Mittwoch, 31. Mai 2006

Verderbliches Schlossengewitter

Heute vor 168 Jahren erlebte Weiach ein Gewitter, an dessen vernichtende Folgen man sich noch Jahre danach erinnerte. Die Schilderung im Kirchturmdokument N° 8 vom 20. August 1855 war derart eindrücklich, dass sie vom Ortshistoriker Walter Zollinger in seine 1972 erschienene Monographie zur Geschichte von Weiach aufgenommen wurde.

Vergleich handschriftliche Quelle mit gedruckter Ortschronik

Unter dem Titel «Von Krankheiten, Viehseuchen, Brandfällen, Erdbeben und Unwettern» zitiert er zum Jahre 1838:

«vom 29. Mai bis 1. Brachmonat waren vier Gewitter, von denen das am 31. Mai die nordwestliche Grenzgegend mit einem der verderblichsten Schlossengewitter heimsuchte. Die junge Saat stand total zernichtet; Bäume und Reben kahl und aufs schrecklichste beschädigt da; keine Fensterscheibe an der untern Seite der Kirche blieb verschont. Am darauffolgenden Tage konnte man noch 5 /4 zöllige Hagelkörner aufschöpfen; 17 Eichen wurden von des Sturmes Gewalt umgerissen; Schaden auf 2300 fl geschätzt.»

Das ist nicht 1:1 der Text der eingangs erwähnten, von Pfr. C. Hirzel verfassten und von Jakob Morf geschriebenen Urkunde, die im August 1855 ihren Weg in die Kirchturmkugel fand (2. Seite unten, 3. Seite oben). Dort steht nämlich:

«Im Jahre 1838 wurde diese Gegend, den 31. Mai, von einem unerhörten Gewitter sehr hart betroffen, die junge Saat stand total zernichtet, Bäume und Reben kahl und aufs schrecklichste beschädigt da, keine Fensterscheibe an der untern Seite der Kirche blieb verschont, am darauffolgenden Tage konnte man noch 5/4 zöllige Hagelkörner aufschöpfen; 17 Eichen wurden von des Sturmes Gewalt umgerissen. (v. Armenprotokoll pag. 6).»

Die Information, dass es gleich vier Gewitter waren, der Begriff Schlossengewitter und die Schadenschätzung wurden also offenbar von Zollinger eingefügt. Unbekannt ist u.a., woher er die Zahl von 2300 Gulden hat - möglicherweise aus dem Armenprotokoll, auf das oben verwiesen wird.

Hagel und Schlossen: von Adelung bis Wikipedia

Je nach Quelle werden unter der Bezeichnung «Schlossen» grössere Hagelkörner verstanden oder darin ganz einfach ein Synonym für Hagel gesehen. So steht im Adelung von 1811:

«Der Hagel, des -s, plur. inus. ein Nahme, der verschiedenen Arten, mehrentheils runder Körner beygeleget wird. 1) Den gemeiniglich runden Stücken Eis, welche aus der Luft fallen und aus gefrornen Regentropfen bestehen, und welche, wenn sie groß sind, auch Schloßen genannt werden; als ein Collectivum. Vom Hagel getroffen werden. Man hat Stücken Hagel gefunden, welche über drey Loth wogen. Es siehet so weiß aus wie ein Hagel, im gemeinen Leben, wo man auch wohl hagelweiß sagt. Daß dich der Hagel! ein in den niedrigen Sprecharten üblicher gelinder Fluch. Von einzelnen Stücken Hagels gebraucht man das Wort Hagelkorn. In Baiern wird der Hagel Schauer, ingleichen Steinel, eigentlich Steinlein genannt. Der Schauer heißt in anderem teutsch der Hagel, Buch der Natur 1483. 2) Gegossene Körner von Bley, womit man nach allerley kleinem Wildbret und nach Vögeln schießet, und welche auch Schrot genannt werden; gleichfalls als ein Collectivum. 3) In der Geschützkunst werden alle Stücke gehauenen Eisens, kleine bleyerne Kugeln, auch wohl kleine Granaten, so fern sie aus Mörsern, Haubitzen u. s. f. geschossen werden, Hagel genannt. Anm. In der ersten Bedeutung schon bey dem Notker Hagel, im Angels. Hagol, im Schwed. Hagel, im Engl. Hail, im Finnländ. Hauli. [...]»

Und etwas weiter unten: «Hageln, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, aber nur in unpersönlicher Gestalt üblich ist. Es hagelt, d. i. es fällt Hagel vom Himmel. In Baiern es steinelt, es schauert, bey dem Kaisersberg es hurnigelt. Wenn große Stücke Hagels fallen, sagt man im Hochdeutschen es schloßet».

In der deutschsprachigen Wikipedia findet man folgende Definitionen:

«Hagel ist eine Form von Niederschlag, die aus Eisklumpen besteht. Zur Abgrenzung spricht man erst bei einem Durchmesser von über 0,5 Zentimetern von Hagel bzw. Eishagel, darunter von Graupel. Bei Aggregaten von Schneeflocken mit einem Durchmesser unter einem Millimeter spricht man von Griesel».

Auch zum Thema Schlossen gibt es einen Hinweis: «Die ebenfalls gebräuchliche Bezeichnung Schloße für ein Hagelkorn ist namensgebend für schlohweiß (dissimiliert aus schloßweiß), bedeutet also: "weiß wie ein Hagelkorn" und bezeichnet einen hellen, fahlen Weißton».

Wie viel sind 5/4 Zoll ?

Legt man einen englischen Zoll nach heutigen Massstäben zu Grunde, so ist 1 Zoll = 2.54 cm; als er in Deutschland noch gebräuchlich war, mass 1 Zoll in der Regel zwischen 2.3 und 2.6 cm - je nach Region (vgl. Wikipedia zum Zoll als Masseinheit).

In der Schweiz galt ab Herbst 1835 das Konkordat über eine gemeinsame schweizerische Maß- und Gewichtsordnung vom 17. August 1835, welches festlegte: 1 Zoll = 1/10 Fuß = 0,03 m = 3 cm.

5/4 Zoll waren also 3.75 cm. Ganz ordentlich für Hagelkörner, richtige "Hagle" (in der Bedeutung "gemeiner niedriger Pöbel, zusammengelaufenes Volk" - eine weitere Definition die man im Adelung findet) . Vor allem wenn man bedenkt, dass sie noch am Folgetag so gross waren!

Quellen

Dienstag, 30. Mai 2006

Brief von 1883 auf ebay zu haben

Über den Google-Alert bin ich auf diesen Eintrag gestossen:
«eBay: 1883 Bahndokument mit seltenem Stempel WEIACH (Artikel ... - Deep result - Rank 74».

Da wird ein Stück Weiach verkauft. Also bei Ebay eingestiegen und die dortige Suchmaschine verwendet.

Das Resultat ist obiges Bild. Ein Brief an die Handlung von Herrn J. Liebert in Weiach. Wieder ein Mosaikstein mehr für die Ortsgeschichte. Er gibt einen Ladeninhaber zu einem bestimmten Zeitpunkt (konkret: 7. September 1883) und die Schreibweise des Ortsnamens, die damals bereits wie heute verwendet wurde - nicht mehr in der alten Form Weyach.

Und wenn ich bis zum Ablauf der Auktion noch herausfinde, wie man sich etwas ersteigert und mich keiner überbietet, dann wird hier später sogar noch etwas über den Inhalt zu lesen sein.

Montag, 29. Mai 2006

Alle @schweiz.ch-Mailaccounts gefährdet

Die Tage meiner seit Jahren für die «Weiacher Geschichte(n)» verwendeten Front-Adresse «weiacher.geschichten@schweiz.ch» sind wohl gezählt.

Der Grund: Nachdem der Bund jahrelang geschlafen und den aktuellen Inhaber der Domain schweiz.ch hatte gewähren lassen, macht er nun Anstalten, ihm die Domain gratis und franko abzuknöpfen. Der bisher letzte Akt dieser Posse fand vor der WIPO-Schlichtungsstelle in Genf statt. Was zu befürchten war, ist nun auch eingetreten:

Goliath lässt David enteignen

Die Bundeskanzlei teilte heute mit, die Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) habe das Gesuch der Bundes um entschädigungslose Übertragung der Domain gutgeheissen. «Sofern der bisherige Inhaber - der Zürcher Elektroingenieur Stefan Frei - nicht innert 20 Arbeitstagen ein Verfahren vor einem ordentlichen Gericht einleite, werde die Übertragung der Domain-Namen vollzogen», schreibt Swissinfo am 29. Mai 2006 - 11:55 unter dem Titel: Der Bund ist neuer Besitzer von www.schweiz.ch.

Der Streit in Kürze

«Die Seite www.schweiz.ch besteht seit 1995. Es ist eine private Adresse mit kommerziellem Hintergrund. Sie wurde vom Zürcher Stefan Frei und zwei Partnern aufgebaut. Frei bietet darauf via Internet Accessoires mit Schweizerkreuz-Design, Free-Mail, MMS und Handy-Klingeltöne an. Ausserdem sind darauf Texte und Links zur Politik und Geschichte der Schweiz enthalten. Die Schweizer Regierung reklamierte die Adresse für sich, wollte aber für die Übernahme der Adresse kein Geld bezahlen, da sie das Recht auf diesen Domain-Namen habe. Die Schweiz kämpfte fünf Jahre lang für die Domain-Rechte und brachte den Fall im vergangenen Februar vor die Schlichtungsstelle der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO).»

Domain-Inhaber Frei will das Verdikt der Schlichtungsstelle noch mit seinem Anwalt genauer unter die Lupe nehmen. Er lässt noch offen, ob er dagegen den Rechtsweg in der Schweiz beschreiten wird.

Die Lage aus Sicht des Privaten

Unter dem Titel Die Fakten zum angeblich "langjährigen" Streit um die Domains schweiz.ch, suisse.ch, svizzera.ch schreibt Frei:

«Tatsache ist: Die Schweizerische Bundeskanzlei hat zu keinem Zeitpunkt das Gespräch mit Herrn Stefan Frei gesucht. Innerhalb von 10 Jahren wurden ohne jegliche vorherige Kontaktnahme 2 Einschreibebriefe verschickt. Die Antwortenschreiben von Stefan Frei wurden nie beantwortet. Der Domainstreit dauert somit nicht Jahre, sondern wurde durch die Einleitung des Wipo-Verfahrens (vor ca. 2 Monaten) begonnen.

Chronik der Tatsachen:

1995 - Stefan Frei registriert die Domains schweiz.ch, suisse.ch und svizzera.ch und baut das erste schweizer Freemail-Portal auf. Die Schweizerische Bundeskanzlei registriert die Domain admin.ch

26.05.2000 - Die Schweizerische Eidgenossenschaft, vertreten durch die Schweizerische Bundeskanzlei fordert den Domainbesitzer per Einschreibebrief, unterzeichnet von der Bundeskanzlerin Annemarie Huber-Hotz auf, für die Domains eine Löschungserklärung abzugeben und diese damit dem Bund zu überlassen. Die Bundeskanzlerin begründet ihr Begehren damit, dass ein virtueller Amtsschalter (Guichet virtuel) unter diesen Domains aufgebaut und betrieben werden soll.

21.08.2000 - Der Domainbesitzer erwidert der Bundeskanzlei, vertreten durch RA Urs O. Kraft, dass bereits ein Portal die Schweiz betreffend angeboten werde. Insbesondere bestehe ein grosses Interesse an den gratis E-Mail-Kontos. Zudem schlägt der Domainbesitzer der Bundeskanzlei vor, den von ihr erwähnten Guichet Virtuel unter der Domain ch.ch anzubieten. Die Vorteile von ch.ch würden auf der Hand liegen, steht doch CH für Confoederatio Helvetica, was der offiziellen Bezeichnung des Landes entspricht und in allen 4 Landessprachen benutzt werden kann. Das Schreiben bleibt unbeantwortet.

Ende 2000 - Die Schweizerische Bundeskanzlei registriert ch.ch und beginnt mit dem Aufbau des Guichet Virtuel.


2001 - 2004 [passiert gar nichts]

15. April 2005 - Unmittelbar nach massiver Kritik verschiedenster öffentlicher Stellen an der Qualität des Guichet Virtuel, wird der Domainbesitzer nach 5 Jahren überraschenderweise ein zweites Mal von der Bundeskanzlei kontaktiert und aufgefordert, die Domain-Namen schweiz.ch, suisse.ch und svizzera.ch frei zu geben. Dies wiederum per Einschreibebrief. Will man von der eigentlichen Problematik ablenken?

20. April 2005 - Völlig konsterniert über das Verhalten der Bundeskanzlei lässt der Domainbesitzer durch seinen Vertreter ausführen, dass an den Ausführungen gemäss Schreiben vom 21. August 2000 festgehalten wird und die Übertragung nach wie vor abgelehnt wird.
Auch dieses Schreiben bleibt unbeantwortet.

2006 - Erneuter Relaunch von ch.ch (unseres Erachtens unter Missachtung der Designrichtlinien, Corporate Identity Bund, welche von der Schweizerischen Bundeskanzlei daselbst durchgesetzt werden sollten). Ch.ch wird in Kinos beworben.

Februar 2006 - Thomas Sägesser, der Leiter der Rechtsabteilung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, tritt an die Medien, um bekanntzugeben, dass rechtliche Schritte eingeleitet werden. Stefan Frei erfährt aus den Medien davon.

1. März 2006 - Die Schweizerische Bundeskanzlei reicht beim WIPO Arbitration and Mediation Center die Klageschrift ein.

20. April. 2006 - Das Schlichtungsverfahren führt zu keinem Erfolg.
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Eiserner Besen?

Irgendwann wird Frei wohl ausgebootet. Es wird dann interessant sein, zu verfolgen, wie der Bund als neuer Herr im Hause schweiz.ch mit den Abonnenten des heute noch angebotenen Mail-Services umspringt. Im Minimum würde ich eine faire Übergangsfrist und einen Weiterleitungsservice über einen bestimmten Zeitraum erwarten. Alles andere wäre extrem schlechter Stil. Der ist aber zu erwarten, wenn man liest, wie die hohen Herren zu Bern mit dem Domaininhaber umzuspringen belieben. Wie werden sie da erst die Kunden dieses Untertanen behandeln, der es wagte, dero hohen Obrigkeit Domainnamen zu besetzen. Der Staat als klandestine Raubritterbande? Man wird sehen.

Alles wie gehabt

Ob die unbrauchbare Maus, welche der Projektberg Guichet virtuel mit Ach und Krach geboren hat mit dem Namen schweiz.ch besser funktioniert, dürfte zu bezweifeln sein.

Die Tendenz zum Verschlafen ist jedenfalls ungebrochen. Vor einigen Wochen hat man in Bern jedenfalls die Vergabe der .eu-Domainnamen gründlich verpennt. Schweiz.eu gehört jetzt einem Österreicher.

Sonntag, 28. Mai 2006

Warum Lesen den Sittenzerfall fördert

Johann Franz Freiherr von Landsee war ein fürstbischöflicher Beamter und Obervogt in Kaiserstuhl. Von dort aus verwaltete er auch die dem Bischof gehörende Niedergerichtsherrschaft in Weiach.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts sprach er ein Problem an, das sich heute in noch viel akuterer Form stellt. Die totale Informationsüberflutung, ein schier unendlicher Ozean aus Gedrucktem - und seit einigen Jahren - online Publiziertem:

«Bekannt ist es, dass die dermalige Welt mit einer unzähligen Menge neuer Bücher, deren viele niemalen das Licht gesehen haben, zu wünschen wäre, gleichsamen zu sagen, überschwemmet ist», schrieb von Landsee 1778.

Fundamentalkritik. Was ihn aber nicht daran hinderte, nach dieser «Vorrede» seinem Dienstherrn mit barock-schwülstig verschwurbelter Sprache ein schmales Bändchen zu widmen, den «Enchiridion Helveticum Constantiae Episcopalis», ein Lexikon über die zum Fürstbistum Konstanz gehörenden Teile der Eidgenossenschaft.

Nicht genug des Lamentos über die Schwemme an Gedrucktem, gab Freiherr von Landsee in der «Vorrede» gleich noch eins drauf in seinem Kulturpessimismus:

«Jedermänniglich, wessen Stands und Alters derselbe auch seyn mag, will bey dieser Zeit lesen, und wie oft kommen einem solchen Bücher zu Handen, woraus derselbe nicht allein keinen Nutzen, sondern öfters an Religion und Sitten Schaden, und Nachtheil erwerbet?»

Also. Der Fall ist klar: Zu viele Bücher = Grosse Sittenverderbnis.

Es verwundert wenig, dass von einem derart verknöcherten Staatsgebilde wie dem Fürstbistum Konstanz nach dem Durchzug des Napoleonischen Wirbelwindes nichts mehr übrig blieb ausser - welche Ironie - Büchern und Akten.
 
Lesen kann eben auch den Zerfall von Staaten fördern. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

Quelle

Nachtrag vom 26. April 2020

Freiherr von Landsee nimmt hier das Ende des 18. Jahrhunderts aufkommende Unbehagen der Herrschenden über die mit dem Kampfbegriff «Lesesucht» gebrandmarkte stark aufkommende Leserschaft von Titeln der Belletristik und der Schönen Künste auf, vgl. zum Begriff Lesesucht den hervorragenden Wikipedia-Artikel. Wie stark im Verlauf dieses Jahrhunderts andere Sichtweisen als Religion in den Buchmarkt drängten, zeigt sich am sinkenden Anteil der religiösen Titel an der Gesamtproduktion.

Samstag, 27. Mai 2006

Feuerwehr Weiach in Dielsdorf im Einsatz

Der Bezirksfeuerwehrverband Dielsdorf (BFVD) feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen.

Aus diesem Anlass organisierten die Feuerwehren aus dem Bezirk heute eine einmalige Gelegenheit, verschiedenste supponierte Feuerwehr-Einsätze à je ca. 20 Minuten Dauer live mitzubekommen. Bei Ernstfällen sind ja Gaffer äusserst unerwünscht. Heute war das Zuschauen ausdrücklich erwünscht.

13 Feuerwehrorganisationen im Bezirk

Der Verband besteht aus zwei Berufsfeuerwehren (Bfw Strafanstalt Pöschwies, Regensdorf und Bfw Bucher-Guyer AG, Niederweningen) sowie 11 Ortsfeuerwehren: Bachs-Neerach-Steinmaur, Buchs-Dällikon, Dielsdorf-Regensberg, Otelfingen-Boppelsen-Dänikon-Hüttikon, Niederglatt, Niederhasli, Oberglatt, Regensdorf, Rümlang, Glattfelden-Stadel-Weiach sowie Niederwenigen-Schleinikon-Oberwenigen-Schöfflisdorf.

Es zeigt sich, dass nicht nur Pikettfeuerwehren mit Profipersonal gute Leistungen bringen. Dass «auch die Ortsfeuerwehren mit einer ganzen Menge von Ereignissen fertig werden können, wollen sie am kommenden Samstag unter Beweis stellen.», schrieb der Unterländer am Mittwoch.

Dass dies gelungen ist, können die Zuschauer bestätigen. Unter ihnen mit kritischem Blick: Bezirksstatthalter Bernhard Meier, Hptm Otto Meier (Chef der Ortsfeuerwehr Weiach), Gemeindepräsident Gregor Trachsel und Gemeinderat Max Griesser.



Die Besucher bekamen ein abwechlungsreiches Programm zu sehen, von dem man leider nur die Hälfte mitbekam, da man sich jeweils für einen von zwei Posten entscheiden musste.

Wetterpech für unsere Feuerwehr

Von den Weiacher Feuerwehrleuten war nicht nur Otto Meier vor Ort. Wie schon der Zürcher Unterländer gemeldet hatte: «Die Feuerwehr Glattfelden-Stadel-Weiach simulierte einen Zusammenstoss zwischen zwei Autos, bei dem ein Brand ausbricht.»

Petrus war ihnen nicht so wohlgesinnt wie den Rümlangern mit ihrer Drehleiterdemonstration vor dem Hochregallager der Syngenta. Doch die Feuerwehrleute des Sicherheitszweckverbandes Glattfelden-Stadel-Weiach schlugen sich trotz strömendem Regen gut.

Der immer wieder aufflackernde Brand unter der Motorhaube des Personenwagens wurde unter Kontrolle gehalten.



Dann sicherte man den auf die Seite gekippten Kleinbus mit zwei Seilzügen, was etwas länger dauerte als erwartet. Die Aluleiter diente als temporäre Stütze.



Anschliessend wurden die Insassen des Kleinbusses geborgen und in eine parallel erstellte Sanitätshilfstelle gebracht. Besonders interessant: das mit Druckluft aufblasbare Sanitätszelt aus dem Hause Vogt.

Quellen
  • Tellenbach, R.: Feuerwehrleuten im Einsatz über die Schultern gucken. Dielsdorf / Der Bezirksfeuerwehrverband feiert am Samstag sein 100-jähriges Bestehen und demonstriert Kurzeinsätze. In: Zürcher Unterländer, 24. Mai 2006
  • Fotos: WeiachBlog

Freitag, 26. Mai 2006

Die ehemalige Mühle im Oberdorf

Am 27. Mai findet der Schweizer Mühlentag 2006 statt. 109 Mühlen in der ganzen Schweiz öffnen ihre Tore. Die Mühle Weiach ist nicht dabei. Aus einem einfachen Grund: die eigentliche Mühleneinrichtung wurde schon vor über 30 Jahren demontiert.

Brandkatastrophe 1748

Die Mühle im Oberdorf wird in den Quellen schon früh erwähnt. Sicher bezeugt ist sie für die Mitte des 18. Jahrhunderts: Am 15. Oktober 1748 kurz nach Mittag hat Untervogt Hans Jakob Bersinger in Weiach bei einer Feuersbrunst nicht nur sein Haus samt der ganzen Habe, sondern auch die Mühle verloren. Die Schadenaufstellung wies die sehr hohe Summe von total 4445 fl. 18 ß aus.

Deckentäfer von 1752

Offenbar gelang es ihm dann, die Mühle wieder aufzubauen. Ein Überbleibsel der alten Einrichtung dieses Hauses wird heute im Ortsmuseum Weiach aufbewahrt: es handelt sich um ein Deckentäfermittelstück, verziert mit einem Mühlrad und dem Erstellungsjahr 1752, sowie den Initialen des Erbauers. In dessen ehemaliger Stube waren drei Sprüche ans Wandtäfer gemalt, die von Heinrich Hedinger ebenfalls auf das Jahr 1752 datiert wurden. Sie wiesen auf den einst daneben liegenden Schlafraum hin und lauteten (vgl. Hedinger Inschriften 1958) :

«Ich geh in meine kamer
zu Loben Gottes namen.
»

«Ich gehe hin gen slafen in,
ich bit, Gott wöl mein Hüter sin.
»

«Mein in- und ausgan wärd Begleit
Vom Herren Gott in Ewigkeit.
»

Multifunktionales Gebäude

1835 gab es in Weyach gemäss dem Ortslexikon des Kantons Zürich von Vogel genau eine Mühle: die im Oberdorf. Diese Mühle diente aber auch noch vielen anderen Zwecken, wie man einem Werk über den Kanton Zürich von 1948 entnehmen kann:

«Das Gebäude diente gleichzeitig als Zehntenhaus und Salzwaage. Ferner wurden darin zuzeiten eine Wirtschaft, eine Käserei, eine Bäckerei und eine Gipsstampfe betrieben. Die beiden Wasserräder sind bereits 1861 durch eine Turbine mit geschlossener Wasserzuführung ersetzt worden. Auch die Mühleneinrichtung wurde im Laufe der Zeit mehrmals umgebaut und verbessert, zuletzt 1937. Über die Besitzer der Mühle in Weiach ist nicht viel bekannt. Sie ging oft innert kurzer Zeit von Hand zu Hand. Seit 1895 befindet sich die Liegenschaft im Besitz der Familie Funk und die Mühle wird derzeitig von Eugen Funk betrieben.»

Ehem. Mühle Vers. Nr. 305 unter kantonalem Denkmalschutz

Die kantonale Denkmalpflege publizierte in ihrem 9. Bericht 1977/78 den bisher ausführlichsten Beitrag über die ehemalige Mühle im Oberdorf:

«Das heutige Gebäude der ehemaligen Mühle Weiach liess Untervogt J.J. Bersinger anstelle einer älteren, abgebrann­ten Mühle 1752 erbauen. Der umfängliche Bau hatte ausser als Mühle auch noch als Zehntenhaus und als Salzwaage zu dienen. Später waren zeitweilig eine Wirtschaft, eine Käse­rei, eine Bäckerei und sogar eine Gipsmühle darin unterge­bracht. Im Jahre 1861 erfolgten der Bau des oberen Weihers und die Installation einer Peltonturbine. Die Mühlenein­richtung wurde letztmals 1938 umgebaut.

Von 1895 an gehörte die Mühle Weiach der Familie Funk. Sie liess 1931 das Innere und die strassenseitige Fassade, 1951 den Dachstuhl und den dorfseitigen Riegelgiebel in­standstellen bzw. freilegen. Nach Aufgabe des Müllereibe­triebes 1968 ward die Mühleneinrichtung stillgelegt und 1974 demontiert.

Im gleichen Jahr ging die Liegenschaft durch Kauf an die heutigen Eigentümer über, welche sofort eine schrittweise Erneuerung an die Hand nahmen. Die wichtigsten Arbeiten erfolgten indes 1975/76: die Fertigstellung der Moderni­sierung im Innern und die Renovation des Äusseren. Diese um­fasste die Freilegung und Instandsetzung der Riegel auf der Nordostseite, die Umgestaltung der Anbauten an der oberen Giebelfassade, das Flicken der bestehenden oberen Laube sowie die Neu­montage der unteren Laube und deren Treppen. Die beiden erwähnten Fassaden wurden neu verputzt und mit Kalkfarbe gestrichen, Riegel und Lauben erhielten eine Naturbehandlung. Am ganzen Haus wurden die Fenster und ein Teil der Läden erneuert. Gemeinde und Kanton leisteten Beiträge; seither ist die ehemalige Mühle Weiach geschützt.

Literatur: W. Zollinger, 1271‑1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach, Dielsdorf o.J., S. 32 f.; Ergänzende Mitteilungen von Ad. Funk vom 16. Febr. 1981 (bei den Denkmalpflege-Akten).
»

Quellen
  • Staatsarchiv des Kantons Zürich, Signatur A 90.6 (Steuern und Kollekten 1743-1750), Nr. 218-220 (Mitteilung von Hans Ulrich Pfister, StAZH)
  • Ortslexikon des Kantons Zürich oder alphabetische Aufzählung aller Ortschaften, Höfe und einzelnen Wohnungen des Kantons, die besondere Namen tragen, mit Angabe der bürgerlichen und kirchlichen Abtheilungen, in welche sie gehören, u.a.m. von F. Vogel, Secretair. Zürich, Schulthess'sche Buchhandlung (Fr. Schulthess und G. Höhr) 1835
  • Kanton Zürich, Band I, von Paul Kläui, Emanuel Dejung, Werner Ganz; H.A. Bosch Verlag, Zollikon-Zürich 1948 - S. 194
  • Hedinger, H.: Inschriften im Kanton Zürich. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich. Band 40, Heft 1 (122. Neujahrsblatt). Zürich, 1958. – S. 40.
  • Zürcher Denkmalpflege (Hrsg.): 9. Bericht 1977/78, I. Teil (Kanton Zürich, Stadt Winterthur und Stadt Zürich, staatseigene Objekte) - S. 223-224

Donnerstag, 25. Mai 2006

Presthaftes Vieh gemetzget

Die Obervogtei Neuamt war eine sogenannte innere Vogtei, das heisst: die Obervögte sassen in der Stadt Zürich und residierten nicht auf der Landschaft draussen (vgl. WeiachBlog vom 7. November 2005: Obervogtei Neuamt, 1442-1798).

Anordnungen, Bussen, etc. kamen also von einem hohen Herrn hinter den grossen Schanzen, welche die Stadt zur Verteidigung errichtet hatte (und das wohl nicht nur gegen andere Staaten, sondern auch gegen die eigene Landbevölkerung).

Diesmal schauen wir in die Rechnung der Jahre 1691/92 hinein. Sie lief jeweils parallel zu den Amtszeiten der Obervögte, die sich am Tag Johannes des Täufers ablösten (Johanni Baptista), d.h. kurz nach der Sommersonnenwende.

Schon eingegangenes Vieh geschlachtet

Bussen hagelte es in dieser Rechnungsperiode für mehrere Bauern in Weyach, die «presthaftes» (krankes) oder schon eingegangenes Vieh notgeschlachtet hatten. So kassierte die Obervogtei:

2 lib. von «Verena Meyerhoferin, Martlj schneiders sel. witib, und Heinrich Meyerhofer, lissmer, von Weyach, umb dass sie presthaffft viehe (s[alvo] h[onore]) selbs gemetzget und aussgehauwen.»

(Salvo honore steht für "unbeschadet der Ehre"; eine abwehrend verwendete Formel; der Schreibende bekreuzigte sich wohl innerlich bei solch wüsten Dingen und wollte dem Leser klar machen, dass ihm nichts ferner liege als das Gesagte.)

4 lib. von «Jacob Baumgarter, weibel zu Weyach, umb dass er wider verbott ein presthafftes viehe (s[alvo] h[onore]) geschlachtet.»

2 lib. von «Weibel Baumgarter von Weyach, umb dass er ein ursach gewesen, dass ander leüth abgangen viehe (s[alvo] h[onore]) eingemetzget.»

Die beiden letzteren Bussen trafen dieselbe Person. Der «Anführer» dieses kollektiven Verstosses gegen seuchenpolizeiliche Vorschriften wurde also besonders hart bestraft.

Um einen Eindruck von den Geldwerten zu geben: 1 lib. ist 1 Pfund. Futter für ein Pferd kostete 1679 pro Tag 1 Pfund. Die Jahre 1689 bis 1695 waren in der Ostschweiz ausgesprochene Hungerjahre mit vielen Missernten. Der Futterpreis verdoppelte sich nahezu. 2 Pfund war im November 1690 der Preis für einen Hasen.

Frühere Beiträge zu den Rechnungen der Obervögte

Quelle

Mittwoch, 24. Mai 2006

Die grosse Sonnenfinsternis von 1706

Vor genau 300 Jahren und 300 Stunden hat sie sich zugetragen, die letzte grosse totale Sonnenfinsternis, die in der Schweiz deutlich sichtbar war.

Die Mainstream-Medien haben kein Wort über das Jubiläum am Vormittag des 12. Mai verloren. Wo keine real am Himmel stattfindende Sonnenfinsternis das Interesse befeuert (wie vor bald 7 Jahren die Eclipse vom 11. August 1999), da wird es schwierig die journalistischen Spürhunde hinter dem Ofen hervorzulocken. Jänu. Berichtet WeiachBlog halt allein über das Grossereignis vor 300 Jahren.

Während des Weiacher Kirchenbaus

Über ein so beeindruckendes Ereignis wie eine totale Sonnenfinsternis schrieben natürlich viele Chronisten. Auch der damalige Pfarrer von Weiach, Heinrich Brennwald, war da keine Ausnahme.

Anlässlich der Montage von Knopf und Windfahne auf der neu erbauten Kirche von Weiach, verfasste er eigenhändig ein Schriftstück - das zweitälteste unter den erhalten gebliebenen Kirchturmdokumenten. Datiert auf den 9. August 1706 steht da fast zum Schluss:

«Zu wüssen ist weiter dass den 12. dag Meyenmorgen umb 9 Uhr ein so grosse sonnenfin-sternus gewesen dass mann die Sternen sehen können u. die Maurer wegen Dünkle ab dem gerüst müessen. sonst war dises ein herrlich früher Jahrgang, umb Jacobi fand mann blaue beeri. der Kernen galt diser Zeit 3 fl der saum Wein vom letzten Jahrgang 6 bis 8 fl.» (Transkription: Walter Zollinger 1967)

Kein Wort von Panik oder Endzeitängsten unter seinen Schäfchen, den Weiacherinnen und Weiachern. Aber dem einen oder der anderen wird wohl schon etwas gschmuech zumute gewesen sein. Und man wird lieber etwas zu viel als zu wenig gebetet haben.

Blaue Beeri sind übrigens Heidelbeeren und ein Saum Wein fasste 150 Liter.

Mehr zu diesem Ereignis findet sich im neuesten Artikel der Reihe Weiacher Geschichte(n) (Nr. 79) mit dem Titel «Wegen Dünkle ab dem gerüst müessen».

P.S.: Auch im Jahre 1724 gab es übrigens noch einmal eine totale Finsternis. Sie fand aber am Abend und bei bedecktem Himmel statt, so dass es an diesem Tag wohl einfach ungewöhnlich früh einnachtete.

Quelle
  • «Wegen Dünkle ab dem gerüst müessen». Während des Kirchenbaus: die totale Sonnenfinsternis vom 12. Mai 1706. Weiacher Geschichte(n) 79. In: Mitteilungen für die Gemein­de Weiach, Juni 2006 (erscheint auf den 1. Juni im Druck)

Dienstag, 23. Mai 2006

BurnOut-Textilien & Nonine.ch Streetwear

Freiwillig lesen es wohl die Wenigsten, das Schweizerische Handelsamtsblatt (SHAB). Ich gehöre auch nicht zu diesen Unentwegten. Volltextsuche sei dank finde ich die mich interessierenden Nadeln im Heuhaufen des Amtsschimmels dennoch mit Leichtigkeit - ganz ohne Lektüre von A bis Z.

Weiach betreffend sind in den letzten Tagen gleich zwei Gründungen von sogenannten Einzelfirmen zu verzeichnen, die sich im Textilhandel betätigen wollen: die BurnOut-Textilien Senn und die Nonine.ch Streetwear / R. Meierhofer. Beide Kleinunternehmen sind im Kanton Zürich ansässig.

BurnOut - hoffentlich nicht auf die Jungunternehmer bezogen...

Bekannt ist nur, was das SHAB unter Tagebuch Nr. 12641 vom 08.05.2006 verrät:

«BurnOut-Textilien Senn, in Kloten, CH-020.1.050.001-4, Breitistrasse 20, 8302 Kloten, Einzelfirma (Neueintragung). Zweck: Verkauf von Textilien. Eingetragene Personen: Senn, André, von Kloten, in Kloten, Inhaber, mit Einzelunterschrift; Wagner, Adrian, von Weiach, in Weiach, mit Einzelunterschrift.»

Gerne hätte ich etwas mehr geschrieben. Auf telefonische Kontaktversuche seitens WeiachBlog war von BurnOut Textilien jedoch kein Lebenszeichen zu vernehmen.

Nonine.ch Streetwear hits the road - and the information superhighway

Schon das «.ch» im Namen gibt einen Hinweis darauf, was das neue Unternehmen von R. Meierhofer zum Geschäftszweck erkoren hat: einen Onlineshop.

«Nonine.ch Streetwear / R. Meierhofer, in Rickenbach ZH, CH-020.1.050.040-8, Greislerstrasse 5a, 8545 Rickenbach bei Winterthur, Einzelfirma (Neueintragung). Zweck: Onlineshop für Skate-, Snowboard- und Streetwear-Artikeln. Eingetragene Personen: Meierhofer, Reto, von Weiach, in Merenschwand, Inhaber, mit Einzelunterschrift.» (SHAB Tagebuch Nr. 13225 vom 12.05.2006)

Unter nonine.ch, einer Mitte Juli letzten Jahres registrierten Domain stösst man lediglich auf einen mit UserID und Passwort geschützten «Händlerzugang».

Quellen
  • SHAB Nr. 92 vom 12.05.2006, Kanton ZH (D) 08.05.2006 (12641) BurnOut-Textilien Senn (D) 8302 Kloten, Breitistrasse 20, 8302 Kloten Einzelfirma
  • SHAB Nr. 96 vom 18.05.2006, Kanton ZH (D) 12.05.2006 (13225) Nonine.ch Streetwear / R. Meierhofer (D) 8545 Rickenbach, Greislerstrasse 5a, 8545 Rickenbach bei Winterthur

Montag, 22. Mai 2006

Semacodes auf Kirchenmauern

Anfang Jahr hat WeiachBlog bereits über Semapedia berichtet (vgl. den Artikel Gesprächiges Kulturgut – dank Mobiltelefon vom 26. Januar 2006).

Jetzt hat auch die SonntagsZeitung das Thema aufgenommen: Rolf Frank schreibt, der erste Semapedia-Code in der Schweiz sei am Basler Münster angepappt. Das alte Wahrzeichen der Stadt gehöre damit zu den weltweit etwa 2000 getaggten Gebäuden, die vorderhand besonders in Grossstädten wie Wien, New York, Los Angeles und Tokio stehen. (Bei einem Besuch auf dem Kartenteil der Semapedia-Website erwies sich die Schweiz heute allerdings noch als semapedische Wüste - kein einziger Eintrag. Oder hab' ich da etwas falsch gemacht?)

Betont wird auch, Semapedia verstehe sich als Gemeinschaft. Frank hebt hervor, die Technik des Semacodes sei dieselbe wie bei den schon länger bekannten SBB-Online-Tickets oder den neu lancierten «Webbriefmarken» der Schweizer Post.

In Afrika und in Weiach

Weiter wird berichtet, das Kofi Annan Center of Technology in Ghana wolle Semapedia in Afrika gross herausbringen. Zum Beispiel zur Verbreitung von Gesundheitsinformationen an der Wasserstelle. Dass die Sache Potential haben könnte, sieht man an der Handy-Dichte südlich der Sahara. In Ghana hat die Hälfte der Bevölkerung eins – d.h. über 10 Millionen Menschen.

Mit so grosser Kelle werde ich nicht anrichten. Aber mein Plan, die Kirche Weiach auf die 300-Jahr-Feier hin ebenfalls mit einem Semapedia-Code zu versehen (Einwilligung der Kirchenpflege Weiach vorausgesetzt), nimmt langsam konkrete Formen an.

Auch hierzulande gibt es Millionen Mobiltelefone – viele davon bereits mit Kamera ausgerüstet. Und einige wenige davon gehören vielleicht kulturell und geschichtlich Interessierten, die nicht kiloweise schnell veraltende Kunstführer mitschleppen wollen.

Quelle
  • Frank, R.: Auf Schritt und Tritt im Bild. Mit Semapedia-Codes an Gebäuden lassen sich auf einfache Weise Wikipedia-Artikel aufs Handy laden. In: SonntagsZeitung, 21. Mai 2006 – S. 132

Sonntag, 21. Mai 2006

Drei vorsichtige Ja bei schwacher Stimmbeteiligung

Es sieht verdächtig nach einem Minusrekord aus. Gerade einmal 21.6 Prozent der Weiacher Stimmbürgerinnen und Stimmbürger machten sich die Mühe, ihr Stimmcouvert der Post zu übergeben oder persönlich an die Urne zu gehen. Sogar einige Stadtzürcher Wahlkreise hatten höhere Beteiligungen aufzuweisen!

Über die Gründe lässt sich natürlich nur spekulieren. Haben die Themen die Hiesigen nicht aus den Sitzen gerissen, oder dachten sie sich, dass die Meinungen gemacht seien und/oder sie sowieso diese Mehrheitsmeinung vertreten würden?

Die traditionelle Skepsis scheint trotz allem deutlich durch

Ein Blick auf die Resultate zeigt, dass Weiach für einmal mit dem grossen Harst stimmte. Kein einziges Resultat fiel anders aus als bei der überwiegenden Mehrheit im Kanton:

  • 74.3 % Ja zur Neuordnung des Bildungswesens (Eidgenössische Abstimmung)
  • 52.7 % Ja zur neuen rechtlichen Basis Universitätsspital Zürich (Kantonale Abstimmung)
  • 51.4 % Ja zum Pendant für das Kantonsspital Winterthur (Kantonale Abstimmung)
  • 21.6 % Stimmbeteiligung

Im Vergleich mit anderen Gemeinden (der einem auf der Website des Statistischen Amts des Kantons Zürich dank interaktiver Karte bequem gemacht wird), sieht man aber doch wieder die altverwurzelte Skepsis der Weiacher hervorscheinen.

Bildung beim Bund = Gefahr im Verzug?

Unsere Gemeinde ist eine der wenigen (zusammen mit Volken und anderen kleinen Gemeinwesen im Weinland und dem Winterthurer Gebiet), welche die neuen Verfassungsbestimmungen zur Bildung nicht mit über 80 Prozent angenommen haben. So tief wie die noch überwiegend bäuerlich geprägte Gemeinde Hofstetten bei Elgg (55.3 % Ja) liegt Weiach allerdings nicht mehr. Ein klares Zeichen für den Einfluss der mit der Agglomerisierung zugezogenen eher städtisch geprägten Neuweiacher.

Angst vor den Folgen verselbständigter Spitäler

Die vor der Abstimmung zirkulierenden Inserate, auf denen karikaturenunterstützt vor einer noch weiter beschleunigten, galoppierenden Entwicklung Richtung Zweiklassenmedizin gewarnt wurde (Reiche bekommen alles, die nicht Zahlungsfähigen müssen warten) haben wohl ihre Wirkung nicht verfehlt.

Zur generell schon vorhandenen Skepsis kamen dadurch als handfest empfundene Gründe für ein Nein hinzu, so dass Weiach (52.7 % für Unispital, 51.4 % für Kantonsspital Winterthur) zwar noch bei den Zustimmenden, aber trotzdem nicht weit vom knapp ablehnenden Wahlkreis 12 der Stadt Zürich (47.9 %, 47.1%) liegt.

Alles in allem: kein überraschender Abstimmungssonntag aus Weiacher Sicht.

Samstag, 20. Mai 2006

Taktlücken endlich schliessen!

Gegenwärtig läuft ja das so genannte Fahrplanverfahren 2007-2008 des Zürcher Verkehrsverbundes. Dazu liest man in der Mai-Ausgabe der «Mitteilungen für die Gemeinde Weiach»:

«Auf die Ausschreibung hin im März-Mitteilungsblatt ist ein Begehren von Dritten eingereicht worden mit dem Antrag, die bestehenden Taktlücken der Buslinie 510, Bahnhof Oberglatt ab um 22.31 Uhr und 23.31 Uhr, zu schliessen. Der Gemeinderat unterstützt das Begehren und beantragt dem marktverantwortlichen Unternehmen des Zürcher Verkehrsverbundes zusätzlich, die Einführung eines generellen "Stundentaktes" von und nach Weiach von morgens 05.30 bis abends 24.00 Uhr zu prüfen.»

Es ist sehr erfreulich, dass der Gemeinderat das Anliegen des/der ungenannten Dritten nicht nur unterstützt, sondern sogar weit darüber hinaus geht.

Bleibt zu hoffen, dass sich dieser generelle Stundentakt dann auch tatsächlich über alle Wochentage erstreckt. Und nicht - wie gegenwärtig - eine aus Spargründen in Kauf genommene Taktlücke an Sonn- und Feiertagen obige Absichtserklärung wieder zu Makulatur werden lässt (vgl. mein Erlebnis an Ostermontag: In die Taktlücke gefallen.)

«Fahrt auf Verlangen» als Standard ab 20 Uhr

Es muss ja nicht unbedingt ein fixer Kurs sein - und auch kein so grosses Fahrzeug. Ein Rufbus-System für die Randstunden würde für Weiach zur Zeit nämlich vollauf genügen.

Was man ohne Anschaffung eines Kleinbusses und auch per nächsten Fahrplanwechsel verwirklichen könnte, wäre der generelle Übergang zum System «Fahrt auf Verlangen». Der Bus würde dann z.B. nach 20 Uhr nur noch bis zur Garage in Stadel fahren - es sei denn ein Fahrgast wolle weiter nach Windlach, Raat, Weiach oder Kaiserstuhl.

Quelle

  • Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Mai 2006 - S. 5.

Freitag, 19. Mai 2006

Kirchen im Dutzend

Nein, im Dutzend sind sie nicht billiger. Und vor allem sind sie keine Massenware, die Kirchen im Zürcherland. Es gibt zwar Ähnlichkeiten, aber wohl keine zwei bis ins Detail identischen Kirchen.

Vor einigen Tagen bin ich auf eine mir bisher unbekannte Publikation gestossen: ein schwarz-weiss bebildertes Verzeichnis der evangelisch-reformierten Kirchen des Kantons Zürich. Herausgegeben hat es der Sigristen-Kantonalverband Zürich im September 1975.

Sigristen (in anderen Landesgegenden Mesmer, in Deutschland auch Küster genannt) sind die guten Geister, ohne die nicht nur unsere Kirchen voller Staub und Spinnweben wären, sondern auch viele liturgische Handlungen, wie Abendmahl und Taufen nicht einmal halb so problemlos abliefen wie man sich das gewohnt ist. Sigristen wirken im Hintergrund und so ist es auch nicht verwunderlich, dass in der Festschrift zum 50-jährigen Bestehen ihres Kantonalverbandes die Stätten ihres Wirkens und nicht sie selber abgebildet sind.

Von Pfarrer Brennwald eigenhändig erbaut?

Natürlich fehlt in dem 141 Seiten starken Büchlein auch die Kirche von Weiach nicht. Links neben dem Bild steht die Erklärung:

«Erbaut 1706 durch Pfr. Heinrich, Brennwald, Pfarrer ab 1693 in Weiach. Letzte und umfassendste Renovation 1966-1968. Die Turmuhr wurde 1856 von der Firma Mäder, Andelfingen, erstellt. Von der Glockengiesserei Keller, Zürich-Unterstrass, wurde 1842 das Geläute gegossen in: as 690 kg, c’’ 340 kg und es’’ 195 kg. Die Orgel, mit 16 Registern, aus dem Jahre 1969, stammt aus der Werkstatt von Neidhart, St. Martin NE. 300 Sitzplätze.»

Nun müssen dazu einige Bemerkungen angebracht werden.

Es stimmt, dass die Kirche in der Amtszeit von Pfr. Brennwald gebaut wurde. Aber ob er wirklich als Baumeister gelten darf? Im Kirchturmdokument von 1706 bezeichnet er sich zwar selbst als «dieses bauwes directore und quästore». Inwiefern ihm die Bauleitung oblag oder ob diese nicht eher dem Festungsbaumeister Hans Caspar Werdmüller zukam (vgl. WeiachBlog vom 13. März über den «Kunstführer durch die Schweiz»), wird hier nicht weiter erörtert.

Turmuhr von 1856?

Auch die Angabe über die Turmuhr ist mit Vorsicht zu geniessen, wie die folgende Passage von Zollinger zeigt: «Im Jahre 1856 wurde die Turmuhr unter Benützung der alten Zeiger, Gewichte und des Zifferblattes von Uhrmacher Joh. Rud. Frech aus Wiedikon renoviert.» Die heutige Turmuhr stammt zwar tatsächlich von der Turmuhrenfabrik Mäder in Andelfingen, wurde aber erst 1929 eingebaut, wenn man der Mehrzahl der gedruckten Quellen Glauben schenken will.

Geläute und Orgel

Ob die Glocken wirklich schon 1842 gegossen wurden? Der Auftrag dazu ist wohl in diesem Jahr erteilt worden. Nach Zollinger 1972 war es nämlich am 22. Januar 1842 [recte: 1843; vgl. WeiachBlog Nr. 1582 v. 17. September 2020] als «beim Läuten die grösste Glocke von 1682 plötzlich gesprungen» sei. Die Jahrzahl auf den Glocken ist - nach allem was ich bisher weiss - klar 1843. Das ist also entweder ein Fall von Vordatierung (im Wissen darum, dass die Glockenweihe 1843 stattfinden würde) oder der Guss war erst im Jahre 1843 vollendet.

Die Stimmung des Geläutes wurde am 2. Mai bereits in WeiachBlog erwähnt (vgl. den Artikel «Musterhafte Langlebigkeit: Kirchenglocken»). Im Gegensatz zu vielen anderen Publikationen sind hier die individuellen Gewichte der drei Glocken aufgeführt (Maurer erwähnt nur ein Gesamtgewicht von 1200 kg, 25 kg weniger als die Summe der obigen Zahlen).

Auch über die Orgel gibt es weitere bereits publizierte Informationen. Zu nennen ist insbesondere das Büchlein «Eine neue Orgel für die Kirche Weiach» (Autor: Emil Maurer. Hrsg.: Kirchenpflege Weiach, 1966). In der Reihe Weiacher Geschichte(n) kamen die Orgeln zur Sprache, besonders die Vorgängerin der heutigen (vgl. den Artikel Nr. 68 mit dem Titel «Zeitgeschmack und Holzwurmsorgen»).

Quellen

  • Zürcher Kirchen. Verzeichnis der evangelisch-reformierten Kirchen des Kantons Zürich. Erschienen im Eigenverlag des Sigristen-Kantonalverbandes Zürich zum Jubiläum seines 50-jährigen Bestehens im September 1975 – S. 136.
  • Zollinger, W.: Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach. (Chronik Weiach. 1271-1971). 1. Aufl. 1972, 2., ergänzte Aufl. 1984 (ebenfalls abgedruckt in: Brandenberger, U.: Weiach – Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes. Dritte, überarbeitete Auflage von Walter Zollingers «Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach». Oktober 2003 - S. 38 und 40/41.)

Donnerstag, 18. Mai 2006

Still vor sich hin rosten

Das ist es, was dieser alten Ortstafel noch bleibt:



Wo sie auf der Hauptstrasse Nr. 7 einst unser Dorf angekündigt hat, ob an der Glattfelderstrasse Fahrtrichtung Koblenz-Basel, oder an der Kaiserstuhlerstrasse Fahrtrichtung Winterthur, das bleibt das Geheimnis der Gebrüder auf deren Grundstück diese Tafel nun schon seit Jahren liegt.

Wer fragt sie, ob sie die Tafel dem Ortsmuseum abtreten würden? Wäre doch schade, wenn dieses "Weiach" noch ganz verrosten würde.

Oder passt das Stilleben doch besser hierher?

Mittwoch, 17. Mai 2006

Volltextsuche im Historischen Lexikon der Schweiz

Die Website des Historischen Lexikons der Schweiz (e-HLS) tritt seit kurzem in völlig neuem Design auf. Das Layout der Artikel wurde dem der Druckausgabe angepasst. Weiter ist es nun möglich, einfach zwischen den drei verschiedenen Sprachversionen deutsch, französisch und italienisch hin- und herzuwechseln, wie die Schriftleitung in einer Medienmitteilung ankündigt:

«Als wesentliche Neuerung bietet das e-HLS jetzt eine benutzerfreundliche Volltextsuche über rund 36'000 Artikel zur Schweiz und ihrer Geschichte an. Neu ist auch innerhalb der Artikel ein Wechsel von einer Sprachversion zur anderen möglich; per Mausklick können jetzt rasch Begriffe in Deutsch, Französisch oder Italienisch nachgeschlagen werden.»

Das e-HLS dient damit auch als eine Art Fachwörterbuch.

Volltext-Suche jetzt auch ohne Umweg über Google möglich

Bisher war es so wie bei vielen Websites des Bundes. Die auf der Site verfügbare Suchmaschine gab weitaus schlechtere Resultate aus als der Google-Index. Das Problem ist jetzt zumindest beim e-HLS gelöst.

Getrennt nach Sprachen (D,F,I) kann folgendermassen gesucht werden:
  • Volltextsuche ("Titel und Text oder "nur Titel")
  • Artikelsuche
  • Neue Artikel ab einem bestimmten Datum (leider ist keine freie von-bis-Eingrenzung möglich)

Machen wir also die Probe aufs Exempel mit dem für dieses Blog offensichtlichen Volltext:

«Suchresultate 'Weiach', deutsch: 1 bis 7 von 7

1 Glattfelden
...ie Anlage der Kantonsstrasse nach Rorbas und Weiach und 1876 der Anschluss an die Nordostbahnlinie Winterthur-Koblenz mit den Stationen G. und Zweidlen. Die Textilindustrie an der Glatt (1855 und 1868 Spinnereien, 1867 Weberei, 1896 Zwirnerei) führte zu starken Veränderungen der Bevölkerungsstruktur; 1920 waren 60% der Erwerbstätigen im 2. Sektor b...
Zeichen: 3355
Autor: Ueli Müller

2 Corrodi, Salomon
...hraltorf, gestorben 4.7.1892 Como, ref., von Weiach. Sohn des Salomon, Pfarrers. 1843 Emilie Rüegger. Um 1825 trat C. in das Atelier des Zürcher Landschaftsmalers Johann Jakob Wetzel ein. 1832 übersiedelte er nach Rom, wo er bei Franz Ludwig Catel tätig war. Nach Aufenthalten auf Capri (1835), in der Schweiz und in Mailand (1838-39) kehrte er 184...
Zeichen: 1265
Autor: Tapan Bhattacharya

3 Corrodi
...zwischen 1560 und 1565 von Oberneunforn nach Weiach zog. Sein Enkel Jakob (1596-1665) erhielt 1627 das Zürcher Bürgerrecht. Zwei von dessen Söhnen begründeten die beiden bedeutenden Familienzweige. Hans Georg (1633-96) erhielt 1660 vom kaufmänn. Direktorium die Stelle eines "Churerboten" (Postdienst nach Chur); dieses Amt blieb während 97 Jahren in...
Zeichen: 1100
Autor: Katja Hürlimann

4 Hospinian, Rudolf
...er Kirche. Nach der Tätigkeit als Pfarrer in Weiach, Hirzel und Schwamendingen wurde H. 1576 Lehrer am Grossmünster, 1588 Archidiakon und Chorherr, 1594-1623 Pfarrer am Fraumünster. Er publizierte zahlreiche hist. Werke über Taufe, Messe, Mönchtum usw. mit dem Ziel, die kath. Kirche des Irrtums zu überführen. Durch Publikationen überinnerprot. Stre...
Zeichen: 990
Autor: Hans Ulrich Bächtold

5 Kaiserstuhl, 1 - Gemeinde
...rei gehören auch die Katholiken des zürcher. Weiach. Hochwasser beschädigten 1817 und 1876 die Rheinbrücke (Neubauten in Stahl 1890 und Beton 1985). Die Einrichtung des Postbüros 1816 und der Pferdepostlinie nach Baden stärkten noch einmal das städt. Selbstbewusstsein, das in der Gründung der Bezirksschule (1836, mit Unterbrüchen bis heute) und de...
Zeichen: 6545
Autor: Franziska Wenzinger Plüss

6 Kaiserstuhl, 2 - Ämter
...stelz Lehen des Klosters Reichenau) sowie in Weiach (1295). Die Orte waren auf drei Hochgerichte aufgeteilt, nämlich ab dem 15. Jh. auf die eidg. Grafschaft Baden, auf den gräflich-sulz. Klettgau und auf das zürcher. Neuamt. 1798 wurde das Amt aufgehoben Das jüngere Amt K. gehörte zur Grafschaft Baden. Zu ihm zählten die 1415 nicht eroberten bisch...
Zeichen: 6545
Autor: Franziska Wenzinger Plüss

7 Bronzezeit, 1 - Forschungsgeschichte und Quellenlage
...onzezeitl. Gräber zutage kamen (z.B. 1866 in Weiach). Ausserdem wurden auch Kremationsgräber der Spätbronzezeit schon relativ früh beachtet, sofern sie gewichtige Metallbeigaben enthielten, wie dies beispielsweise 1871 in Mels der Fall war. Die Erforschung der Siedlungen setzte im 19. Jh. zunächst auf Anhöhen ein, bei denen Erdwälle erkennbar ware...
Zeichen: 28985
Autor: Margarita Primas
»

Eine Nasenlänge besser als Google!

Dienstag, 16. Mai 2006

Der Grabstein in der Kirchenmauer

Nur ein einziger Grabstein hat heute das Privileg, direkt in die Aussenmauer der Kirche von Weiach eingelassen die Zeiten zu überdauern: der Stein des Pfarrers mit dem Amtszeitrekord.

Wolf, 34) Hans Rudolf (1672-1747). Ord. 1695, seit 1696 Katechet in Wiedikon, 1698 Pfr. in Wipkingen, 1708 in Weiach, 1715 Dekan.

So lautet der Eintrag im Pfarrerbuch von Dejung/Wuhrmann. Das bedeutet also, dass Wolf beinahe 40 Jahre Pfarrer von Weiach war - und ausserdem jahrzehntelang auch noch Leiter des Eglisauer Kapitels.

Die Zahl 34 zeigt, dass es noch eine ganze Reihe von weiteren Pfarrern mit diesem Nachnamen gab. Das ist nicht weiter verwunderlich: Pfarrer werden konnten damals nur Söhne von Stadtzürcher Bürgergeschlechtern. Sie waren quasi der geistliche Teil der Verwaltung des Stadtstaates, Amtsträger wie die Landvögte und Obervögte.

Dulcissime Domine

Unter der Ägide der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich wurden in den 1940er- und 50er-Jahren im ganzen Kanton alte Inschriften gesammelt, auf Karteikarten katalogisiert und meist auch fotografiert. Der Leiter dieses Projekts, Heinrich Hedinger, veröffentlichte 1958 einen Übersichtsartikel.

Dort schreibt er im Abschnitt über Grabtafeln u.a., aus dem Jahre 1747 stamme «eine Platte im einst befestigten Friedhof der Grenzgemeinde Weiach. Sie wurde dem Dekan Joh. Rudolf Wolf gewidmet und enthält diesen, merkwürdigerweise in Fraktur geschriebenen lateinischen Text:

Dulcissime Domine
Jesu, ultimum Verbum
tuum in Cruce sit
in ultimum Verbum
meum in hac luce,
et cum amplius
fari non possum,
exaude finale
cordis mei de-
siderium

Das heißt: "Süssester Herr Jesu, Dein letztes Wort am Kreuz sei mein letztes Wort in diesem Licht, und wenn ich es nicht mehr sagen kann, so erhöre schließlich den Wunsch meines Herzens." (Übersetzung von Herrn Dr. Hans Glinz in Rümlang)
».

Die Platte lag früher am Boden

Sekundarlehrer Glinz war es auch, der die Daten dieser in Sandstein gehauenen Grabplatte am 14. Oktober 1948 für die Kartei der Antiquarischen Gesellschaft erfasste.

Als Standort der Inschrift vermerkte er: «Grabplatte am Boden». Damals lag der Stein also offenbar noch! Wo genau (ob in der Kirche oder ausserhalb) ist bisher unbekannt.

Zum Zustand schrieb Glinz: «defekt, wird Nov. 1948 renoviert mit 200 Fr. Beitrag v. Heimatschutzvereinigung». Ob diese Restaurierung tatsächlich 1948 durchgeführt wurde ist mir nicht bekannt. Heute ist die Grabplatte jedenfalls bis auf eine Beschädigung der Umschrift ganz unten links und ein paar rote Farbspritzer (unten rechts) in sehr gutem Zustand.

Wie alt wurde Pfarrer Wolf?

Der oben zitierte fromme Spruch ist nur der Text im zentralen Feld. Die Umschrift findet man in Hedingers Artikel nicht, die steht nur auf der Karteikarte (und natürlich auf dem Original im alten Friedhofsteil):

«Herr Johann Růdolf Wolf, Pfarrer allhier zů Weÿach und Decanus eines Ehrwürdigen Eglisauer Cap: Starb den 14. Nov. A°. 1747, Æt. 77. Jahr 2. M:».

Was dann doch ein paar Fragen aufwirft. Dejung/Wuhrmann scheint in ihren Quellen ein anderes Geburtsdatum vorgelegen zu haben als dem Steinmetz. Denn 1747 minus 77 Jahre ergäbe eigentlich einen Geburtstag im September 1670, allenfalls noch korrigiert um die Schalttage bei der Umstellung vom Julianischen auf den Gregorianischen Kalender im Jahre 1701 (das reformierte Zürich liess die Tage vom 1.– 11. Januar 1701 ausfallen).

Ob 1672 oder 1670 als Geburtsjahr festzusetzen ist, kann hier nicht entschieden werden. Auch die Auftraggeber dieser Grabplatte können sich schliesslich geirrt haben.

Quellen

  • Emanuel Dejung und Willy Wuhrmann: Zürcher Pfarrerbuch 1519-1952. Zürich, 1953
  • Heinrich Hedinger: Inschriften im Kanton Zürich. Veröffentlicht als: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich. Band 40, Heft 1 (122. Neujahrsblatt). Zürich 1958. - S. 58 [II. Grabinschriften, b) Grabtafeln, 13. (813)]

Montag, 15. Mai 2006

Bezirkstierarzt Lienhard im Grenzdienst

Die grenznahe Lage brachte vor 100 Jahren Verdienstmöglichkeiten besonderer Art. Jedenfalls für den hiesigen Tierarzt Lienhard.

Am 14. April 1906 druckte der «Lägern-Bote» die folgende amtliche Verlautbarung ab:

«Vom schweiz. Landwirtschaftsdepartement werden die Vieheinfuhrzeiten an den verschiedenen Zollämtern in Erinnerung gebracht. Für unsere Gegend kommen folgende Zollämter in Betracht.

Kaiserstuhl: Jeden Dienstag von 8-9 Uhr vormittags und jeden Freitag von 1-2 Uhr nachmittags, an den Markttagen in Grießen von 1-3 Uhr nachmittags. Grenztierarzt: H. Lienhard in Weiach, Stellvertreter E. Meisterhans in Rafz.
»

Als weitere Übergänge werden aufgeführt: Hüntwangen, Rafz, Koblenz-Waldshut und Zurzach.

Erdbeben in Kalifornien und eine Wahl zum Bezirkstierarzt

Einige Tage später folgt in Nr. 31 (25. April 1906) auf der Titelseite ein grosser Bericht über das Erdbeben in Kalifornien, welches die Grossstadt San Francisco durch die danach ausgebrochenen Brände völlig zerstörte. Weiter sind die Ergebnisse von Volksabstimmungen zum Jagdgesetz und zum Lehrlingsgesetz in Tabellenform abgedruckt, jede Gemeinde des Bezirks ist einzeln aufgeführt.

Und auch Lienhard wird wieder erwähnt: «Als Bezirkstierarzt von Dielsdorf wurde mit sofortigem Amtsantritt für den Rest der laufenden Amtsdauer Hans Lienhard, bisher Adjunkt des Bezirkstierarztes, in Weiach, gewählt.»

Expedition der «Amerikanischen Schweizer-Zeitung» in New-York

Der kleine «Lägern-Bote» nannte sich stolz «General-Agentur für Amerika» und schrieb dann auch im redaktionellen Teil über den «Mangel an heiratsfähigen Mädchen» in Amerika. Ob da wohl Provisionen flossen?

Wie auch immer: Das dünne Blatt war damals «Publikationsorgan des Bezirkes Dielsdorf». Es erschien mittwochs und samstags und stand 1906 schon im achtundvierzigsten Jahrgang. Die Gründung erfolgte also bereits 1859. Damit ist der «Lägern-Bote» nur neun Jahre jünger als der spätere Fusionspartner «Bülach-Dielsdorfer Wochenzeitung», mit der er 1949 zum heutigen «Zürcher Unterländer» zusammengeschlossen wurde.

Quelle
  • Lägern-Bote -- Ausgaben Nr. 29 (14. April 1906); Nr. 31 (25. April 1906); Nr. 35 (9. Mai 1906; Mangel an Mädchen)

Sonntag, 14. Mai 2006

In der Mähne des Löwen

Das Bild zeigt die wohl originellste Karte des Zürcher Herrschaftsgebietes. Sie nimmt das Wappentier als Vorlage, kommt folgerichtig in Form eines Löwenkopfes daher und trägt den Titel «Zürich Gebiet 1698». Als Urheber sind auf dem Werk vermerkt: «J.H. Streulinus inv.» (unten links) bzw. «J.G. Seiller sculpsit» (unten rechts).

Alle Randgebiete des damaligen Zürcher Herrschaftsbereichs (inklusive der heute schaffhausischen Stadt Stein am Rhein und der Herrschaft Sax im heute st.gallischen Rheintal) liegen in der wilden Mähne des Löwen. So auch Weiach, das als «Weÿach» ausdrücklich genannt wird. Weiter sind in der Umgebung der «Rhein Fluß», sowie «Eglisau», «Weil», «Rafz» und «Niderweningen» eingezeichnet (siehe den vergrösserten Ausschnitt unten).

Der Grund ist einfach. Das sind alles Grenzorte. Mit den Namen konnte man die Grenzen des eigenen Staatsgebiets anzeigen – ohne eine Grenzlinie einzeichnen zu müssen. Die hätte zu diesem künstlerischen Ausdruck des Machtanspruchs ja auch wie eine Faust aufs Auge gepasst.

Samstag, 13. Mai 2006

Fluglärm stört Abdankungsfeiern

Wenn Weiach «Anflugdienst» hat, dann ist es mit der Totenruhe auf dem Friedhof vorbei. Das spürt man besonders bei Abdankungsfeiern, die traditionsgemäss unter offenem Himmel vor dem geöffneten Sarg der Verstorbenen beginnen. Eine letzte Gelegenheit, Abschied zu nehmen. Dieser Moment wird oft brutal gestört, wie ich bei der Verabschiedung des Dorforiginals «Tante Ruth» wieder einmal selber feststellen konnte.

Das 90-Sekunden-Diktat des Flughafens

Bei Anflugdienst geht es nämlich Schlag auf Schlag. Unerbittlich. Im 90-Sekunden-Takt überfliegen die Jets das Dorf. Die Kessellage verstärkt den Lärm durch Reflexion. Dem Pfarrer bleibt nichts anderes übrig, als seine trostspendenden Worte fast jede Minute für längere Zeit zu unterbrechen. Lautes Schreien wäre pietätlos und die in der Mehrzahl meist älteren Zuhörer würden das Gesagte ohnehin kaum verstehen.

In den 80er-Jahren war es noch möglich, durch einen einfachen Telefonanruf bei der Flughafendirektion eine temporäre Umleitung der Anflüge auf die Piste 16 zu erwirken. Formlos ermöglichte der Flughafen Zürich auf diese Weise einen ruhigen Abschied von den Heimgegangenen.

Tempi passati. Seit die Drehscheibenträume die Anzahl Flugbewegungen auf schwindelerregende Höhen getrieben haben, gab es nur noch eine Maxime. Und die heisst ganz einfach: maximale Ausnützung der Kapazität. Der Mammon regiert am Flughafen. Pietätlosigkeiten hin oder her.

Adding insult to injury...

Diese markante Beeinträchtigung des bewegendsten Momentes einer Abdankungsfeier und die Zehntausenden von weiteren Anflügen pro Jahr schleckt keine Geiss weg und dennoch behaupten gewisse Damen und Herren aus der sogenannten Schneiser-Szene hartnäckig, nördlich des Stadlerbergs gebe es überhaupt keinen Fluglärm, jedenfalls keinen nennenswerten.

Mit dieser Verniedlichungsstrategie versuchen sie auf Teufel komm 'raus, den Gekröpften Nordanflug durchzudrücken. Ihr Ziel: sie wollen den Lärm aus ihrem Gebiet weg haben - und zwar allen Fluglärm. Auf wessen Kosten auch immer.

Seit 2003 gibt es die Südanflüge und seit dieser Zeit ist den neu der negativen Wirkungen des Flugverkehrs bewusst Gewordenen nur noch eines wichtig: der Lärmkübel soll gefälligst wieder dort stehen, wo er in den letzten Jahrzehnten ihrer Meinung nach «natürlicherweise» positioniert war.

Nämlich bei einer Minderheit, die in Abstimmungen zur Flughafenfrage bequem überstimmt werden kann. Und die man - da sie keine finanziell schlagkräftige Lobby hat - anschliessend auch noch entschädigungslos materiell enteignen kann.

«Mit denen kann man das machen»

Viel mehr als die sprichwörtliche Faust im Sack blieb den Hiesigen nicht übrig. Deshalb hat man den Unterländern von Kaiserstuhl über Weiach bis Höri mit der Eröffnung der Piste 14 im Jahre 1976 auch ohne Bedenken den Jahr für Jahr zunehmenden Strom anfliegender Düsenjets auf's Auge - oder besser gesagt: auf's Ohr gedrückt.

Man ging beim Kanton und in den nicht belasteten Gebieten am See und auf dem Pfannenstil stillschweigend davon aus, dass die Unterländer diese Belastung im Interesse der grösseren Prosperität des Standortes Zürich ganz selbstverständlich und ohne Murren zu schlucken hätten.

Auch ein Weg, Minderheiten unter die Räder geraten zu lassen. Und das nennt man dann Demokratie.

Freitag, 12. Mai 2006

Endlich schön warm...


Die Katze lebt möglicherweise nicht mehr. Ihr Schlafplatz - ein Abbruchauto auf dem Gelände der Karrosseriewerkstatt der Gebrüder Meier in der Chälen - mag mittlerweile längst verschrottet sein.

Und doch: das Bild erinnert mich an Sonnentage. So wie heute nachmittag. Schön warm. Genau richtig für eine Siesta auf einem nicht zu heissen Blechdach. (Photographie vom 5. August 2001)

Donnerstag, 11. Mai 2006

Fixit Weiach - (k)eine Todesanzeige

Vor knapp zwei Monaten meldete das Schweizerische Handelsamtsblatt (SHAB Nr. 51 vom 14.03.2006, Kanton ZH), die Fixit AG (D) - Kanton Zürich sei per 8. März aus dem Handelsregister gestrichen worden: «Die Gesellschaft wird gelöscht. Tagebuch Nr. 7207 vom 08.03.2006».

Fixit verschwindet aber deswegen nicht von der Landkarte – auch das Werk Weiach bleibt bestehen. Es erfolgt lediglich eine Übernahme der Fixit AG, Weiach durch die Fixit Holding AG in Baar, Kanton Zug.

Der Name Fixit ist in Weiach seit Jahrzehnten ein Begriff. Wer in unserer Gegend baute, der hatte oft auch Produkte dieser Firma im Einsatz.

So offerierte beispielsweise 1975 das Baugeschäft Gottlieb Griesser 120 m2 Verputzarbeiten («20 m2 schon gemacht») und den Feinabrieb mit «Fixit 60» für die Renovation des Ortsmuseums für 7140 Franken (vgl. Weiacher Geschichte(n) 63).

Und auch der vor einigen Jahren verstorbene Nachbar des Schreibenden, Ruedi Wagner, ein gelernter Maurer und Mitarbeiter der Fixit Weiach, vermachte uns wiederholt leere weisse Plastikkübel mit der Aufschrift «FIXIT», die ihre Zweitverwendung für den Transport von Erde und Kompost im Garten fanden.

Seit 1965 im Weiacher Hard beheimatet

Die Fixit wurde 1965 gegründet, ca. 3 Jahre nach dem Beginn der industriellen Kiesausbeutung in Weiach. Sie war ursprünglich Teil der Weiacher Kies AG, die ihrerseits bis 2004 zum Haniel-Konzern in Duisburg gehörte. Zu den Geschäftsfeldern der Fixit AG gehörten damals «Sonderprodukte in Richtung Bauspezialitäten, Denkmalpflege und andere besondere Anwendungen», in neuerer Zeit ausgeweitet auf die «industrielle Veredelung von Baustoffen, insbesondere Herstellung von Verputzmaterialien». Das ist auch heute nicht anders. Dafür aber die Firmenstruktur.

Etwas später gelangte die Fixit in den Besitz der Hasit Trockenmörtel GmbH & Co. KG mit Domizil in Freising/Deutschland. Auf Ende 1997 verkaufte die Holderbank-Gruppe ihre Geschäftsbereiche Gips-, Zement-/Kalkputze, Mauermörtel und Fliess-Estrich an die HASIT-Gruppe und übertrug sie samt dem Markennamen "Lentolit" an die Fixit AG.

«Alles aus einer Hand»
Diese Transaktion veränderte die Firma völlig. Per 1. Januar 1998 wurde ein Teil der früheren Gipsunion mit der Fixit Weiach zur heutigen Fixit AG zusammengeschlossen. Gleichzeitig kaufte Fixit die von Holderbank via Vorarlberg Cement Loruens GmbH gehaltene Hakacit Putz und Moertel Ludesch GmbH, Ludesch/Oesterreich. Die neuformierte Fixit-Gruppe beschäftigte ca. 200 Mitarbeiter.

1998 wurden Produktionsstandorte in Bex, Ennetmoos, Holderbank, Otelfingen, Untervaz und Weiach sowie die KMR Bautechnik AG, Fislisbach betrieben. Heute führt die Fixit-Gruppe noch fünf Produktionsbetriebe und verfügt über die ganze Schweiz verteilt über Auslieferungslager sowie regionale Verkaufsbüros. Die Verwaltung hat ihren Sitz in Holderbank, Kanton Aargau.

Heute sieht sich die Fixit-Gruppe als Partner für Neu-und Umbauten, Tief-und Strassenbau. Die Jahresproduktion von 300 000 Tonnen wird an 2500 Kunden geliefert, der Umsatz beträgt 65 Mio. Franken (Zahlen von 2002). Mit einem Marktanteil von gegen 30 Prozent ist die Fixit-Gruppe nach eigenen Angaben Schweizer Marktführer in der Herstellung hochwertiger gips- und zementhaltiger Putz-und Mörtelprodukte mit Rohstoffen aus eigenen Gips-Steinbrüchen. Gips ist übrigens neben Kies einer der wenigen bergmännisch abbaubaren Rohstoffe, die es in der Schweiz überhaupt gibt.

Vom Winde verweht

In besonderer Erinnerung bleiben dem Werk Weiach die Winterstürme an Weihnachten 1999 (bekannt unter dem Namen «Lothar»). Am 27. Dezember schrieb der «Zürcher Unterländer:

«Die gewaltige Kraft des Sturms ist vor allem in Weiach sichtbar geworden. In der Kiesgrube der Weiacher Kies AG ist eine rund 80 Meter lange und 40 Meter breite Lagerhalle der Mörtel- und Verputz-Firma Fixit AG zusammengestürzt. Nach Angaben von Emil Berger, Leiter Disposition der betroffenen Firma, riss der Sturm alle elf hölzernen Spannträger aus dem jeweiligen Betonsockel. Teilweise vermochten die zentimeterdicken Metallbolzen dem Druck nicht mehr standzuhalten. Das Eternitdach der über 30 Jahre alten Halle wurde samt Spannträgern in den angrenzenden Wald geblasen. Die in der Halle eingelagerten Rohstoffe und Fertigprodukte sind weitgehend zerstört worden. Doch auch drei der vier Silo-Spezialtransporter sind vorderhand unbrauchbar. Obwohl damit die einzige Regionalvertretung im Unterland praktisch lahm gelegt ist, zeigte sich Berger zuversichtlich, die Aufträge zu Beginn des neuen Jahres termingerecht ausführen zu können.»

Ohne den Einsatz von Spezialtransportern aus den anderen Regionalvertretungen hätte es grössere Probleme gegeben.

Anstelle der alten Halle steht seit 2000 eine neue, in der auch Teile der Verpackungsanlage integriert wurden. So hatte der Verlust doch auch sein Gutes: die Fixit AG kam zu einer neuen Halle. Wenn auch völlig ungeplant.

Quellen
  • Jaggi, D.; Häusler, M.: «Kurt» richtete verheerende Schäden an. Zürcher Unterland / Stürmische statt weisse Weihnachtstage. In: Zürcher Unterländer, 27. Dezember 1999.
  • Der Neubau als «Visitenkarte» für die Firma. In: Aargauer Zeitung, 2. Oktober 2002.
  • Schweizerisches Handelsamtsblatt (SHAB) Nr. 51 vom 14.03.2006, Kanton ZH
  • Website der Fixit AG [Stand: Ende März 2006]

Mittwoch, 10. Mai 2006

Teure Verteidigung der Frauen im eigenen Dorf

Junge Männer hatten bis vor wenigen Jahren die Tendenz, die Mädchen im eigenen Dorf recht rabiat gegen auswärtige Verehrer zu verteidigen. Diese handfeste Behauptung des eigenen «Jagdreviers» konnte eifersüchtige Männer teuer zu stehen kommen:

In der Rechnung 1690/91 der Obervogtei Neuamt sind Einnahmen von 13 lib. (Pfund) verzeichnet von einem «Heinrich Albrecht, der schmid von Stadell, das er dem Jacob Meyerhoffer von Weyach, so bey einem meitlj zu Stadel zliecht gsein, auffgepasset, übel geschlagen mit einem schytt, nebendt schererlohn und kosten, auch 14-tägiger gefangenschaft.»

Eine finanzielle Genugtuung für die schmerzhaften Folgen seines nächtlichen Besuchsabenteuers erhielt Jacob Meyerhoffer zwar nicht. Aber immerhin kamen für den Angreifer zur Busse auch noch eine Gefängnisstrafe, sowie die Erstattung der Arztkosten und weiterer Auslagen hinzu.

Um einen Eindruck von der Höhe dieser Busse zu geben: Ein Hase kostete im November 1690 1 fl. Sechzig Pfund Rindfleisch 5 fl. 10 ß. [1 Gulden (fl) = 2 Pfund (lib.) = 40 Schilling (ß).]

Die Albrecht in Stadel und die Meierhofer in Weiach gehören übrigens seit jeher und bis heute zu den alteingesessenen Familien der beiden Nachbargemeinden.

Quellen
  • Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil. Rechte der Landschaft. Erster Band. Das Neuamt. Aarau 1996, p. 99ff & 96
  • Bussgelder (Teil 2). Teure Flüche, Schlägereien und Wirtshausbesuche. Weiacher Geschichte(n) 26. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Januar 2002 – S. 19-20.

Dienstag, 9. Mai 2006

Maiwetter 1956

Letzten Monat habe ich die Hoffnung geäussert, wenigstens der Mai werde besser als vor einem halben Centennium. Dies bezog sich auf den Übergang von April/Mai 1956:

«Der letzte April aber leitete über zu einem ganz miserablen "Wonnemonatsbeginn". Bald aber, ab 4.5., setzte sich dann doch der Frühling durch und die kommenden Tage, bis zum 10. Mai, bringen durchwegs schönes Wetter, oft morgens noch etwas neblig, aber nachher bald strahlende Sonnenpracht und wohlige Maiwärme bis 26 und 28° an einigen Nachmittagen. Am 6.5. ist z.B. zu lesen: "Ein prächtiger Maitag; die Kirschbäume blühn, die Birnspaliere ebenfalls; der Löwenzahn leuchtet auf allen Wiesen!" Die Eisheiligen trüben dann allerdings das frühlingshafte Bild wieder, wenn auch nicht gefährlich: Tiefsttemperatur am Morgen +2°, tagsüber steigend auf bis 11 und 13°; dazwischen etwas Regen und Wind. Die zweite Monatshälfte verdient die Note "ziemlich gut"; meist neblige oder bewölkte Morgen oder Vormittage und dann sonnige und warme Nachmittage, abends hie und da gewittrige Regenschauer, auch etliche Regennächte; Temperaturen zwischen +8° und +22°C. Einmal zeigt das Glas am Nachmittag des 28.5. sogar +30° am Schatten; es ist schwül. Die ersten Heufuder fahren heim.»

Bis jetzt ist die Bilanz durchzogen und durchaus nicht anders als vor 50 Jahren – kühle regnerische Tage wechseln mit warmen Tagen. Im Moment ist es gerade unangenehm kalt. Ausserdem regnet’s in Strömen. Keine Spur von Wonnemonat.

Man wird sehen wie sich das Wetter in den nächsten Tagen noch entwickelt.

Bereits erschienene Wetterartikel im WeiachBlog

Quelle

  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1956 – S. 3 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1956)

Montag, 8. Mai 2006

Rösli Baumgartner-Thut – 50 Jahre in Weiach

«Der Hauspflegeverein Weiach musste sich eine andere Pflegerin suchen. Die bisherige, Fräulein Werner, zog mit 1. Februar nach Fehraltorf. In Fräulein Rosa Thut, einer Aargauerin, konnte eine frische, junge Kraft gefunden werden. (Wahl der Versammlung vom 9. März)», schreibt Walter Zollinger in seiner Jahreschronik 1956.

Diese Rosa Thut ist nicht irgendwer. Sie heisst heute Baumgartner-Thut und ist seit dem 31. August 1959 mit Willi Baumgartner im Winkel verheiratet. Beide gehören im öffentlichen Leben von Vereinen, Kirche und Gemeindepolitik zu den aktivsten und geschätztesten Gemeindebürgern, die man sich vorstellen kann.

Thut ist übrigens ein alter Schweizer Familienname. Geschlechter mit diesem Namen waren vor 1800 verbürgert in Sempach (LU), Seengen (AG), Meisterschwanden (AG), Oberentfelden (AG), aber auch in Linthal (GL).

Den Hauspflegeverein gibt es noch heute, und zwar unter dem Namen SPITEX-Dienste Stadel-Bachs-Weiach.

Quellen

  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1956 – S. 14 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1956)
  • Swiss Family Name Handbook (vgl. WeiachBlog vom 12. April 2006)

Sonntag, 7. Mai 2006

Aktenzeichen «Glockensprüche 1843» ungelöst

Im gestrigen Beitrag bin ich zum Schluss gekommen, dass die Weiacher Glockengedichte nicht von Literaturnobelpreisträger Carl Spitteler stammen können. Das wirft die ketzerische Frage auf:

Sind sie überhaupt auf den Glocken drauf?

Werner Attinger, der frühere Weiacher Sigrist und immer noch für die Glocken Verantwortliche, meinte vor ein paar Tagen, diese stammten eindeutig aus dem Jahre 1843. Die Glockensprüche seien aber schwierig zu lesen, da sie gegen den Glockenstuhl gerichtet seien und die Glocken unter Strom stünden (Stundenschlag). Aber er sei sicher, dass diese Gedichtzeilen auf den Glocken drauf seien. Er vermutet, es könnte ein älterer Spitteler sein, habe aber leider dessen Geburtsdaten nicht zur Hand.

Da alles darauf hindeutet, dass die Glocken tatsächlich im Jahre 1843 gegossen wurden, müsste es sich also entweder um einen älteren Namensvetter handeln oder um einen Irrtum Maurers, indem die Sprüche von jemand ganz anderem verfasst und dann Spitteler untergeschoben wurden – von wem auch immer.

Zwei Fassungen im Umlauf - welche stimmt?

Die Weiacher Glockengedichte sind übrigens schon in früheren regionalhistorischen Artikeln und Büchlein abgedruckt, so in «Rund um Kaiserstuhl» von Marcel Hintermann aus dem Jahre 1955:

«Die größte Glocke hat folgenden Spruch:
Wo immer wird mein Ton erschallen
Soll jeder gern zum Tempel wallen
Wo Gottes Wort wird rein verkündet
Die Seele Trost und Labung findet


Der Spruch der mittleren Glocke lautet:
Bist müde von der Arbeit Du
So lad ich Dich zur Ruh
Und wenn dann der Tag erwacht
Mein Ruf Dich wieder munter macht
Oh Mensch gedenk zu jeder Frist
Daß Du in Gottes Händen bist


Die kleinste Glocke mahnt uns:
Du eilest jetzt der Heimat zu
In Deine ewge Himmelsruh
Wo Dein Heiland Jesus Christ
Ewig nur Dein Alles ist
»

Wenn man diese Zeilen nun mit der bei Maurer 1965 (siehe WeiachBlog vom 6. Mai) abgedruckten Version vergleicht, gibt es doch ein paar auffällige Unterschiede. Maurer hat beispielsweise Satzzeichen und «ss» verwendet, Hintermann lässt Satzzeichen weg und setzt «ß». Das ist Kosmetik. Gravierender sind die textlichen Differenzen:

Bei der grossen Glocke eine Wortumstellung in der dritten Zeile („wird rein“ vs. „rein wird“):
«Wo Gottes Wort rein wird verkündet»

Bei der mittleren Glocke Umstellungen in den Zeilen zwei und drei („laden“ vs. „einladen“; „froh dein Tag“ vs. „der Tag“):
«So lade ich dich ein zur Ruh
Und wenn dann froh dein Tag erwacht
».

Und auch bei der kleinen Glocke gibt es Unterschiede in den Zeilen zwei und vier („ewge“ vs. „ewige“; „nur“ vs. „nun“):
«In deine ewige Himmelsruh, [...]
Ewig nun dein alles ist».

Welche der beiden Fassungen stimmt nun mit dem Original auf den Glocken überein? Die von Hintermann oder die von Maurer? Diese Frage wird man nur mit einem Augenschein auf dem Glockenturm abschliessend klären können.

Quellen
  • Hintermann, M.: Rund um Kaiserstuhl. Kaiserstuhl, Fisibach, Bachs, Weiach, Hohentengen, Herdern, Günzgen, Stetten, Lienheim. [SA der Artikelserie «Von Rheinau bis Waldshut» in der Beilage «Grenzheimat» im «Zurzacher Volksblatt» 1952-1953]. Selbstverlag. Oberglatt, 1955 – S. 40-44.
  • Maurer, E.: Die Kirche zu Weiach, Weiach, [1965] (Hrsg.: Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Weiach) – Abschnitt: Die Glocken

Nachtrag 2015

Antworten auf die oben aufgeworfenen Fragen gibt der Artikel vom 22. Juni 2015: Was auf den Weiacher Glocken wirklich draufsteht.


Nachtrag 2020

Es gibt noch einige weitere Fassungen, z.B. die von Ruth Schulthess-Bersinger (1941; vgl. Weiacher Geschichte(n) Nr. 89, S. 329-330; in: MGW April 2007), sowie aus dem 19. Jh. in sog. Glockenbüchern notierte (namentlich S. Vögelin und L. Stierlin, vgl. WeiachBlog Nr. 1585 v. 22. September 2020).

Samstag, 6. Mai 2006

Den Nobelpreisträger im Glockenturm?

Hat Weiach einen der wenigen Nobelpreisträger, den die Schweiz hervorgebracht hat, in seinem Glockenturm verewigt?

Aus dem Büchlein «Die Kirche zu Weiach» von Emil Maurer könnte man dies beim flüchtigen Überlesen schliessen. Stehen doch da im Abschnitt über die Glocken von 1843 drei Gedichte, je zugeordnet der Grossen Glocke, der Betzeitglocke (mittlere) und dem Totenglöcklein (kleine Glocke). Bei diesen Reimen soll es sich nach Maurers Angaben um «Glockengedichte von Spitteler» handeln.

«Spitteler schrieb mythologische Epen, in denen antike Götter und Heroen modern umgedeutet werden. Er war auch Landpfarrer, Lyriker, Erzähler und Essayist. Internationaler Ruhm folgte 1919, als er den Nobelpreis für Literatur erhielt», behauptete die deutschsprachige Wikipedia noch Mitte Februar 2006 (Artikel mittlerweile überarbeitet; Landpfarrer war er offenbar nie). Gemeint ist der Schriftsteller Carl Friedrich Georg Spitteler, geboren 24. April 1845 in Liestal; gestorben 29. Dezember 1924 in Luzern.

Dass es sich bei diesem Weiacher Spitteler um den gerade erwähnten handelt, ist schlechterdings unmöglich, wenn man sich die Jahrzahlen anschaut. Denn Glocken sind aus einem Guss, eine nachträgliche Anbringung einer Inschrift ist kaum möglich.

Ausserdem sind Carl Spittelers Gedichte unter dem Namen «Glockenlieder» bekannt, wurden 1906 erstmals herausgegeben – und zumindest in den 10-bändigen Gesammelten Werken (herausgegeben von Gottfried Bohnenblust, Wilhelm Altwegg und Robert Faesi; Zürich 1945-1958; Band 3 mit den Glockenliedern) habe ich diese Texte nicht gefunden.

Also doch kein Nobelpreisträger im Kirchturm. Das ist aber nicht weiter schlimm. Haben die Reime doch auch so ihre Kraft. Und wer weiss – vielleicht hat sie ja tatsächlich ein Landpfarrer verfasst:

Grosse Glocke:
«Wo immer wird mein Ton erschallen,
Soll jeder gern zum Tempel wallen.
Wo Gottes Wort rein wird verkündet,
Die Seele Trost und Labung findet».

Mittlere Glocke: (Betzeitglocke)
«Bist müde von der Arbeit du
So lade ich dich ein zur Ruh
Und wenn dann froh dein Tag erwacht,
Mein Ruf dich wieder munter macht.
O Mensch gedenk zu jeder Frist,
Dass du in Gottes Händen bist».

Kleine Glocke: (Totenglöcklein)
«Du eilest jetzt der Heimat zu
In deine ewige Himmelsruh,
Wo dein Heiland, Jesus Christ,
Ewig nun dein alles ist
».

Quelle
  • Maurer, E.: Die Kirche zu Weiach, Weiach, [1965] (Hrsg.: Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Weiach) – Abschnitt: Die Glocken

Freitag, 5. Mai 2006

Brennholz nur für Einheimische

Noch Mitte der 1950er-Jahre gab es klare Regeln für den über Jahrtausende wichtigsten Brennstoff unserer Breitengrade:

«Die alljährlich und ausschliesslich nur für die ortsansässige Bevölkerung stattfindende Brennholzsteigerung ist auf den 17.3.56 angesetzt und stellt der Einwohnerschaft zur Verfügung
ca. 140 Ster Nadelbrennholz,
ca. 75 Ster Buchenbrennholz,
ca. 25 Nummern Stauden.
Das hier ersteigerte Holz darf nur im eigenen Haushalt verwendet, also nicht weiter verhandelt werden.
»

Immerhin kam das Gemeindeholz so allen Ortsansässigen zugute - also nicht nur den Bürgern der Gemeinde Weiach, wie dies früher der Fall war (sogenannter Bürgernutzen).

Quelle

  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1956 – S. 9 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1956)

Donnerstag, 4. Mai 2006

Der eidgenössisch patentirte Pulververkäufer

Das Bundesblatt (BBl) ist eines der seit den Urzeiten des schweizerischen Bundesstaates bestehenden Periodika. Publiziert werden darin ausser neuen Gesetzen und Verordnungen alle dem Parlament vorgelegten Botschaften, Berichte des Bundesrates oder von Parlamentskommissionen (vgl. den Wikipedia-Artikel Bundesblatt).

Seit einigen Monaten stellt nun das Bundesarchiv den vollständigen Text dieser wichtigen sogenannten Amtsdruckschrift im Internet zur Verfügung. Unter dem URL http://www.amtsdruckschriften.bar.admin.ch werden vier verschiedene Suchmöglichkeiten angeboten: Einfache Suche, Erweiterte Suche, Listensuche nach Datum und Listensuche nach Thema. Besonders praktisch ist die Suchmöglichkeit mit einem neuen Stichwort auf einer bereits mit einem anderen Stichwort herausfilterten Artikelliste.

Wenn man den Ortsnamen «Weiach» eintippt und nach Jahreszahlen sortiert, erscheint als einer der ältesten Einträge das «Verzeichniss der vom eidgenössischen Finanzdepartement für die Dauer vom 1. Juli 1850 bis 1. Juli 1851 patentirten Pulververkäufer.»

Das Schiesspulver- und Sprengstoff-Regal war kurze Zeit vorher von den Kantonen in die Bundeshoheit übergegangen. Nun wurde das Land in Bezirke aufgeteilt:
Erster Bezirk: Kanton Wallis;
Zweiter Bezirk: Kantone Waadt und Genf;
Dritter Bezirk: Kantone Bern, Freiburg, Solothurn, Neuenburg, Baselstadt und Baselland;
Vierter Bezirk: Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden ob dem Wald, Unterwalden nid dem Wald und Zug;
Fünfter Bezirk: Kantone Zürich, Aargau und Glarus;
Sechster Bezirk: Kantone St. Gallen, Appenzell Außer-Rhoden, Appenzell Innerrhoden, Thurgau und Schaffhausen;
Siebenter Bezirk: Graubünden und Tessin.

Ein ausgewählter Personenkreis erhielt ein Handelspatent verliehen. Unter ihnen:
«Nauer, Johann Ulrich, in Weiach.» (Nr. 22 von 32 im Kanton Zürich)

Mittwoch, 3. Mai 2006

Ein Gemeindeporträt aus dem Blickwinkel der Hauptstadt

Herbst 1960. Was heute Assoziationen zu Kies auslöst, war damals den meisten Stadtzürchern noch ein böhmisches Dorf. Vom geplanten Kiesabbau im industriellen Massstab wussten nur ein paar Insider. Seither hat sich sehr viel verändert. Deshalb ist dieser Beitrag in der «Zürcher Woche» wirklich historisch zu nennen. Das letzte Porträt der Gemeinde Weiach vor der grossen Transformation:

«Für den Zürcher führen viele Wege nach Basel. Der Eilige fährt über Brugg. Wem es aber nicht so pressiert damit, ins hassgeliebte Schwesterstädtchen am rundlichen Rheinknie zu kommen, der wählt den Weg längs des grünen Rheins. Dabei kommt er kurz vor dem wehrhaften Städtchen Kaiserstuhl durch die freundliche und saubere Ortschaft Weiach. Weiach, welches die Ehre hat, den nordwestlichsten Angelpunkt unserer Kantonsgrenze zu bilden. Die Gemeinde liegt eingebettet in ein freundliches Tälchen, umkränzt von Waldsäumen. Der Wald spielt eine grosse Rolle für diese Gemeinde, denn die reichen Erträge des 250 ha umfassenden Waldbesitzes der Gemeinde halten den Steuerfuss auf der erträglichen Höhe von 180 Prozent. Weiachs Grundfläche misst 969 Hektaren, die Hälfte davon ist Wald. – Der Blick des Beschauers schweift hinüber zu den friedlichen Waldhöhen des deutschen Grenzlandes, der Rhein rauscht noch ziemlich lebhaft am Dorf vorüber (er wird erst kurz vor Zurzach gestaut). Weiach zählt rund 600 Einwohner, die Zahl ist seit Jahren gleichgeblieben. Noch bebauen rund 50 Bauernfamilien ihr eigenes Land; doch verurteilt hier der leidige Nachwuchsmangel den einen oder andern Hof zum Sterben. In den letzten Jahren sind fünf Bauerngewerbe aufgegeben worden.

Industrie gibt es in Weiach kaum, lediglich ein kleines Schuhfabriklein beschäftigt wenige Dutzend Arbeiter. Die meisten davon kommen aber jeden Tag über die mit dem heiligen Nepomuk gezierte Kaiserstuhler Brücke aus dem deutschen Grenzgebiet herüber. Zu erwähnen ist noch eine Sägerei mit rund zehn Arbeitern. Die Gemeinde schätzt sich glücklich, dass verschiedene Industriebetriebe im Lande nicht übel Lust zeigen, sich in dem flachen Gelände zwischen der Bahnlinie Eglisau-Koblenz und dem Rhein anzusiedeln. Das würde Steuergelder ins Dorf bringen. Viele Bauern opponieren aber einer solchen Überbauung, weil sie befürchten, dass dann ihre letzten Arbeitskräfte der «Fabrik» zulaufen würden. Schon heute arbeitet fast die gesamte jüngere Generation von Weiach in Zürich, Winterthur, Bülach und Glattfelden.

Der stabil bleibenden Bevölkerungsziffer entsprechend ist die private Bautätigkeit äusserst gering. In den letzten zehn Jahren wurden nur drei Häuschen erstellt. Ferner wurde ein Fünffamilienhaus gebaut vom Bund, denn die Zöllner und Grenzwächter müssen ja auch irgendwo wohnen. Eine Bauordnung hat sich bisher als unnötig erwiesen. Gewisse idyllische Gebiete, namentlich gegen den Sanzenberg hinauf wurden aber unter Heimatschutz gestellt, damit dort keine Weekend-Häuschen erstellt werden können. An solcher Besiedelung hat die Gemeinde kein Interesse, da nur Umtriebe, aber keine Steuererträgnisse daraus resultieren.

Die Gemeinde Weiach hat auch einen ganzen Kratten voll öffentlicher Bauaufträge zu lösen. Bereits sind für rund eine Viertelmillion Kanalisationen erstellt worden, woran allerdings der Staat einen schönen Schübel beiträgt. Der Endausbau der Kanalisation wird nochmals rund 100 000 Franken kosten. Auf dem Pflichtenheft steht ferner eine Kläranlage für 200 000 Franken, sie kann aber erst gebaut werden, wenn der Dorfbach verlegt worden ist. Da die Weiacherstrasse besonders an schönen Sonntagen stark befahren wird, ist ein Trottoir vorgesehen, das 130 000 Franken kosten wird. Von der Kantonsgrenze Aargau bis ins Dorf soll die Hauptstrasse ausgebaut werden, was eine runde Million verschlingt. An diese horrende Summe muss Weiach aber nur rund 3 Prozent beitragen. Notwendig ist ferner eine Turnhalle, das Gelände ist bereits gekauft, und ausserdem soll eine Spielwiese ausgebaut werden. – Die Weiacher waren nicht ganz unglücklich über den nassen Sommer, denn die Gemeinde leidet sehr rasch unter Wassermangel. Der Ausbau der Wasserversorgung steht deshalb ebenfalls auf der Wunschliste. Aber wie gesagt, die Steuererträgnisse sind klein, und so wird es wohl noch Jahre dauern, bis alle die aufgezählten Projekte verwirklicht und vor allem bezahlt sind. b.s.
»

Manche Details sind ohne Kommentare nicht verständlich. Erläuterungen finden Sie im soeben publizierten jüngsten Beitrag der Weiacher Geschichte(n) 78.

Quellen
  • Porträt einer Zürcher Gemeinde. Weiach. In: Zü[rcher] Wo[che], 21. Oktober 1960.
  • Keineswegs steinreich. Ein Porträt der Gemeinde Weiach in der «Zürcher Woche», 1960. Weiacher Geschichte(n) 78. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Mai 2006 – S. 17-18.

Dienstag, 2. Mai 2006

Musterhafte Langlebigkeit: Kirchenglocken

Es gibt ja heute leider nicht mehr viele Dinge die lange halten. Sogenannt langlebige Investitionsgüter wie Personenwagen haben lediglich eine Durchrostgarantie von weniger als 20 Jahren. Bei vielen Dingen sind Sollbruchstellen eingebaut und bei manchem Produkt ist der Verdacht nicht von der Hand zu weisen, dass sie bewusst als nicht reparierbar konzipiert sind. Selbst Häuser werden nicht mehr für die Ewigkeit gebaut – auch in der Schweiz: Der weltweite Siegeszug des amerikanischen Mottos «Just good enough».

Ganz verschwunden sind die soliden Dinge aber noch nicht, es gibt sie noch, die wirklich langlebigen Kulturgüter, bei denen sich eine Investition der Urururgrossväter bis heute auszahlt. Glocken gehören in diese Kategorie. Und Glockengiessereien offenbar zuweilen auch, kann doch die Firma Rüetschi in Aarau auf eine über mehr als 600 Jahre dokumentierte Produktionsgeschichte zurückblicken.

Die Weiacher Glocken stammen nicht aus Aarau. Sie wurden vom Glockengiesser Jakob Keller in Unterstrass gegossen (damals noch eine eigene Gemeinde, heute Quartier der Stadt Zürich). Die Joche und der Glockenstuhl aus Eichenholz sind hingegen das Werk von Weiacher Handwerkern.

Mit dem heutigen Tag werden die Glocken genau 163 Jahre alt. So schreibt Emil Maurer: «Der Guss der Glocken war am 2. Mai 1843 fertig. Am 4. Mai wurden die Glocken durch die 3 Kirchenpfleger: Friedensrichter Meierhofer, Baumgartner und Schenkel vom Sternen abgeholt». Schenkel vom Sternen, also der Wirt des einzigen Gasthofes am Ort.

Der Glockenaufzug fand am 5. Mai 1843 statt, die Glockenweihe zwei Tage später, am Sonntag, 7. Mai. Seither lassen sie die Tonfolge «as -- c'' -- es''» erklingen und gehören zur festen Klangerfahrung im Leben der Weiacher.

Quellen

  • Fietz, H.: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich [Kdm]. Band II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen. [Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 15]. Basel, 1943 – S. 144.
  • Maurer, E.: Die Kirche zu Weiach, Weiach, [1965] (Hrsg.: Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Weiach) – Abschnitt: Die Glocken.

Montag, 1. Mai 2006

Dreimal Post Weiach

Heute stellen wir die drei in der Postgeschichte der Gemeinde Weiach wichtigen Gebäude im Bild vor.

Die «Alte Post» liegt auf der Parzelle 335 an der Alten Poststr. 2. Sie ist seit Generationen im Besitz der früheren Posthalterfamilie Meierhofer und war lange auch die Gastwirtschaft «zur Post». Gemäss Gebäudeversicherung wurden die tragenden Strukturen des hier abgebildeten Gebäudes im Jahre 1842 erstellt (sog. technisches Gebäudealter).


Mitte der 1950er Jahre zügelte die Post in einen Neubau wenige Meter strassabwärts, ebenfalls auf der östlichen Seite der Stadlerstrasse gelegen. Das 1954 anstelle eines abgebrochenen alten Bauernhauses auf der Parzelle 329 erstellte Gebäude Stadlerstrasse 17 wurde von Anfang an als Mehrfamilienhaus mit integriertem Postbüro konzipiert. Vom 11. Oktober 1954 bis 15. Januar 1995 war die Post hier beheimatet. Das ehemalige Postbüro dient heute ebenfalls als Wohnung. Deshalb illustriert ein altes, von Walter Zollinger aufgenommenes Bild die damalige Situation.


Auf den 16. Januar 1995 zügelte das Postbüro erneut. An seinen heutigen Standort, in einen neu erstellten Anbau an der Glattfelderstrasse 2, der Hauptstrasse Nr. 7 (Radweg links im Bild). Offizielle Adresse: Bachweg 2 auf der Parzelle 238. Posthalter ist seit 1992 das Ehepaar Junker.