich, die Angaben über Masse und Gewichte im alten Kaiserstuhl herauszupicken und zusammen mit einigen allgemeinen Bemerkungen zur Bedeutung von Massen und Gewichten zusammenzufassen.

Heute werden metrische Masse und Gewichte verwendet. Unabhängig von der stofflichen Qualität des zu messenden Gutes, unabhängig von den althergebrachten landschaftlichen und wirtschaftlichen Gepflogenheiten. Das war nicht immer so. Masse und Gewichte waren in der Schweiz vor ca. 1830/50 Ausdruck aktueller Herrschaftsverhältnisse, waren Ausdruck der lokalen Wirtschaft. Am 22. Oktober 1875 wurde das metrische System (Meter, Liter, Kilogramm) vom Bundesrat in Kraft gesetzt und seine Einführung auf den 1. Januar 1877 beschlossen.

Vorher sah es etwa so aus: Ein Ort, der das Marktrecht hatte – also auch Kaiserstuhl – hatte das Recht, die Masse zu bestimmen. Der Marktherr beauftragte den Eichmeister, die bestimmten Masse und Gewichte turnusgemäss zu überprüfen und zwar mit Hilfe der Urmasse, der sogenannten Stummen- oder Schlüfmasse. Alle vom Eichmeister geprüften Masse bekamen einen amtlichen Stempel. Ob Stempelgebühren erhoben wurden, weiss ich nicht – aber die Administration war früher auch nicht viel besser als heute.

Je nach Bedeutung eines Marktes strahlten die verwendeten Masse mehr oder weniger weit über die Grenzen des jeweiligen Marktes hinaus. Obwohl die Masse und Gewichte von Markt zu Markt anders waren, lehnten sie sich den gebräuchlichen Massen der übergeordneten Herrschaftsstrukturen oder Wirtschaftssystemen an.
»

Quelle

Frischknecht, M. L.: Masse und Gewichte im alten Kaiserstuhl. Erstmals erschienen in: Echo – Zeitung für Kaiserstuhl, August 1984, S. 4-6. Abgedruckt im Sammelband: Keiserstul. Geschichte und Geschichten – aus dem Nachlass von Bruno Müller. Kaiserstuhl 1989 – S. 178-180.

Samstag, 25. Februar 2006

Temporinis Aufstieg und Niedergang der römischen Welt

Google Print ist immer wieder für eine Trouvaille gut. Eines der neueren Fundstücke: das von Hildegard Temporini und Wolfgang Haase vor etwa dreissig Jahren im Verlag Walter de Gruyter herausgegebene Monumentalwerk Aufstieg und Niedergang der römischen Welt. Geschichte und Kultur Roms im Spiegel der neueren Forschung.

Im Band 5/2 aus dem Jahre 1977 ist auf Seite 870 unten die Fundamentruine des Wachtturms im Hard abgebildet.

Der Turm wird auf Seite 869 als Modellfall einer Warte bezeichnet und mit dem in der Literatur üblichen, heute aber vergessenen Flurnamen Am verfluchten Platz benannt.

Die dazugehörende Fussnote 217 gibt die Abmessungen und weitere Details zu diesem Turm bekannt: 7.5 x 7.5 m, Mauerdicke 1,50-1,60 m, möglicherweise mit Wall und Graben, Tor zur Rheinseite.

Freitag, 24. Februar 2006

Weiacher Narren im Bohnenviertel

In den kommenden Tagen bis Aschermittwoch herrschen die Narren, so verkünden es die Veranstaltungskalender in unserer nördlichen Nachbargemeinde Hohentengen. Die Gegend ist fest in der Hand von Vereinen wie der Narrenzunft Bohnenviertel oder dem Narrenverein Lienheim.

Büttenabende und Hemdglunkerumzüge

Standen in den vergangenen Tagen zum traditionellen Auftakt der Fasnacht bereits etliche der mit lokalen Themen garnierten Büttenabende auf dem Programm, so am 10. und 11. Februar, und fand eine Woche darauf die Pfarrfastnacht (durchgeführt von der Pfarrgemeinde Hohentengen) statt, so war gestern, am 23. Februar, mit den Festen des Schmutzigen Donnerstag ein erster Höhepunkt erreicht.

Wie in vielen Orten des badisch-süddeutschen Raumes feiern auch die Hohentengener den Schmutzigen Donnerstag mit einem Hemdglunkerumzug. So ziehen mit weissen Nachthemden und Zipfelmützen bewehrte Gestalten durch Lienheim, Hohentengen und Günzgen.

Am heutigen Freitag veranstaltet die Guggenmusik Saustallfäger Lienheim ihren Fägerball, morgen Samstag findet die Budenfasnacht des Musikvereins Hohentengen statt. Am Sonntag geht's mit dem Fasnachtsumzug der Narrenzunft Hohentengen wieder hoch her, mit Fasnachtstreiben im Dorf, im Feuerwehrgerätehaus und in der Mehrzweckhalle.

Am Montag, 27. Februar folgt dann ein Fasnachtsumzug und Buntes Treiben des Narrenvereins Lienheim sowie der Fasnachtsball der Narrenzunft Hohentengen.

Abschluss mit der Hexenverbrennung

Dienstags, den 28. Februar schliesslich folgt der Kinderball des Freundeskreis SC Hohentengen in der Mehrzweckhalle und am gleichentags die Hexenverbrennung und Kehrausball im Feuerwehrhaus, organisiert von der Hexenclique (Teil der Narrenzunft Bohnenviertel) und der Freiwilligen Feuerwehr Hohentengen.

In Weiach ist vergleichsweise nichts los - ausser einem kleinen Fasnachtsumzug. Und so zieht es viele Fasnachtslustige aus unserer Gemeinde in diesen Tagen über die Grenze. Manche sind sogar feste Mitglieder der Narrenzunft Bohnenviertel.

Literatur

Donnerstag, 23. Februar 2006

Platz 17 auf der kantonalen Steuerrangliste

Im Jahre 1995 geriet Weiach plötzlich in die Scheinwerfer der Jäger des kantonsweit tiefsten Steuerfusses. Vor 10 Jahren landete die Gemeinde nämlich etwas überraschend auf dem 1. Platz der kantonalen Steuerrangliste:

- Höber, H.: Weiach: mit tiefstem Steuerfuss im Unterland. In: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 277, 28. November 1995 – S. 57.
- Höber, H.: Weiach erhält tiefsten Steuerfuss im Kanton. In: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 292, 15. Dezember 1995 – S. 55.

Damit war auch die Aufmerksamkeit der privaten Steueroptimierer geweckt. Eines der Resultate ist heute in Form von neuen Einfamilienhäusern am Hang der Fasnachtsflue zu besichtigen. Das schlug sich auch in der Bevölkerungsstruktur nieder: Zwischen 1990 und 2000 wurde Weiach nach den Kriterien des Bundesamts für Statistik zu einer Agglomerationsgemeinde der Stadt Zürich.

Besser nicht zu weit oben

Mittlerweile haben sich viele andere Gemeinden entschlossen, ihren Steuerfuss massiv zu senken. Das kann uns nur recht sein. So kommen weniger Neuzuzüger allein der tiefen Steuerrechnung wegen in die Nordwestecke des Zürcher Unterlandes. Im Vordergrund stehen heute wohl mehrheitlich andere Gründe - wie die unmittelbare Nachbarschaft von Erholungsgebieten.

In der heutigen NZZ ist eine derjenigen Ranglisten abgedruckt, die wohlhabendere Steuerzahler weit stärker interessieren als jeder olympische Medaillenspiegel. Man findet sie auch auf der Seite Gemeindesteuerfüsse 2006 des Statistischen Amts des Kantons Zürich.

Vor einem Jahr reichte der unveränderte Steuerfuss von 85% ohne Kirchensteuer noch für Platz 16, dieses Jahr für Platz 17 (Wettswil am Albis stiess dank einer Senkung um 5% von Platz 18 auf 14 vor).

Auch nach Einbezug der Kirchensteuern verändert sich die Rangierung nicht gross: Platz 18 mit reformierter, Platz 19 mit katholischer Kirchensteuer.

Auch bei den Steuern für juristische Personen (d.h. Unternehmen) liegt Weiach auf Platz 18. Wäre die geographische Lage nicht derart ungünstig, müsste dies eigentlich ein paar Firmen mehr anziehen als gegenwärtig auf Gemeindegebiet ansässig sind.

Quellen

Mittwoch, 22. Februar 2006

Altersbäumchen mit zwei Jugendtaillen


Sie sind vom Statistischen Amt des Kantons Zürich noch nicht offiziell anerkannt, die Einwohnerzahlen der Gemeinden per 31. Dezember 2005.

Für die Statistiker des Kantons gilt nämlich: «Definitiv werden die Zahlen nach Ablauf der 30-tägigen Rekursfrist, welche mit der Publikation der Daten im Amtsblatt (spätestens Mitte März) beginnt».

Für Weiach waren es an diesem Stichtag 959 Personen, die ihren zivilrechtlichen Wohnsitz in der Gemeinde hatten (WeiachBlog berichtete am 4. Februar 2006 unter dem Titel: Einwohnerzahlen mit deutlichem Abwärtstrend).

Ob es nun genau 959 waren oder nicht, muss uns hier nicht kümmern. Es soll uns jedenfalls nicht daran hindern, die Altersstruktur genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Ausgabe Februar 2006, brachten nämlich eine Fülle von Zahlenmaterial zur Weiacher Bevölkerung. Leider völlig ohne jede graphische Aufbereitung. Dies sei hier nachgeholt.

Kein bevorzugter Wohnplatz für 25- bis 29-jährige

Für das obige Diagramm musste ich schon etwas üben mit meiner Tabellenkalkulation. Ganz so einfach wie gewünscht spuckt sie einem so ein Bild dann doch nicht aus. Aber ich finde, der Aufwand hat sich gelohnt. Ein Altersbäumchen ist doch wesentlich anschaulicher als eine simple Zahlenreihe. Oder nicht?

Da sieht man nämlich deutlich, dass die Gemeinde für die hochmobile Generation zwischen 25 und 29 Jahren kein besonders bevorzugter Wohnplatz ist. Weiter ersichtlich: die Kinder werden weniger. Mit einer starken Abnahme der Schülerzahlen muss gerechnet werden, sollte sich in den nächsten Jahren keine Trendumkehr ergeben - ein Umstand auf den auch die Primarschulpflege schon hingewiesen hat. Ebenso spannend: die vielen Frauen zwischen 40 und 45. Die Rechnung ist ganz einfach: weniger Frauen unter 40 = weniger Kinder.

Wenn Sie sich für das obere Ende der Skala interessieren, dann mag dieser WeiachBlog-Artikel vom 18. Januar interessant sein: Betagte Einwohner - ein Vergleich 1956 zu 2006.

Quelle
  • Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Februar 2006, Seite 12

Dienstag, 21. Februar 2006

Vorrömische Mammuts?

«Auch ein monumentaler Mammutzahn (3.40 m lang) weist auf vorrömische Besiedlungen unserer Gegend hin.» Dieser etwas merkwürdig anmutende Satz stand von September 2005 bis Mitte Februar 2006 im offiziellen Portrait der Gemeinde Weiach. Heute nicht mehr. Zu verdanken ist dies aufmerksamen Besuchern des noch jungen Internetauftritts der Gemeinde.

Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht. Aber wenn man obigen Satz wirklich zum Nennwert nimmt, dann wirft er unwillkürlich die Frage auf, weshalb der Fund eines Mammutstosszahns zwingend auf menschliche Siedlungen hinweist.

Keine Fundzusammenhänge zwischen Feuersteinsplittern und Mammutstosszähnen

Unbestritten ist, dass die Eiszeit und damit die Mammuts lange vor den Römern das Land beherrschten. Und natürlich ist es möglich, dass urzeitliche Jäger auch von den rund um das heutige Weiach gelegenen Hochebenen des «Stein» oder des Sanzenbergs aus auf Mammutjagd gingen - bewiesen ist dies aber nicht.

Der Fall liegt ähnlich wie bei den Wallanlagen auf dem Ebnet und dem Leuenchopf. Spuren jungsteinzeitlicher Besiedlung hat man auf Gemeindegebiet sehr wohl gefunden. Es fehlen jedoch
Spuren menschlicher Aktivität (z.B. Artefakte wie Feuersteinsplitter, etc.), die eindeutig Mammutjägern zuordenbar wären. Soll die mit obigem Satz implizierte These von mammutjagenden Steinzeitmenschen Bestand haben, so müssten Feuersteinsplitter zusammen mit Mammutknochen in derselben Schicht (z.B. in einer Höhle) aufgefunden worden sein. Dem ist aber bisher nicht der Fall.

Deshalb haben Aussagen wie die eingangs zitierte sehr spekulativen Charakter. Denn was denkt sich der Leser bei Verwendung des Begriffs «Besiedlung»? Impliziert durch das Adjektiv «vorrömische» packt man im Geiste unwillkürlich «durch Menschen» hinzu.

Portrait überarbeitet

WeiachBlog hat daher auf Anfrage der Gemeindeverwaltung angeregt, Römer und Mammuts klar zu trennen und den Abschnitt gleichzeitig komplett zu überarbeiten. Die Feuersteinsplitter könnten sehr wohl aus der letzten Eiszeit stammen. Ein in den 1950er-Jahren auf Gemeindegebiet gefundenes Steinbeil sei aber der Jungsteinzeit zuzuschreiben und stamme damit aus der Nacheiszeit. Damals war das Mammut bereits ausgestorben bzw. ausgerottet, je nach Theorie. Nachstehend der überarbeitete Abschnitt, wie er seit ein paar Tagen im offiziellen Portrait steht:

«Funde von monumentalen Mammutzähnen zeigen, dass auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Weiach bis vor 10000 Jahren die Riesen der Eiszeiten lebten. Dass Weiach auch schon sehr früh vom Menschen besiedelt wurde, beweisen Feuersteinsplitter, ein Steinbeil aus der Jungsteinzeit, Gräberfunde wie Bronzespangen und -nadeln sowie ein Dolch aus der Bronzezeit. Über dem Dorf, auf einem Felsvorsprung des Wörndel, dem so genannten "Leuechopf", und im Ebnet, befinden sich noch heute zwei Wallanlagen; man deutet sie als Fluchtburgen, in deren Schutz sich die Bevölkerung bei kriegerischen Angriffen zurückzog. An die Römerzeit erinnern Wachtturmfundamente entlang des Rheins, die unter Kaiser Valentinian als Teil eines Abwehrsystems gegen die aus dem Norden vordringenden Alamannen errichtet wurden.»

Quelle
  • Korrespondenz mit Gemeindeverwaltung Weiach, 7. u. 9. Februar 2006

Montag, 20. Februar 2006

Ambrosia erobert das Unterland. Vogelfutter als Ursache.

Momentan ist die Aufregung über die Vogelgrippe gross. H5N1-Positiv wurde in der Schweiz bis dato zwar noch kein Wildtier getestet. Das wird aber nur eine Frage der Zeit sein.

Dabei geht völlig unter, dass ein anderer gesundheitsgefährdender Eindringling bereits mitten unter uns angekommen ist: das Aufrechte Traubenkraut oder Ambrosia.

Von der bevorstehenden Ambrosia-Invasion und ihren Folgen hat WeiachBlog am 20. November 2005 bereits berichtet.

Erneuter Warnruf - Schuld ist importiertes Vogelfutter

Nun hat der «Zürcher Unterländer» heute einen Artikel zur Ambrosia-Gefahr veröffentlicht. Die Verfasserin, Karin Iseli-Trösch vom Landwirtschaftlichen Informationsdienst (LID), ist der Ansicht, an der in Hausgärten des Zürcher Unterlandes sichtbaren Verbreitung seien vor allem importierte Vogelfutter-Mischungen schuld.

Ambrosia war nach Angaben der Forschungsanstalt Agroscope bereits im Herbst 2005 an mindestens 25 Standorte in den Bezirken Bülach und Dielsdorf präsent. Namentlich wurden Ambrosia-Pflanzen in folgenden Ortschaften gemeldet: Bassersdorf, Boppelsen, Buchs, Bülach, Embrach (zwei Fundorte), Opfikon (zwei Fundorte), Niederhasli, Niederweningen, Nürensdorf, Oberglatt (vier Fundorte), Oberhasli, Rafz (zwei Fundorte), Riedt-Neerach, Schleinikon, Stadel (zwei Fundorte), Steinmaur (zwei Fundorte) und Weiach.

Ambrosia sei damit in fast der Hälfte aller Unterländer Ortschaften nachgewiesen, schreibt der «Unterländer»: Die Zeitschrift «Die Grüne» zeichne in einer ihrer Ausgaben ein düsteres Bild. Sie gehe davon aus, dass Ambrosia wahrscheinlich längst flächendeckend, d.h. landesweit vorkomme. Es seien bloss noch nicht alle Standorte entdeckt worden.

Auf der Link-Seite des «Unterländers» findet man übrigens einen Verweis auf diese lesenswerte Internet-Seite über Ambrosia der Forschungsanstalt Changins.

Quelle

Sonntag, 19. Februar 2006

Kaiserstuhler Stadtammann offen für Zusammenarbeit über Grenzen hinweg

Nicht nur in Weiach wurde die Exekutive auf Gemeindeebene neu gewählt (vgl. WeiachBlog vom 18. Februar), auch im Nachbarstädtchen Kaiserstuhl wurden die Einwohner zur Urne gerufen.

Zum neuen Stadtammann und Nachfolger von Walter Suter wählten sie den im Städtchen aufgewachsenen 41-jährigen Fritz Tauer, von Beruf Betriebsleiter einer Glaserei in Schlieren. Er wird mit der ebenfalls neu gewählten Stadtschreiberin Heidi Duttweiler (vgl. WeiachBlog vom 30. Januar) aus Weiach die Herausforderungen der Zukunft angehen.

Aus Weiacher Sicht erfreulich ist, dass Tauer nach Angaben der Aargauer Zeitung vom 16. Februar auf die Weiterführung der regionalen Zusammenarbeit setzt:

Der Stadtrat erhielt von der Gemeindeversammlung im letzten Jahr den Auftrag, Abklärungen zu treffen. «Dieses Thema wird intensiv diskutiert.» Im März findet ein Treffen mit den Gemeindeammännern der umliegenden Gemeinden statt. «Es gilt, Möglichkeiten zu prüfen und Wege aufzuzeigen.» Gefragt seien die verschiedenen Meinungen und es sollen die Probleme zur Sprache kommen. «In welche Richtung sich das Projekt entwickelt, ist im Moment noch völlig offen.»

Verstärkt und verbessert werden soll gemäss Tauer auch die Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde Fisibach. «Wir brauchen eine Basis, damit wir vertrauensvoll miteinander umgehen können. Wir müssen aufeinander zugehen und aufeinander Rücksicht nehmen. Ich habe keine Berührungsängste.» Pflegen und ausbauen will er im Weiteren die guten Beziehungen zu Weiach und Hohentengen. «Wir dürfen vor Kantons- oder Landesgrenzen nicht Halt machen.»

Quelle
  • Hunziker, M.: Ein Einstieg von null auf hundert. Kaiserstuhl - Fritz Tauer hat als Stadtammann die Nachfolge von Walter Suter angetreten. In: Aargauer Zeitung, 16. Februar 2006

Samstag, 18. Februar 2006

Staubtrockene Wahlberichterstattung in der NZZ

Unter dem Titel «Weiach: Keine Veränderungen» schaffte es die Neue Zürcher Zeitung am 13. Februar, die Weiacher Wahlen vom letzten Wochenende in ganzen 44 Wörtern abzuhandeln:

«Gemeinderat: Gewählt sind: Gregor Trachsel 170, Kurt Leutwiler 170, Ernst Eberle 169, Max Griesser 160, Boris Macullo 153. Absolutes Mehr: 89. Gemeindepräsidium: Gewählt ist: Gregor Trachsel 156. Absolutes Mehr: 90. Wahlbeteiligung: 31 Prozent

Entweder hat man dem Redaktor Hilmar Höber (hhö.) nicht mehr Platz im Blatt zugestanden. Oder es ist schlicht und einfach so, dass es aus der Sicht eines Weltblattes über eine im Voraus klare Angelegenheit auch nichts weiter zu sagen gibt. Wahrscheinlich trifft beides zu.

Was wiederum die wahlbezogenen Beiträge auf WeiachBlog bestätigen würde:

Quelle

  • Höber, H.: Weiach: Keine Veränderungen. In: Neue Zürcher Zeitung, 13. Februar 2006

Freitag, 17. Februar 2006

Moderne Märchenwerkstatt

Dass die Wälder und Höhen um Weiach herum Anlass zu Märchen und Sagenerzählungen geben ist kein neues Phänomen und auch nicht auf unsere Gemeinde beschränkt. Denn die Menschen haben sich zu allen Zeiten Geschichten erzählt.

Zum Beispiel darüber, was es mit den teils hausgrossen Nagelfluhfelsen unterhalb der hohen Wände des «Stein» auf sich hat. Von irgendwoher muss der Name «Märliwald» für diese Gegend ja kommen.

Weiach als Kulisse für ein Märchen

Nun gibt es aber auch in jüngerer Zeit Geschichtenerzähler und -erzählerinnen. Eine davon habe ich vor einiger Zeit über Technorati gefunden. Am 29. Dezember postete Rumschweberli auf Chäfi den Artikel *...die gefärhlichen und schaurigen Abenteuer von mir...* (im Original, denn nur so kommt der Stil voll zur Geltung):

«Guätä morgäää!!!

[persönliche Details gelöscht, WG(n)]

ich han dir dis wiehnachts gschänkli wellä verbi bringä und dännn ähm ja....

zerscht bin ich vo reidt us zu dir gloffä....du issigi chelti.....peitschendä wind....tüffschnee......und mon ich unä a weiach gstandä bin isch ä lwinä zwüschäd dä hüsser abä cho und hät alle smit grissä.....boim sind eifach um gknickt wiä zündhölzli...un dhüüser sind eifach zämä klapt wie tetra packs......alles was niet und nagel fescht gsi sich hät usä grissä...entwurzelt.....zerstört.....nur ich bin na rächtzitig ufgumped und bin uf es brätt uä gheit mos vomänä dach abgrissä hät..und mit dämm bin ich dänn uf dä lawinä obä bis nach windlach abä gsöörft......und unä acho han ich wieder alles müässä deruf laufä.....aerb wil dlawinä alles zerstört hät han ich müässä dur dä tüüfi und dunkli verzauberti wald gah.....

detä bin ich ganz elei zwüschäd dä boim um her gstapft du dä hüfthöchi schnee.......und dänn han ich mich plötzlich han ich mich verloffä...alles jedä baum hät glich usgseh wiä dä anderi.......bin dänn hilflos umhär girrt....doch dänn han ich ä chrot gfundä...si heisst grossmuätter chrot....und wenn meh diä küsst zeigt si dir dä richtig wäg..jedoch hät si mich glaub e biz falsch verstandä...ufjedefall bin ich dänn zumä turm cho mo ich no niä gseh han aerb scho viel dä vo ghört han,...es isch dä sagäumwobeni stadler turm gsi....meh seit det obä hegis mal ä bild hübschi königin gha...diä häg über stadel regiert...jedoch isch glaub pescht cho....und will si sich defo hät wellä schützä hät si sich en turm bauä lah wiit e wäg vo stadel.....sodass ihri schönheit ned zerstört wird..jedoch isch diä chranket au über dluft übertreit wordä...und si isch au chrank wordä und hät au bald nüm schön usgseh...und es hät si troffä wien en fluäch...und meh seit si läbi immer na det obä......jaa und ich han sooo chalt gha das ich dänkt han ich chönti doch i dä turm inä gah....will ich galub sowieso ned a märli....ja... und so erklimm ich dä turm müähsam.....und mon ich total erschöpft zoberscht acho bin..lit detä imä grossä bett sonä alti frau....si isch ufgstandä....si ishc fasch scho ä lichä gsi...ä mischig zwüsched ämä skellet und enärä mumiä....mit no e bizeli ahnlich keit vo mäh zombii....si hät mich wellä versklavä und verzaubere was au imme ruf jedefall han ichs schwert gschnappt und han es schöns duell mit ihrä gliefert..uf jedefall hanich gunnä...isch doch klar..:-)

bin dänn witer gwanderet.... bis ich im verschneitä weiach ahco bin....und das isch äs ganz verwunschnigs dorf gsi..eher es verfluächts...es isch umzinglät gsi vo wald.....und i dem wald hät no öppis viel gförlichers gläbt als diä königin..aebr das viech hät numä zuä gschlagä wenn öppis gäls agha häsch....und blöder wiis häts ööpis gääl uf minä schuäh öpis gääls gha...mon ich das be merkt han isch mer schwarz vor augä wordä...und weissnüm was dänn passiert isch...bis dänn es paar elfänä daherzflügä cho sind und mich usem wald usä grettet händ....si händ mich dän vor dim huss abgsetzt...

und detä han ich zerscht durdas grossä schwarzä toor müässä uf cho...ganz umbemerkt will es isch bewacht wordä vo böösä orks...und andernä gstaltänä....und dänn han ich no am allsehende auge müässä entcho...bin dänn gschwind inä gschlichä.....
»

In etwa diesem Stil geht der Artikel weiter, erwähnt aber den Namen Weiach nicht mehr explizit.

Wir lernen daraus, dass Weiach auch in einem verwunschenen Wald liegen kann, von Lawinen bedroht wird, welche Häuser wie Tetrapacks zusammenlegen (interessantes Bild, nicht wahr?) und dazu noch von einem auf Gelbes allergischen Ungeheuer terrorisiert wird.

Gruselig. Ob der Name «Märliwald» doch nicht von ungefähr kommt?

Quelle

Donnerstag, 16. Februar 2006

The North British Review

In einer Publikation mit diesem Titel würde man den Namen Weyach nicht erwarten. Genausowenig wie in einer Enzyklopädie namens Les Français peints par eux-mêmes (siehe den gestrigen Beitrag).

Dank Google Book Search ist nun seit einigen Tagen eine weitere Nennung des Ortsnamens bekannt. In einer Besprechung des Buches Kitto's Senses in der Zeitschrift The North British Review, erschienen zwischen November 1846 und Februar 1847, wird exakt dieselbe statistische Anomalie besprochen wie in Les Français peints par eux-mêmes.

Daten des Institut Royal des Sourd-Muets de Paris

Die Quelle scheint für beide dieselbe zu sein; die Daten seien vor allem von einer Institution erhoben worden, wird in der Fussnote auf Seite 358 ausgeführt: «Chiefly by the active exertions of the Paris Institution for the Deaf and Dumb, which has for several years taken upon itself the laborious duty of collecting information respecting the deaf and dumb from all parts of the world, and which it again disseminates, in a systematically arranged form, in occasional publications, under the title "Circulaires de l'Institut Royal des Sourd-Muets de Paris." Its well-directed efforts deserve the highest commendation from all the friends of the deaf and dumb

Nach der eigentlichen Buchbesprechung folgt ein Anhang mit statistischen Angaben: «We shall terminate our remarks on this interesting subject by offering a few statistical facts which have been collected with great care; [Hier folgt ein Verweis auf die oben zitierte Fussnote] and which will help to show the extent and general prevalence of deafness, more especially of congenital deafness; which, we shall see, sometimes prevail in the same family, to a fearful extent

Überdurchschnittlich viele Taubstumme in der Schweiz

Und weiter: «The proportion of the deaf and dumb to the entire population has been found to be 1 in 1585, in the following countries: viz. Portugal, Spain, France, Italy, Austria, Saxony, G. Duchy of Saxe Weimar, Principality of Lippe Schaumburg, Hanover, Duchy of Oldenburg, Frankfort, Hamburg, Bremen, Sweden, Norway, Russia, Poland, and Great Britain. In Switzerland, the average proportion is about 1 in 500; a proportion which considerably exceeds that furnished by any other country, except the Grand Duchy of Baden, which numbers 1 in 559. In different districts of Switzerland, the prevalence of the calamity very much varies; and even in different parishes of the same canton. In some places, (as the Vallais,) the proportion is 1 in 328 of the inhabitants; in others, (Peterlingen,) 1 in 244; and in others, (Moudon,) 1 in 153; whilst, in the commune of Weyach, in the canton of Zurich, the proportion of deaf and dumb is so great, as to amount to 1 in 63 of the inhabitants. In this single canton there were (in 1832) nineteen families, in each of which two of the members were deaf and dumb; two families, in each of which there were three deaf and dumb; and one family with four deaf and dumb. The causes of the extraordinary prevalence of deaf-mutism in Switzerland - whatever they be - must be allied to those which occasion goître; as it is among the goîtred population, and the children of goîtred parents, that the affliction so greatly abounds: but not only the ear, but the brain, and the animal functions generally, seem to be greatly impaired in the unhappy community

Ist Taubheit eine Erbkrankheit?

Dann folgen Hinweise, aber keine Beweise für die Vererbbarkeit von Taubheit: «The remarkable prevalence of deaf-mutism in families deserves especial notice. From the records of the Paris Institution we extract the following: One of the deaf-mutes (congenitally deaf) has a maternal grandmother affected with the same infirmity: another, who lost the sense of hearing a the age of four years, is the child of a father who became deaf at the age of seven years. (...)»

Mittwoch, 15. Februar 2006

Les Français peints par eux-mêmes

Man würde nicht unbedingt vermuten, dass der Name eines kleinen Dorfes im Zürcher Unterland in einem Werk mit dem Titel Les Français peints par eux-mêmes auftaucht.

Ohne das Internet und den Einsatz von Suchmaschinen wäre ich auch nie auf die Idee gekommen. Les Français peints par eux-mêmes trägt nämlich den Untertitel «Encyclopédie morale du dix-neuvième siècle» und erschien im Jahre 1841 in Paris.

Weyach verdankt seine Nennung in diesem Werk denn auch lediglich einer statistischen Anomalie - sonst wäre es in einem Standardwerk der Grande Nation keiner Erwähnung wert.

Den Eintrag zu Weyach findet man im Band 4 im Kapitel LES PAUVRES par M. Moreau-Christophe unter dem Titel AVEUGLES ET SOURDS-MUETS. In Frankreich gebe es einen Taubstummen auf etwa 600 Einwohner schreibt er; und kommt anschliessend auf die Situation ausserhalb des kontinentalen Frankreichs zu sprechen:

«Dans les autres états de l'Europe le nombre des sourds-muets paraît être, en général, dans une proportion analogue à celle qui est constatée en France. En Russie, on compte un sourd-muet sur quinze cent quarante-huit habitants; aux États-Unis, un sur quinze cent trente-sept. En général, la proporition varie, dans les diverses contrées, de un sourd-muet sur cinq cent trois habitants à un sur deux mille cent quatre-vingts. Mais elle se modifie singulièrement, dans le même pays, suivant les circonstances locales; elle est plus forte vers le nord, dans les montagnes. Le canton de Berne, en Suisse, contient un sourd-muet sur trois cent cinquante habitants, tandis que celui de Zurich n'en compte qu'un sur mille; et cependant, dans ce même canton, la commune de Weyach renferme un sourd-muet sur soixante-trois habitants. Dans la Corse, les sourds-muets sont dans le rapport de un à six cent cinquante-six, et, dans le département du Cher, dans le rapport de un à quatorze mille cinq cent quatre-vingt-onze. Aux États-Unis, la petite ville de Chilmark, dans le Massachussets, renferme douze sourds-muets sur une population qui ne s'élève qu'à six cent quatre-vingt-quatorze habitants.»

Warum wohnten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgerechnet in Weyach so viele Taubstumme? Einer auf 63 Einwohner, das bedeutete damals in etwa 10 Personen. Solch eine Häufung kann nicht nur damit erklärt werden, dass Taubheit in einer oder mehreren Familien ein Erbleiden darstellte. Das kann auch ganz einfach ein statistischer Effekt sein.

Dienstag, 14. Februar 2006

Tod eines Zigarrenmachers

Vor zwei Monaten, am 13. Dezember 2005, berichtete WeiachBlog über die Datenbank migrations.org. Dort ist ein Rudolphe Baumgartner von Weiach verzeichnet. Er wanderte 1836 in New Orleans ein und starb um 1900 ebenda.

Vor einigen Tagen habe ich nun auf rootsweb.com ein weiteres Mosaiksteinchen über diesen Mann gefunden. Es stammt vom selben Genealogen, der schon das erste ausgegegraben hat: Jan Baumgartner Strickland. Der middle name zeigt auch, dass seinen Forschungen ein familiengeschichtliches Eigeninteresse zugrunde liegt:

«This is, to the best of my knowledge, a true and correct typed copy of the original death record (Certified 1/21/2003, by Beth Davis, Archives Research) for my GGGrandfather, Baumgartner, Rudolphe (records that I have, show dob: as 1827 (Census, LDS, and immigration records) in Weiach, Zurich, Switzerland.» (dob steht für: date of birth)

Gesundheitsbehörde = Zivilstandsamt

Das Dokument datiert vom 9. August 1900. Es erklärt, dass vor dem Vorsitzenden der Gesundheitsbehörde, Dr. med. Quitman Kohnke, der Bestattungsunternehmer B. F. Markey erschien. Die Gesundheitsbehörde diente gleichzeitig als Zivilstandsamt, weshalb Markey dort einen durch den Arzt M. V. Richard ausgestellten Todesschein bestätigen liess:

«Rudolph Baumgarten (white) a native of Switzerland, Aged 71 years departed this life, yesterday (8 Aug 1900) at the Charity Hospital in this city

Was unter der Bezeichnung der Todesursache "R. R. Injuries" zu verstehen ist? Railroad? Unter den Zug gekommen? Das verrät dieses Dokument leider nicht. Es sagt weiter lediglich:

«Deceased was married, 62 years in city, a Cigar Maker, resided at 3827 Custom House, Birth place of parents, Switzerland

Hier fehlen zwei Jahre. Und zwar sowohl bei der Angabe der Anzahl in der Stadt verbrachter Jahre (62), wie beim Lebensalter zum Zeitpunkt des Todes (71). Entweder ist Rudolf Baumgartner also erst 1829 geboren und 1838 mit seinen Eltern in New Orleans eingewandert - dann stimmen die Angaben auf der Todesurkunde. Oder sein Geburtsjahr ist 1827 und das Einwanderungsjahr 1836, wie Familienforscher Strickland aus Daten der U.S.-Volkszählung sowie Daten der Einwanderungsbehörden entnommen hat.

Welches Datum stimmt, könnte man allenfalls durch Überprüfung der Einträge in Weiacher Kirchenbüchern eruieren.

Die Adresse 3827 Custom House gibt es übrigens heute noch, wie man sich dank eines Dienstes wie http://maps.yahoo.com leicht selbst überzeugen kann. Sie liegt im Herzen von New Orleans, in der Nähe des Louisiana Superdomes.

Quelle

Montag, 13. Februar 2006

Polyethylenglykol für einen Mammutstosszahn

Wenn man etwas Altes, über Jahrtausende vom Boden oder Eis perfekt Konserviertes ausgegraben hat, dann hören die Sorgen für das Museum nicht mehr auf. Denn jetzt muss der Mensch dem Zerfall mit Technik und Erfindergeist entgegenwirken. Sei's mit einem speziellen Kühlschrank wie beim Steinzeit-Ötzi, oder halt mit einem ganz speziellen Trank.

Mit PEG besser konserviert

Polyethylenglykol (PEG) heisst der Stoff, mit dem ein auf dem Gemeindegebiet von Weiach in der «Südgrube» gefundener Mammutstosszahn (128 cm lang) im Jahre 2003 konserviert wurde.

Ausgeführt wurde diese Arbeit von Henssen Palaeowerkstatt, einem in der Stadt Goch am Niederrhein nahe Holland angesiedelten Betrieb. Auf der Internetsite dieser Firma findet man schöne Bilder des Stosszahns sowie folgenden Text:

«Die schon seit Jahren in der Archäologie bewährte Methode zur Holztränkung wurde in den vergangenen Jahren auch immer mehr in der Geowissenschaftlichen Präparation zum Einsatz gebracht. Vor allem für eiszeitliche Zähne, Knochen und Holz, die einen sehr hohen Feuchtigkeitsgrad aufweisen, lassen sich mit Polyethylenglykol die besten Ergebnisse erzielen. Das während der Tränkung flüssige Wachs, ersetzt weitgehend das im Fossil enthaltene Wasser und füllt bestehende Risse. Die oft durch Trocknung entstehenden Spannungen und Risse werden vermieden und treten nach unserer Erfahrung auch nicht mehr auf. Der Vorteil gegenüber der Tränkung mit Kunststoffen z.B. Polyesterharz ist, das PEG wieder lösbar ist und bei Bedarf mit geeigneten Methoden ersetzt werden kann. Die Erfahrung der letzten 20 Jahre zeigen, das PEG im Vergleich mit anderen Konservierungsmethoden am besten abschneidet. Schädliche Lösemitteldämpfe oder Geruchsbelästigung in der Ausstellung oder Sammlung wie z.B. durch lösemittelhaltige Kunststoffe treten nicht auf

Wundersame Verwandlungen wie die durch Asterix' Zaubertrank sind davon nicht zu erwarten. Aber immerhin bessere Ergebnisse als früher: Die Risse im Mammutzahn wurden verfüllt, die Farbe des Elfenbein konnte mit seinem natürlichem Glanz erhalten werden.

Quelle

Sonntag, 12. Februar 2006

Februarwetter 1956

Einen gefrorenen Zürichsee sagte im Januar ein älterer Herr aus Winkel voraus. Bis jetzt hat es für den grössten See im Kanton noch nicht gereicht. Dafür müssten sich auch ganze 320 Kältegradtage ansammeln - für den Greifensee braucht es nur deren 130.

Von Kältegradtagen...

«Für Kältegradtage rechnet man die Tagesmitteltemperatur (ab Oktober) unter 0 Grad. Beispielsweise auf einfache Art die Maximal- und die Minimaltemperatur durch zwei – Algebra lässt grüssen. Bei Meteo Schweiz werden diese Werte alle zehn Minuten gemessen und ausgewertet. Ist das Tagesmittel minus ein Grad, zählt dies als ein Kältegradtag. Ist das Resultat an einem Tag minus 10, ergibt das eben gleich 10 Kältegradtage.» (Quelle: Maurmer Post)

Immerhin: der Greifensee war in der ersten Februarwoche schon teilweise zugefroren (s. z.B. den Bericht der NZZ vom 4. Februar) - seit 1991 hat man auf dieses Ereignis warten müssen.

Wird es diesen Winter noch so kalt wie in Polen und Russland? Dann dürften schon wenige Tage reichen und der Winkler Wetterprophet erhält recht. Oder blüht uns das Schicksal von Bayern mit endlosen Schneefällen? Wir werden sehen. Einstweilen muss ein Blick zurück genügen. Wir kommen hiermit...

... zum Wetter vor 50 Jahren

Am 14. Januar hat WeiachBlog über das Wetter im Januar 1956 berichtet. Nun folgt die Schilderung des Februarwetters 1956. Autor ist auch hier Walter Zollinger (1896-1986):

«Der Februar packt dann schärfer zu: die ganze erste Hälfte ist gekennzeichnet durch grosse Kälte, die an den frühen Morgen von -9 bis -23° (am 10.2.) sinkt, meist aber so um -14° steht. Wasserleitungen, Ablaufrohre und Güllentröge sind stark gefährdet, vereinzelte sogar bereits eingefroren. Die leider mit keinem Schnee bedeckten Getreidesaaten erfrieren stellenweise. Ein ziemlich bissiger Oberwind hilft mit, diese trockene Kälte zu erzeugen. Wenn auch an den Nachmittagen hie und da die Sonne scheint – sie vermag nicht gross zu mildern – die Abende und Nächte werden immer gleich wieder enorm kalt. Auch Schnee fällt leider sehr wenig, am 1. ca. 3 cm, am 7. noch geringer, in der Nacht vom 8./9. ca. 5 cm. Erst am 15. setzt ein ziemlich heftiges Schneetreiben ein mit stürmischem Wind, sodass jetzt der Pfadschlitten fahren muss. – Die zweite Hälfte bringts nur noch an einem Morgen auf -17° und zweimal auf -14 bzw. -13°; sonst begnügt sie sich meist mit -10° oder höher und steigt an den Nachmittagen sogar, wenn die Sonne scheint, einigemale auf über 0°C. Der letzte Tag des Monats scheint eine Tauwetterperiode einleiten zu wollen; das Thermometer zeigt am frühen Morgen schon +2°, am Nachmittag +7° und abends -5°

Hans Meier, alt Gemeindeschreiber, erinnert sich noch sehr gut an diesen kalten Winter. Da sei er nämlich in der Rekrutenschule gewesen. Und sie hätten grauenhaft gefroren damals.

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1956 – S. 2 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1956).
  • Fluck, V.: Eine «Seegfrörni» auf dem Zürichsee? Winkler «Wetterfrosch» sieht nach alter Methode das Wetter voraus. In: Neues Bülacher Tagblatt, 21. Januar 2006.
  • Friert der See ganz zu oder nicht? Schlittschuhe werden anprobiert und Wetten abgeschlossen. In: Maurmer Post, Ausgabe 5 ⁄ Freitag, 3. Februar 2006.
  • Spiegelblankes Eis und frierende Schwäne. Nun ist auch der Greifensee zugefroren. In: Neue Zürcher Zeitung, 4. Februar 2006.

Samstag, 11. Februar 2006

Haus Bianchi von 1828 soll abgerissen werden

Die alten Gebäude in unserer Gemeinde verschwinden. Langsam, aber wie es scheint unaufhaltsam.

Das Raumprogramm befriedigt die neuen Besitzer nicht, die Räume sind zu dunkel, die Bausubstanz nicht mehr über alle Zweifel erhaben und was der Gründe mehr sein können, ein altehrwürdiges Haus einfach abzureissen statt es zu renovieren.

Baggerzahn droht im Oberdorf

Vor allem im Oberdorf sind eine ganze Reihe alter Häuser vom Abbruch bedroht. Den Baugespannen sieht man an, dass neu auch das Haus Bianchi (Oberdorfstrasse 20) dazugehört.

In den Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Ausgabe Februar 2006, ist das Abbruchprojekt ausgeschrieben.

Seit Jahrhunderten ein Bauplatz

Ungefähr an diesem Platz stand bis zum Jahre 1706 die alte Weiacher Dorfkirche. Bleibt zu hoffen, dass bei den Bauarbeiten auf allfällige noch vorhandene alte Fundamente geachtet wird.

Bereits vor 1812 ist ein Vorgängerbau des heutigen alten Bauernhauses nachgewiesen (Assekuranz-Nummer 14). Die Grundsubstanz des heutigen Wohnhauses mit Garage stammt nach Angaben der Gebäudeversicherung aus dem Jahre 1828 (er erhielt ebenfalls Nr. 14, ab 1895 Nr. 27, ab 1955 die Nr. 276 und seit der Vergabe der Polizeinummerierung zusätzlich die Nr. 20).

Für weitere Informationen zu den früheren Besitzern muss man sich ans Staatsarchiv des Kantons Zürich wenden (noch bis Ende Februar geschlossen) und dort die Lagerbücher der Gebäudeversicherung konsultieren (RR I 397a).

Freitag, 10. Februar 2006

Die Wahlen stehen vor der Tür

Am Wochenende wird gewählt. Wer sein Stimmcouvert noch nicht der Post übergeben hat, der kann jetzt nur noch zwischen dem direkten Weg zum Gemeindebriefkasten oder den Öffnungszeiten des Stimmlokals wählen.

Reminder vom NBT

Unter dem Titel «Die Wahlen in der Region» bringt das heutige «Neue Bülacher Tagblatt» (NBT) im Lead eine Übersicht zu einigen Gemeinden im Bezirk Dielsdorf: «Zu Kampfwahlen im Gemeinderat kommt es in Dänikon und in Otelfingen. Neue Gemeindepräsidenten wird es in Dänikon, Hüttikon, Niederweningen und Schöfflisdorf geben. In Boppelsen, Schleinikon und in Weiach stellt sich der gesamte Gemeinderat für eine weitere Amtsdauer zur Verfügung

Der Artikel listet dann die wichtigsten Kandidaten der genannten Gemeinden auf, an letzter Position Weiach - wie im Alphabet vorgesehen:

«Im Gemeinderat machen alle weiter: Gregor Trachsel (parteilos) als Präsident sowie Boris Macullo (parteilos), Ernst Eberle (parteilos) Max Griesser (parteilos) und Kurt Leutwiler (parteilos). In der RPK tritt Bruno Baumgartner als Präsident wieder an. Weiter machen auch Daniel Elsener, Brigitte Griesser und Heidi Meier als Ersatz. Neu zu haben sind Manuela Kläui und Elsbeth Ziörjen. Als Gemeindeammann und Betreibungsbeamter bewirbt sich neu Walter Albrecht. Für die reformierte Kirchenpflege stellen sich Karin Klose als Präsidentin, Monika Baltisser, Silvia Rusterholz, Martin Senn und Karel Smolders erneut zur Verfügung. Neu interessieren sich Christina Odermatt und Heidi Schenkel für die Mitarbeit

Dass der Informationsgehalt nicht wesentlich über das bisher Bekannte hinausgehen würde (vgl. WeiachBlog vom 21. Januar) war zu erwarten. Aber immerhin liest man wieder einmal schwarz auf weiss gedruckt, dass Parteipolitik in Weiach keine Rolle spielt. Jedenfalls nicht dann, wenn es darum geht, jemanden in ein öffentliches Amt zu wählen. (vgl. WeiachBlog vom 4. Januar)

Quelle

Donnerstag, 9. Februar 2006

Strassenbauten, Jubiläen und eine Abortanlage

Im heutigen Beitrag gibt's wieder einen Zeitsprung in die Fünfzigerjahre. Mitten hinein in Zollingers Gemeindechronik zum Jahr 1955.

Kommunaler Strassenbau

Unter den bereits publizierten Zeilen über die ersten Bauarbeiten an der neuen Kanalisation (WeiachBlog vom 13. Januar 2006) hat Walter Zollinger zu den weiteren Aktivitäten der politischen Gemeinde noch folgende drei Informationshäppchen zu Papier gebracht:

«Sodann wurde an der Bauhalden- und Haggenbergstrasse gearbeitet, die von der Badanstalt weg der ganzen NW-Halde entlang, dann nach S umbiegend zum Haggenberg hinauf führen soll. Es sind vorerst ansehnliche Holzhauarbeiten und Sprengungen vorzunehmen.»

Bei diesen Arbeiten ereignete sich ein Sprengunfall mit Todesfolge. Davon wird in einem späteren Beitrag auf WeiachBlog noch die Rede sein. -- Die damals noch relativ neue, heute aber nicht mehr existierende Badanstalt Weiach befand sich im Maastälchen (mehr dazu im Artikel "Getrübte Badefreuden"; Weiacher Geschichte(n) Nr. 45).

700 Jahre Kaiserstuhl

«Am 31.7.55 fand die 700-Jahrfeier des Bestehens des Nachbarstädtchens Kaiserstuhl statt, zu der natürlich auch Vertretungen unserer Gemeindebehörden geladen waren. Zinnkrug und Becher, versehen mit Widmung und Wappen, wurden dem feiernden Nachbarort als Festgabe überreicht

Diese Art der Ehrengabe hat Tradition. Schon zu den Zeiten der alten Eidgenossen waren solche Trinkgefässe - je nach Stand des Schenkenden wie des Beschenkten unterschiedlich teuer und aufwendig in der Ausführung - ein beliebtes Gastgeschenk.

Anlässlich des 750-Jahr-Jubiläums unseres Nachbarstädtchens widmete sich ein Artikel der Weiacher Geschichte(n) den Beziehungen Weiachs zu Kaiserstuhl. Er erklärt auch, warum selbst bei Kaiserstuhl nicht sicher ist, wie alt das Städtchen wirklich ist.

Abortgebäude Vers.-Nr. 696

«Ein von Kaiserstuhl und Weiach, gemeinsam mit den S.B.B. durchgeführtes kleines Bauwerk ist die neue Abortanlage der Station. Auch der „Bahnhofplatz“ nordwestlich des Aufnahmegebäudes ist dabei recht hübsch umgestaltet worden (Brunnen, Ruhebänke, Blumenbeet).»

Über dieses Gebäude und seinen heutigen Dornröschenschlaf hat WeiachBlog am 4. Dezember berichtet.

Mittwoch, 8. Februar 2006

Nach sieben Jahren wieder ein Turner-Chränzli

Die Ankündigung zur Abendunterhaltung des TV Weiach war völlig unspektakulär. Jedenfalls deutet auf Seite 29 der Februar-Ausgabe der MGW nichts darauf hin, dass seit dem letzten «Chränzli» schon sieben Jahre vergangen sind. Auf diesen interessanten Umstand wies das Neue Bülacher Tagblatt in seiner gestrigen Ausgabe hin.

Ein Lebenszeichen

Dass überhaupt ein solcher Anlass zustande kommt, ist nämlich nicht selbstverständlich. Wie alle Dorfvereine haben auch die Weiacher Turner mit Mitgliederschwund zu kämpfen. «Vor sieben Jahren war in den turnenden Vereinen Weiachs ein personeller Rückgang zu beklagen. Als sich dann gar die Damenriege auflösen musste, konnte lange keine Abendunterhaltung mehr durchgeführt werden», schrieb NBT-Korrespondent Lukas Fehr.

Umso erfreulicher ist dieses Zeichen der Vitalität. Am Samstag, 4. März trugen nicht weniger als fünf Weiacher Formationen zum Erfolg bei: Turnverein und Jugendriege, Männerriege, Frauenturnen und MUKI-Turnen. Verstärkt wurden sie durch eine Gymnastikgruppe des TV Embrach.

Der Präsident des Turnvereins, Urs Schenkel, habe sich über die gelungene Vorstellung gefreut, berichtet Fehr. Dazu dürfte sicher auch beigetragen haben, dass das Chränzli mit 300 Personen gut besucht und die Mehrzweckhalle «Hofwies» fast voll war.

Motto «Traumjob»

Die Besucher hätten «ein farbenfrohes Programm geboten» bekommen. Auch davon war leider in der MGW-Ankündigung nur verschlüsselt die Rede. Oder ist etwa Geldsackschleppen als Dagobert Duck ein «Traumjob»? Unter diesem Motto lief der Abend nämlich.

Die Turndarbietungen begleiteten den Protagonisten «Hans von der Bühne» auf seiner Suche nach dem idealen Beruf. Seine Berufsberater habe er Schritt für Schritt zum Wahnsinn getrieben, schreibt Fehr, und so sei am Ende die Erkenntnis gestanden: «Wer selber keinen Beruf findet, hilft Andern bei der Suche nach einem».

Und natürlich wäre auch dieses Chränzli ohne Tombola nur ein halbes gewesen. Die Preise dürften in dieser Zeit der Euromillions-EUphorie sicher etwas bescheiden gewirkt haben. Aber Weiach ist ja auch nicht Europa.

Quellen

  • Abendunterhaltung TV Weiach; Samstag 4. Februar 2006. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach (MGW), Februar 2006, S. 29.
  • Fehr, L.: Nach sieben Jahren auf Traumjob-Suche. Gut besuchtes Weiacher Turnerchränzli. In: Neues Bülacher Tagblatt, 7. Februar 2006.

Dienstag, 7. Februar 2006

Schnellste Zürcher Nachwuchs-Snöber

Ohne die Volltextsuche der Pressedatenbank Swissdox wäre mir die kleine Notiz rechts unten auf Seite 11 im gestrigen Tages-Anzeiger kaum aufgefallen:

Die schnellsten Züri-Snöber kommen aus der Nordwestecke des Zürcher Unterlandes. Alexandra Surenmann und Lars Nobs, beide 15-jährig und aus dem Oberdorf, räumten im grossen Stil ab und holten sich in zwei Rennen je den Gesamtsieg in den Kategorien Mädchen Snowboard und Knaben Snowboard.

Ort der Handlung: das Wintersportgebiet Brunni am Nordfuss der Mythen auf Gebiet der Gemeinde Alpthal.

«140 Mädchen und Knaben haben am Samstag in Brunni SZ um die Titel Schnellster Züri-Schi und Züri-Snöber gekämpft. Auf den Ski siegten Pascale Jaggi (Zürich), Alice Holzer (Küsnacht) und Sina Kessler (Zürich) sowie Daniel Gerber (Hirzel), Fabian Haab (Hirzel) und Marco Krepelka (Zürich), auf dem Board Ann-Carolin Flesch (Küsnacht), Tirza Nievergelt (Zürich) und Alecandra Suremann (Weiach) sowie Till Eiholzer (Zürich), Roberto Barbieri (Schlieren) und Lars Nobs (Weiach). (klr)»

Aberaberau, Herr Redaktor... Wie kann man nur den Namen einer jungen Frau mit gleich ZWEI Fehlern entstellen? Sie heisst korrekt: Alexandra Surenmann. Zu Roger Kellers Ehrenrettung muss man immerhin festhalten, dass der Familienname auch im Original, der Rangliste der IG-Ski, bereits falsch geschrieben ist.

Auf Platz 4 der Kategorie Snowboard Knaben 3 klassierte sich übrigens Sridajan Thanawit, 15, ebenfalls aus Weiach.

Quelle
  • Keller, R.: Auf schnellen Kanten. In: Tages-Anzeiger, 6. Februar 2006 - S. 11

Montag, 6. Februar 2006

Wie Silogeruch die Lust auf Milch verdarb

Der langjährige Weiacher Dorfschullehrer Walter Zollinger war ein scharfer Beobachter der Umgebung seiner Wirkungsstätte. In seinen Äusserungen nahm er manchmal kein Blatt vor den Mund. Das gilt auch für die von ihm verfassten Protokolle (s. z.B. hier, S. 178, als Aktuar der Schützengesellschaft).

In seinen Jahreschroniken über die Gemeinde äusserte er sich ebenso kritisch; manchmal nannte er die Verantwortlichen gar beim Namen.

Mehr Milch dank Silofütterung

Letzteres ist im nachfolgenden Ausschnitt aus der Chronik zum Jahr 1956 nicht der Fall; die Kritik ist trotzdem deutlich. Zollinger bespricht die neuesten Entwicklungen im Bereich Milchwirtschaft:

«In den verflossenen Jahren sind eine Anzahl Bauern zur teilweisen Silofütterung übergegangen. Es stehen gegenwärtig in unserem Dorfe etwa 8 einfache oder Doppelsilos vor-, neben oder hinter verschiedenen Scheunen. Nicht grad immer zur Freude der Milchkonsumenten; denn der Geruch, den diese Milchlieferanten oftmals mit in die Hütte tragen, nimmt einem fast den "gout" zum Milchtrinken!!»

Mit dem "gout" ist der Appetit gemeint. Als "Hütte" (eigentlich "Sennhütte") wurde die ehemalige Ablieferungsstelle im Gebäude der Landwirtschaftlichen Genossenschaft an der Stadlerstrasse bezeichnet. Dort konnten die Konsumenten mit dem Kesseli ihre Milch holen; wer wollte erhielt auch kuhwarme Milch direkt ab Einlieferung. Damit ist es seit einigen Jahren vorbei. Die Milch wird heute durch einen Tanklastwagen direkt ab Hof abgeholt.

«Ueberhaupt hat sich ein ansehnlicher Teil unserer Bauern wieder auf vermehrte Milcherzeugung eingestellt. Während früher nur die Milchlieferanten, die auf weiter abliegenden Gehöften hausen, ihre Milch per Wägeli oder Anhänger in die Sammelstelle brachten, tun dies jetzt auch solche, die in der nächsten Nähe der Sennhütte wohnen. Und zwar deshalb, weil sie heute nicht mehr bloss einen Kessel oder eine Tanse dazu benötigen, sondern grad ein oder zwei grosse Milchkannen.»

Tansen konnte man noch auf dem Rücken zur Sammelstelle tragen, die viel grösseren und schweren Kannen jedoch nicht mehr.

«Die Milchablieferungen pro 1956 betrugen denn auch, lt. Angaben des Verwalters der Milchgenossenschaft, Herr Paul Graf-Meierhofer, 783'172 kg im Gesamtwerte von Fr. 325'008.--, gegenüber dem Jahr 1952 z.B. sind das rund 265'000 kg oder 51% mehr, wertmässig sogar 58,5 % mehr, nämlich für Fr. 120'000.- , da der Produzentenpreis erhöht wurde, was natürlich der Umstellung auf die Milchwirtschaft ebenfalls Vorschub tat.»

Rasante Entwicklung der Milchmenge 1952-1956

Hier verweist Zollinger auf die Chronik 1952, in die folgender Satz Eingang gefunden hat: «In die Sennhütte sind in diesem Jahre 518'310 kg Milch im Werte von rd. Fr. 205'000.- abgeliefert worden. Der grösste Teil hievon geht jeden Morgen an den Verband in Winterthur

In der Chronik 1953: «Der Milchertrag hat ebenfalls zugenommen; es wurden pro 1953 in der Sennhütte abgeliefert: 572'234 kg Milch, wofür den Lieferanten der schöne Betrag von Fr. 231'950.- ausbezahlt werden konnte

In den Chroniken der Jahre 1954 und 1955 findet man keinen Eintrag zur Milchwirtschaft.
Erstaunlich ist, dass eine Anhebung des mittleren Produzentenpreises um 2 Rappen pro Liter (von 39.5 auf 41.5 Rappen) eine solche Wirkung auf die produzierten Volumina hatte.

Quelle
  • Zollinger, W.: «Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1956» - S. 7.

Sonntag, 5. Februar 2006

Brandmelder entdeckt Dachschaden

Auch wenn in Weiach von Gemeindefusionen noch selten bis nie die Rede war - auf dem Gebiet der kollektiven Sicherheit ist die Kooperation mit den Nachbargemeinden gang und gäbe. Da bilden auch Bezirksgrenzen kein Hindernis.

10 Jahre Sicherheitszweckverband

Was bei der Abwasserentsorgung bald Wirklichkeit wird, ist bei der Feuerwehr schon seit 10 Jahren Realität. Die Ortsfeuerwehr Weiach hat sich im Jahre 1996 mit dem Pikett Glattfelden und der Ortsfeuerwehr Stadel zum Sicherheitszweckverband Glattfelden-Stadel-Weiach (auch als GlaStaWei bezeichnet) zusammengeschlossen. Er besteht aus je einer Einsatzgruppe pro Gemeinde, entsprechend den alten Ortsfeuerwehren, sowie den Elementen des früheren Piketts Glattfelden. Einbezogen sind mit der Einsatzgruppe der ZSO auch die lokalen Zivilschutzorgane (siehe das Organigramm) .

Auf der Website http://www.feuerwehrweiach.ch/ findet man Einträge zu Einsätzen und anderen Neuigkeiten. Manche sind lustig (Rettung von Katzen am Neujahrstag), andere schaurig und einige lassen einen sogar an verborgene Fähigkeiten der Technik glauben.

Unruhige Dezembernacht

So war WeiachBlog bis heute unbekannt, dass unser Ortsmuseum die Feuerwehr in derselben Dezembernacht gleich zwei mal auf Trab brachte:

17.12.2005 02:55; Ortsmuseum Weiach- Automatischer Brandalarm- Aufgebot Gruppe “Brandmeldeanlage Weiach“, 27 Angehörige der Feuerwehr ausgerückt- Fehlalarm, keine Störung erkennbar

17.12.2005 04:54; Ortsmuseum Weiach- Automatischer Brandalarm - Aufgebot Gruppe “Brandmeldeanlage Weiach“, 19 Angehörige der Feuerwehr ausgerückt- Fehlalarm, ausgelöst durch Wassereintritt (undichtes Dach) in eine Verteildose und einen Brandmelder

Kaum zu glauben, wofür Brandmelder auch noch gut sein können. Jetzt weiss die Gemeinde immerhin, was sie zu tun hat: endlich den Dachschaden ihres Museums reparieren lassen. Hoffentlich hat sie auch an ein kleines Dankeschön an die Mannen der Ortsfeuerwehr gedacht.

Samstag, 4. Februar 2006

Einwohnerzahlen mit deutlichem Abwärtstrend

Bis zum Jahre 2002 war der Trend bei den Einwohnerzahlen der Gemeinde Weiach ein klar steigender. Die "magische" Grenze von 1000 Einwohnern wurde überschritten und alles sah danach aus, als ob es in diesem Stil weiter ginge. Ein stürmisches Wachstum wie in den 90er-Jahren, mit Zuwachsraten bis zu 5.7 % pro Jahr.

Das war aber nicht der Fall, wie man den neuesten Zahlen entnehmen kann. Aus heutiger Sicht muss 2002 als Wendepunkt bezeichnet werden. Hatten damals Ende Jahr noch 1014 Personen ihren zivilrechtlichen Wohnsitz in der Gemeinde, waren es 2003 nur noch 971. 2004 ging's zwar mit 986 wieder leicht aufwärts. Ende 2005 zählte die Gemeinde jedoch nur noch 959 Einwohner. Minus 2.7 % zum Vorjahr.

Trotz des Neubaus eines Mehrfamilienhauses anstelle der grossen Scheune zwischen unterer Oberdorfstrasse und Stadlerstrasse hat die Bevölkerung also per 31. Dezember 2005 erneut klar abgenommen. Überwogen 2004 die Zuzüge noch die Wegzüge, so stehen für das jüngst vergangene Jahr bei 90 Wegzügen und 6 Todesfällen lediglich 67 Zuzüge und 2 Geburten zu Buche.

Gründe für Rückgang unklar

Warum der Rückgang? Darüber lässt sich nur spekulieren. Befragungen der Wegziehenden gibt es meines Wissens nicht.

Nach dem Vollausbau aller Quartierpläne wurde seitens der Gemeindeverwaltung mit einer weiteren Steigerung der Einwohnerzahlen bis auf ca. 1500 Personen gerechnet.

Nun hat der heftige Streit um das Anflugregime am Flughafen Zürich-Kloten (Stichworte: Südanflüge, gekröpfter Nordanflug, etc.) offenbar zu einer Verunsicherung geführt. Gebaut wird zwar noch, aber nicht mehr in derart grossem Stil wie noch in den 90er-Jahren.

Ein weiterer Grund könnte darin liegen, dass Weiach in der Mitte des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts nicht mehr den tiefsten Steuerfuss des Kantons aufweist, wie das noch ein Jahrzehnt zuvor der Fall war. (NZZ, 15. Dezember 1995)

Quellen
  • Höber, H.: Weiach erhält tiefsten Steuerfuss im Kanton. In: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 292, 15. Dezember 1995 – S. 55.
  • 1000 Einwohner – Weiach durchbricht eine «Schallmauer». Weiacher Geschich­te(n) 8. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Juli 2000 – S. 15-16.
  • Gemeindestatistik 2005. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Februar 2006, S. 10-11.

Freitag, 3. Februar 2006

Noch ein Zürcher Unterland-Portal

Manchmal staunt man schon etwas. Neben dem gestern besprochenen zuol.ch, dessen Betreiber offensichtlich etwas von Google-Optimierung verstehen und für den Begriff "Weiach" konstant Toprankings erzielen, gibt es noch ein weiteres Portal. Von dem habe ich aber bis vor kurzem noch nie etwas gehört: http://www.zuercher-unterland.ch/

Das kommt wohl daher, dass ich selten nach "Zürcher Unterland" google. Da ist dieses Portal nämlich ganz zuoberst unter den Nicht-Zahlenden. Leider sind aber die Gemeinden des Unterlandes nicht als Schlagworte präsent, so dass man es bei Eingabe von "Weiach" schlicht nicht findet.

Ausserdem: seit September ist die Gemeinde Weiach nun online, aber bei der Firma Qualidesign hat das leider bis heute niemand bemerkt.

Positiv ist, dass es für die User völlig gratis und das Design nach meinem Dafürhalten hübscher ist als bei der Konkurrenz zuol.ch. Es wäre eigentlich zu wünschen, dass sich mehr Vereine auf http://www.zuercher-unterland.ch/ präsentieren. Man muss ja nicht unbedingt eine eigene Website haben dafür. Kontaktadressen reichen auch. Also: ran an's Füllen der Webformulare!

Donnerstag, 2. Februar 2006

Wenn einem Urgeschichte völlig reicht...

... dann ist man auf der Weiach-Seite von zuol.ch genau richtig.

Dort war neben Angaben zu den Steuerfüssen ausser dem Vermerk "Für diese Gemeinde ist noch keine Geschichte erfasst" lange gar nichts weiter zu lesen.

Ein Link auf die Wikipedia

Jetzt findet man an derselben Stelle seit einiger Zeit den Abschnitt Ur- und Frühgeschichte aus dem Wikipedia-Artikel über Weiach. Und nur diesen Abschnitt. Den Rest schenkt man sich bei zuol.ch.

Immerhin hat sich der Webmaster hier die Mühe genommen, noch einen Quellenvermerk samt Link zu setzen.

Fröhliches Textabkupfern

Das ist bei den meisten anderen Gemeindeporträts auf zuol.ch nicht einmal im Ansatz der Fall. Stammen die Texte von den historischen Seiten der Gemeindewebsites? Im Fall von Boppelsen offenbar nicht. Weiter habe ich die Überprüfung nicht getrieben.

Aber es sei hier doch festgehalten: auf der Seite für Niederweningen steht der obenerwähnte Vermerk noch; und neben Neerach und Schöfflisdorf ist der westlichste Wehntaler Ort eine der wenigen Unterländer Gemeinden, die noch keine offizielle Website führt. Auch das Umgekehrte gibt's: Die Seite über Steinmaur führt den Vermerk; diese Gemeinde hat aber eine eigene Website.

Umso spannender die Frage, woher all die Texte stammen und wer sie verfasst hat. Sind Quellenangaben denn zuviel verlangt?

Riegelhäuser in der Mehrzahl

Interessant ist auch die Bildauswahl. Bei der Betreiberin der Website zuol.ch, der Mark Told GmbH in Hochfelden, scheint man eine ausgesprochen ausgeprägte Vorliebe für Riegelhäuser zu haben. Ein bisschen Lokalkolorit schadet tatsächlich nicht. Und wenn man beim Fotografieren den richtig alten und fachgerecht restaurierten Objekten den Vorzug gibt, dann ist den Bauernhäusern sogar anzumerken, dass sie im Unterland und nicht im Weinland oder sonstwo stehen...

Welches die Unterschiede sind, das kann man diesem sorgfältig gestalteten und fundierten Bildband entnehmen: Hermann, I.: Die Bauernhäuser des Kantons Zürich. Band 3: Zürcher Weinland, Unterland und Lim­mattal. Basel, 1997.

Mittwoch, 1. Februar 2006

Pfarrkapitel: Von Regensberg nach Eglisau und zurück

Die älteste überlieferte bildliche Darstellung des Weiacher Wappens findet man (nach gegenwärtigem Stand des Wissens) in einem alten Dekanatsbuch.

Es wird unter der Signatur E IV 16 Regensberg im Staatsarchiv des Kantons Zürich aufbewahrt und trägt den Titel: Acten- und Decanats = Buch Eines Ehrwürd. Regensberger Capituls. In dißere Ordnung gebracht auf die Zeit des andren Jubilaei der Reformiert-Eidgnössischen Kirchen. MDCCXIX per Joh. Philibert Tobler t. temp. Cam. C. (siehe rechtes Blatt auf dem Bild, links das Lamm Gottes)

Der handschriftlich geführte Foliant wurde also 1719 von einem Pfarrer Tobler in Otelfingen angelegt, der damals Kammerer (Cam.) des Pfarrkapitels Regensberg war. Mit dem Jubiläum ist der zweihundertste Jahrestag des Beginn der Ära Zwingli – und damit der Zürcher Reformation gemeint. Die zu jeder Kapitelsgemeinde ins Buch gemalten Wappen werden auf das Jahr 1719 datiert, so auch das von Weiach.

Im Regensberger Kapitul

Sonst steht zu Weiach nichts weiter in diesem Buch – aus einem einfachen Grund: der Umteilung in ein anderes Pfarrkapitel kurz vor 1719. Doch zuerst: was ist ein Pfarrkapitel?

Sämtliche Pfarrer des Zürcher Stadtstaats «waren organisatorisch auf mehrere Pfarrkapitel aufgeteilt. Seit 1532 bestanden folgende acht Kapitel: Stadt-Kapitel (bis 1803 ohne eigenen Dekan), Zürichsee-Kapitel, Freiamts-Kapitel, Steiner Kapitel, Winterthurer Kapitel, Elgger Kapitel, Wetziker Kapitel und Regensberger Kapitel», schreibt Hans-Rudolf Pfister vom Staatsarchiv Zürich. «Jedem Pfarrkapitel stand ein Dekan vor, der von der Kirchensynode aus einem Dreiervorschlag des Kapitels gewählt wurde. Er führte die Aufsicht über das Pfarrkapitel und visitierte die Geistlichen seines Kapitels. Sein Stellvertreter war der Kammerer (oder Camerarius).»

Zum neuen Eglisauer Kapitel

Nach der Reformation gehörte Weiach also fast zwei Jahrhunderte zum Regensberger Kapitel (auch zur Zeit der gestern besprochenen drei Pfarrer). Im Jahre 1651 gelangte der grösste Teil des Rafzerfeldes endgültig unter die Kontrolle des Zürcher Stadtstaates. Damit wurde das Regensberger Kapitel wohl zu gross. Im Jahr 1712 wurden jedenfalls die Gebiete am Rhein abgespalten. Mit zum neuen Eglisauer Kapitel gehörten neben Weiach und den Gemeinden des Rafzerfelds auch die von Zürcher Pfarrern betreuten Gemeinden Tegerfelden und Zurzach im heutigen Kanton Aargau.

Einer der ersten Dekane des Eglisauer Kapitels war ab 1715 der Weiacher Pfarrer Hans Rudolf Wolf, dessen Grabplatte heute in der Kirchenmauer eingelassen ist.

Die Kapitelseinteilung von 1712 überlebte selbst die Umwälzungen in der Helvetischen Republik; sie blieb bis zur Staatsumwälzung von 1831 praktisch unverändert bestehen. 1798 wurden lediglich die nicht mehr zu Zürich gehörenden Gemeinden umgeteilt.

Und wieder zurück - zum Bezirk Regensberg

1831 ging das Recht, den eigenen Pfarrer selbst zu wählen, an die Kirchgemeinden über. Für Weiach ergab sich überdies erneut ein Wechsel des Pfarrkapitels, denn «das "Gesetz über die Organisation des Kirchenwesens des Cantons Zürich" vom 25. Oktober 1831 bestimmte die Neueinteilung der Pfarrkapitel nach den Grenzen der neu gebildeten Bezirke. Als neue kirchliche Aufsichts- und Verwaltungsbehörde wurde die Bezirkskirchenpflege geschaffen, die aus fünf Mitgliedern bestand und vom Dekan des Pfarrkapitels präsidiert wurde.»

Die obigen Zitate stammen aus dem seit Dezember 2005 in digitalisierter Form vorliegenden Findbuch der Archivabteilung E IV Kapitelsarchive (pdf). Dies ist nur eines von mehreren bereits im Internet verfügbaren Repertorien des Staatsarchivs des Kantons Zürich. Als Repertorium oder Findbuch wird ein Verzeichnis zu einem Archivbestand bezeichnet. Der Begriff «Repertorium» ist abgeleitet von dem lateinischen «reperio», was «auffinden, entdecken, ermitteln» bedeutet (vgl. Wikipedia).