Sonntag, 19. November 2006

Weiacherstern auf altem Dachziegel?

In den Archiv-Beständen des Ortsmuseums Weiach ist Zollingers Ortsgeschichte-Ordner eine der ergiebigsten Quellen überhaupt.

[Hinweis vom 14.9.2017; Handschriften-Vergleich hat ergeben, dass die Abschriften im Ortsgeschichte-Ordner überwiegend nicht von Zollinger sondern von Pfister stammen dürften, vgl. auch Zollinger 1972, Vorwort des Verfassers].

Da findet man u.a. ein mit einer Handzeichnung versehenes Dokument, das zwar leider keinen Urhebervermerk trägt. Dafür aber nachstehende mit rotem Farbband maschinengetippte Erläuterung:

«Am 13.6.1941 fand Maurer Griesser auf dem Dach von Ernst Baumgartner, Friedensrichters, im Oberdorf den oben [hier: links abgebildet] gezeichneten Ziegel mit dem achtzipfligen Stern im Fünfeck. Unten links Handwerkerzeichen? Rings um das Fünfeck mit Spachtel eingegrabene Strahlen die sich schneiden.

Handelt es sich um den im Weiacherwappen vorkommenden Stern?

Sehr wahrscheinlich stammt der Ziegel aus der Ziegelei, die ehemals unter dem Gemeindehaus stand. (heute findet sich dort das Haus der Frau Nepfer-Demuth)

Zwei Tage vor diesem, fand ich auf Rafen unter demselben Dach zwei Hohlziegel mit der Jahrzahl 1688.
»

Dem Heimatkundeunterricht sei Dank

Wer ist dieser Ich-Erzähler? Es handelt sich ziemlich sicher um den früheren Weiacher Lehrer Adolf Pfister, der zwischen 1936 und 1942 ortsgeschichtliches Material zusammentrug. Das muss man jedenfalls aus dem bereits anderweitig auf WeiachBlog zitierten, im November 1941 in der Bezirksschule in Kaiserstuhl gehaltenen Vortrag von Ruth Bersinger schliessen (vgl. Beitrag vom 28. August).

Interessant ist die in oben abgebildeter Ritzzeichnung hervortretende Andeutung der Facettierung des Sterns, wie sie früher üblich war - so z.B. auf der ältesten Darstellung eines Weiacher Wappens von 1719 (Dekanatsbuch des Kapitels Regensberg) oder auch in der Wappentafel von Krauer, die um 1860 gedruckt wurde (vgl. Weiacher Geschichte(n) Nr. 84 für Abbildungen).

Alt Ortsmuseumspräsident Hans Rutschmann vermutet, bei dem Geritzten handle es sich um blosses Feierabendgekritzel. Was den Stern anbelangt bin ich da anderer Meinung. Die Analogien zum achtzackigen Stern nach Krauers Wappentafel sind jedenfalls augenfällig. Lediglich die Teilung des Sterns durch den Zürcherschild ist nicht vorhanden. Die findet man aber auch auf der Gesangvereinsfahne von 1860 und den Glocken von 1843 nicht.

Standorte des Funddaches und der Ziegelei

Dieses ergiebige Dach von Ernst Baumgartner, Friedensrichters, gibt es heute noch. In renoviertem Zustand natürlich. Es handelt sich um das Haus Baumgartner-Brennwald an der Oberdorfstrasse 26, Vers.-Nr. 286, mit technischem Baujahr 1782. Die Hohlziegel waren also zur Bauzeit fast hundert Jahre älter und stammen möglicherweise von einem Vorgängerbau an gleicher Stelle. Das nennt man sparsamen Umgang mit Ressourcen.

Das kleine Haus der Frau Nepfer (s' Näpferhüsli) auf dem Platz zwischen dem Alten Gemeindehaus und der Abzweigung Luppenstrasse steht schon seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. Dort hat die Gemeinde 1985 ein modernes Mehrfamilienhaus errichten lassen.

Quellen
  • Zollinger, W.: Ortsgeschichtlicher Ordner. Archiv des Ortsmuseums Weiach, noch ohne Signatur
  • Bersinger, R.: "Weiach!" 20Min-Vortrag in der Bezirksschule Kaiserstuhl. Handschrift, 10 Seiten. Zusammengestellt im November 1941. Xero-Kopie im Archiv des Ortsmuseums Weiach.
  • Brandenberger, U.: Dorfzeichen, Wappen und Logo. Wie unsere Gemeinde zu ihren Erkennungszeichen kam (Teil 1). Weiacher Geschichte(n) Nr. 84. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, November 2006 - S. 11-15.

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