Montag, 31. Dezember 2007

Die SBB definieren den Anschluss neu

Die S-Bahn Zürich müsse pünktlicher werden, befand man beim Zürcher Verkehrsverbund. Um dies zu erreichen, brummte man den SBB happige Konventionalstrafen auf.

Das findet der regelmässige Bahnkunde ganz in Ordnung. Pünktlichkeit ist gut. Bis einen die Auswirkungen dann selber treffen.

An den Toleranzen schrauben

«Nachdem die SBB wegen ungenügender Pünktlichkeit dem Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) für das Jahr 2006 eine Strafgebühr von 1,75 Millionen Franken zahlen mussten, unternehmen sie nun alles, um den Malus heuer zu vermeiden», schrieb die NZZ am Sonntag am 26. August 2007.

Sie unternehmen wirklich alles. Man hat den Eindruck die SBB wandle auf den Spuren des Karikaturisten Horst Haitzinger, der vor Jahren in einem Cartoon zwei EU-Beamte in Anzug und Krawatte zeichnete, die bis zum Bauchnabel inmitten von Fischen im Wasser stehen, daneben eine Verkehrstafel. Und einer der beiden sagt zum andern: «Das muss man jetzt nicht gleich so panikmacherisch "Hochwasser" nennen. Wir erhöhen einfach etwas den Grenzwert für Feuchtigkeit!».

Und was tun die SBB, wenn ihnen das Wasser bis zum Bauch steht? Erst definieren sie die Pünktlichkeit neu (indem man an den Toleranzen schraubt und erst drei, dann vier Minuten zu späte Abfahrt immer noch als pünktlich bezeichnet). Und dann definiert man auch noch den Anschluss neu.

Anschluss auf den letzten Bus nicht mehr gewährleistet

Dass dem so ist, merken jetzt die Weiacher, Stadler und Neeremer. Und zwar beim Anschluss an die letzte S-Bahn/Bus-Verbindung des Tages (Zürich HB ab: 23.37 Uhr, Bülach ab 00:04).

Wer wie der Schreibende regelmässig westlich von Zürich geschäftlich zu tun hat, der schätzt es, beispielsweise in Bern erst um 22.30 in den IC nach Zürich einsteigen zu können. Denn der Anschluss auf die S-Bahn in Zürich war garantiert. Und wenn sie einem doch entschwand, dann konnte man zum Trost in Bülach auf SBB-Kosten ein Taxi bestellen. Eine gute Sache, zumal die VBZ bei Tramverspätungen etc. sich nicht einmal in Ansätzen für den Ärger mit verpassten Anschlüssen interessieren.

Mit der Kulanz und dem garantierten Anschluss ist es nun offenbar auch bei den SBB vorbei. Denn seit dem letzten Fahrplanwechsel hat der Schnellzug von Bern nach Zürich einen fahrplanmässigen Halt in Olten. Er fährt dort exakt 23.00 Uhr ab. Alle früheren Züge von Olten nach Zürich mit ähnlicher Abfahrtsminute sind ICN ab der Jurasüdlinie. Und die verlassen Olten 1 Minute vor der vollen Stunde.

Eine Minute zu spät - und die Anschlussgarantie ist weg

Diese eine Minute hat es nun in sich. Kommt ein Zug fahrplanmässig statt 23.30 erst um 23.31 Uhr in Zürich HB an, dann wird eine 23.37 irgendwo im HB abgehende Verbindung von fahrplan.sbb.ch nicht mehr angezeigt. Warum? Weil die minimale Umsteigezeit 7 Minuten beträgt. Auf dem elektronischen Fahrplan der SBB sieht man das nicht. Dies verrät nur fahrplanfelder.ch, die Internet-Ausgabe des guten alten Kursbuches, wo in einem quadratischen Kästchen bei jedem grösseren Bahnhof die minimale Umsteigezeit in Minuten angegeben ist (vgl. dieses Beispiel).

Keine offizielle Verbindung - keine Entschädigung

Mit anderen Worten: Nur wer in Bern um 22.00 Uhr oder in Olten um 22.30 Uhr auf den Zug geht, hat von den SBB die Garantie, noch mit dem letzten Bus nach Weiach oder Stadel zu gelangen.

Fährt der Zug auch nur 2-3 Minuten verspätet in Zürich HB ein, so wartet die S5 diese Verbindung nun nicht mehr ab (und unter 4 Minuten Umsteigezeit wird es kritisch beim Wechseln in den Bahnhof Museumsstrasse). Damit könnte man als Kunde ja noch leben. Mit dem Wegfall des Rechts auf Entschädigung für ein Taxi nach Hause weniger.

Also: Entweder eine halbe Stunde in Zürich oder am Flughafen warten. Oder darauf hoffen, dass der Zug ab Bern keine (zu grosse) Verspätung hat.

Ich bin ja gespannt, wie kulant sich die SBB geben werden, wenn ich dereinst mit der Quittung eines Bülacher Taxi-Unternehmers beim Kundendienst vorbeischaue.

Sonntag, 30. Dezember 2007

Dezemberwetter 1957

Der Christmonat des Jahres 1957 war dem Dorfchronisten wieder ein paar Zeilen mehr wert als der bloss statistisch abgehandelte November:

«Der Dezember beginnt gleich "richtig", nämlich mit heftiger Kälte, -10° am 2.12. morgens, ein kalter Oberwind weht dazu. Das Thermometer hält sich dann während der ganzen ersten Woche immer zwischen -2 und +2°; sie steigt auch an den Nachmittagen selten gross an (einmal auf +7°). Erst am 8.12. änderts; die Temperatur steigt auf +10°, dafür setzt nach stürmischer Nacht ein unfreundlicher Tag ein, mit Regen, der auch am 9. und 10.12. noch anhält. Der 11., wie auch der 12.12. bringen mit -2°C eine Reifschicht, aber darauf sonnige Nachmittage. Die folgende Zeit ist eher wieder ungefreut: z.T. regnerisch oder doch beständig trübe und grau, auch ziemlich kühl. Die letzten 10 Tage zeigen ab 22. Dezember fortwährend Morgentemperaturen unter 0° und damit Reif oder Rauhreif "bis zum Haggenberg und Sanzenberg hinauf".»

Haggenberg und Sanzenberg heissen die beiden Hausberge (für Flachländer; Bergler würden sie eher als Haushügel bezeichnen) von Weiach. Wenn der Rauhreif so hoch hängt, dass man den Kalter Wangen nördlich über dem Rhein sieht, dann hängt auch die Nebeldecke hoch. Zollinger bestätigt das:

«Meist folgte daraufhin eine Hochnebeldecke. Tiefsttemperaturen am 24.12. mit -7° am Morgen, 0° am Nachmittag. Der letzte Dezembertag bringt noch "ein winziges Schäumchen Schnee" auf Dächer und Hausplätze; auf den Wiesen aber hält er sich nicht.»

Und bei diesen schwachen Schneefällen wird es wohl auch dieses Jahr bleiben. Mit Ausnahme von vielleicht zwei Wintern pro Jahrzehnt dürfte sich die Schneehöhe im Schweizer Mittelland auch künftig auf wenige Millimeter beschränken. Willkommen im Klimawandel-Europa der Gegenwart.

Bereits im WeiachBlog erschienene Wetterartikel
Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1957 – S. 6-7 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1957)

Samstag, 29. Dezember 2007

Gehörte Weiach einst dem Kloster Allerheiligen?

Die älteste erhalten gebliebene Nennung des Ortsnamens Wiâch findet man bekanntlich in einem Zinsrodel (Einnahmenverzeichnis) der Fraumünsterabtei zu Zürich, datiert auf Februar 1271. Der Eintrag selber ist zwar nicht mit einer Datumsangabe versehen, er steht jedoch zwischen datierten Einträgen, welche in etwa diese zeitliche Zuordnung vermuten lassen.

Fussnote 21 reloaded

Nun gibt es aber noch ältere Dokumente, welche uns diesen Namen mit der genau gleichen Buchstabenkombination überliefern - wie ich 2003 angemerkt habe:

«Eine noch frühere Nennung des Ortsnamens «Wiach» erfolgte in einer Urkunde des Schaffhauser Klosters Allerheiligen von 1167 in der vom Bischof von Konstanz bestätigt wird, dass ein «Anno von Busilingin» im Jahre 1131 dem Kloster zur Beförderung seines und seiner Vorfahren Seelenheil u.a. Güter in «Wiach» überschrieben habe.

Die Forschung ist offenbar der Ansicht, dass es sich bei diesem Ort um Wiechs am Randen, heute ein deutsches Dorf nahe Bargen SH, gehandelt habe. Dies erscheint zwar logisch. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass eigentlich «Wiach» am Rhein gemeint war.

Umgekehrt ist es möglich, dass spätere Nennungen von «Wiach» unserem Dorf fälschlicherweise zugeschrieben wurden und sich tatsächlich auf Wiechs am Randen beziehen.

Im Bezug auf obgenannte Urkunde lässt sich diese Frage nur dann beantworten, wenn es im Aktenbestand des Klosters Allerheiligen weitere Dokumente geben sollte, die eine eindeutige Zuordnung der fraglichen Güter im genannten «Wiach» zu solchen in Wiechs ermöglichen.
»

Wo hatte dieser Anno von Busilingin seinen Grundbesitz?

Das ist die entscheidende Frage. Ausgeschlossen ist es jedenfalls nicht, dass das 1049 von einem Nellenburger gegründete Benediktinerkloster Allerheiligen durch die Schenkung des Anno von Busilingin (wohl: von Büsingen; vgl. den letzten Abschnitt) ab 1131 auch in Weiach Grundbesitz hatte.

Es muss sich ja nicht um denselben Besitz gehandelt haben, welcher der Fraumünsterabtei spätestens ab Februar 1271 Einkünfte brachte. Denn daneben waren bis 1295 vor allem die Freiherren von Wart Besitzer von Boden und Rechtstiteln wie der niederen Gerichtsbarkeit.

Wenn es so war, dann müsste das Kloster diese Besitzung relativ rasch wieder veräussert haben, ohne dass diese Transaktion für uns heute verwertbare Spuren hinterlassen hätte - es sei denn, dass in den Akten zum Kloster noch die eine oder andere Notiz unbeachtet geblieben wäre.

Wenn aber die Einträge zu Wiach seit 1131 nicht mehr abbrechen und sich diese als eindeutig und ausschliesslich auf Wiechs am Randen bezogen herausstellen sollten, dann steht die These, Allerheiligen mit dem rheinabwärts gelegenen Weiach in Verbindung bringen zu wollen, nach den noch vorhandenen Urkunden zu urteilen auf schwachen Füssen.

Quelle
  • Brandenberger, U.: Weiach – Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes. Dritte, überarbeitete Auflage von Walter Zollingers «Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach». Oktober 2003 – S. 11, 14 und Fn-21, S. 73
[Ein pdf-File der 4. Auflage, Ausgabe November 2007 (auf den neuesten Stand gebrachte Version) ist verfügbar unter dem URL: http://www.esnips.com/web/Ortsgeschichte-Auflage-4 ]

Korrektur vom 9. April 2019

Im Haupttext dieses Beitrags wird vermutet, bei Busilingin handle es sich um die östlich Schaffhausen gelegene deutsche Exklave Büsingen. Gemäss dem Topographischen Wörterbuch des Großherzogtums Baden muss es sich jedoch um «Büßlingen» handeln. Büsingen wird mit den historischen Bezeichnungen «villa Bousingin (1111)» oder «villa Bousingen (ca. 1150)» in Verbindung gebracht. «Anno de Busilingin» ist in Spalte 361 unten erwähnt: im Artikel über Büßlingen.

Vgl. Krieger, Albert; Badische Historische Kommission [Hrsg.]: Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden (Band 1) Heidelberg, 1904 – Sp. 360-361. https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/krieger1904bd1/0203 f.

Hinweis vom 16. Mai 2019

Die Urkunde (Signatur. StASH Urkunden 1/80) ist auf den 27. Dezember 1166 datiert. Aufgrund des damals üblichen Natalstils begann das Jahr 1167 bereits an Weihnachten, weshalb in Urkundenbüchern teils die im Original stehende Jahrzahl 1167 erwähnt wird.

Freitag, 28. Dezember 2007

50 Jahre Tankstelle an der Sternenkreuzung

Mit dem heutigen Tag ist es genau 50 Jahre her, seit eine der Wohnungen im damals neu erbauten Tankstellen-Gebäude an der Hauptstrasse nördlich des Dorfkerns ihre ersten Bewohner vollzählig begrüssen konnte.

Walter Zollinger klebte in seine Chronik 1957 die in der Zeitung publizierte Bauankündigung ein:

Und notierte dazu etwas weiter oben auf derselben Seite:

«Am 11. Juni wurde auch mit dem Bau des Zweifamilienhauses mit Werkstattanbau und Tankstelle "Aral" des Albert Willi-Jost, Schmiedmeister begonnen. Es kommt an die Kaiserstuhlerstrasse, gleich gegenüber der Weidwiese z. Sternen zu stehen. Bezug der untern Wohnung am 28.12.57. Die obere wird an den Schwiegersohn Herr Kurt Ackerknecht-Willi, Lehrer vermietet, aber erst im Laufe des ersten Quartals 1958 bezogen werden.»

Wie man sieht, ist aus dem blau-weissen Design mit dem markanten auf einer Ecke stehenden Aral-Quadrat, nach einigen Jahrzehnten mittlerweile eine in den Migrol-Farben daherkommende Tankstelle geworden.

Quelle

  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1957 – S. 18 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1957)

Mittwoch, 26. Dezember 2007

Fällig für s «gääle Wägeli»?

Ein paar Schneiser sind ja bekanntlich der Ansicht, der Betreiber dieses Blogs sehe weisse Mäuse: «Er leidet ziemlich sicher an Halluzinationen, schreibt er doch von Drohungen und Angriffen, wird aber nie konkret», schreibt Hans Bantli (Tipp: Sehen Sie sich einmal die Kommentare im November und Dezember 2007 an und urteilen Sie selbst), bezeichnen ihn als Psycho und empfehlen schon einmal vorsorglich fürsorgerischen Freiheitsentzug samt Abholung durch das Gelbe Wägeli (vgl. dort Kommentar 5 und 6 zum Artikel vom 1. Dezember).

Und das alles, weil er die Kühnheit hatte, einen Entscheid des Bezirksgerichts Zurzach gut zu finden und ganz allgemein der Meinung ist, jeder Himmelsrichtung um den Flughafen Zürich sei ein fairer Anteil Fluglärm zumutbar, schliesslich profitierten wir ja alle von dieser Einrichtung. Item. Sei's drum.

Woher kommt diese Redewendung?

Von grösserem Interesse ist, weshalb der Volksmund überhaupt so häufig von diesem «gääle Wägeli» spricht. Darüber gibt eine Seite des Web 2.0-Projekts DRS 2 Wissensblog Auskunft.

«Woher stammt der Ausdruck: "vom gäle Wägeli gholt werde"?», fragte am 9. Oktober 2007 um 22:05 eine Evelyn aus Affoltern am Albis.

Bislang gibt es darauf zwei Antworten. Mit stadtzürcherischen Jugenderinnerungen wartet Walti aus Beckenried auf, der am 11. Oktober um 11:20 schrieb:

«Ich wuchs in den 40er Jahren in der Stadt Zürich auf. Ich erinnere mich genau, dass es damals eine psychiatrische Klinik Burghölzli gab. Diese hatte Fahrzeuge von gelber Farbe. So kursierte damals der Spruch anstelle von "du spinnst wohl!", "sell ich im gäle Wägeli go aalüüte?"»

Büsiatrische Ortsnamenkunde

Dieses «Burghölzli» gibt es auch heute noch: die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich. Und so wie man im Thurgau von «Münschterlinge Seesiite» oder im Berner Oberland von «Münsige linggs» (der Bahnlinie) redet, hat eben jede Region ihren ganz speziellen Ort des Schauderns.

Jemand der als «Cécile Uebelhart Riehen» zeichnet, ergänzte am 11. Oktober um 19:02 Uhr unter dem Titel Psychiatrie:

«Ich weiss beruflich darum, dass früher Menschen welche aus irgend einem Grund "ausrasteten" jeweils nicht mit einem weissen Krankenwagen oder von der Polizei in eine psychiatrische Klinik abgeholt wurden, sondern durch ein gelb gekennzeichnetes Auto, welches sich nicht an Strassenvorschriften zu halten hatte und welches auch andere Fixier-Ruhestellungsmöglichkeiten bot, an die dementsprechenden Orte eingeliefer wurden.»

Damit dürfte die Angelegenheit erschöpfend erläutert sein. Für allfällige Ergänzungen hier noch die Quelle auf DRS.ch

Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht noch die Erkennungsfarbe der vereinsorganisierten Schneiser: Gelb.

[Veröffentlicht am 28. Dezember 2007]

Dienstag, 25. Dezember 2007

Ein Weiacher Adventsfenster im «Unterländer»

Am gestrigen Heiligabend sah man in der Zürcher Landzeitung auf der «Bezirk Dielsdorf-Seite» die folgende nächtliche Impression (zum Vergrössern anklicken):


Im Bild das Advents-Fenster zum 17. Dezember, das eine ganze Fenster-Front des Alten Schulhauses von 1836 belegt - gestaltet von Weiacher Primarschülern.

Weihnachtsfenster gibt es mittlerweile in vielen Unterländer Gemeinden, auch im Bezirk Dielsdorf. Dass es ausgerechnet ein Weiacher Exemplar in die Zeitung geschafft hat (und dazu noch eins der Schüler), freut uns natürlich besonders.

Aus dem Aargau über's Neuenburgische zu uns gekommen

Hinterleuchtete Fenster haben schon fast Tradition in Weiach. Sie sind nun zum 17. Mal in Folge organisiert worden. Die Idee hatte Anfang der 1990er-Jahre die Kindergärtnerin Martha Bollier Müller. Sie las in einer Illustrierten einen Bildbericht über den begehbaren Advents-Kalender von Cressier im Neuenburgischen (wohin die Idee - so nimmt jedenfalls die Forschung an - aus dem Aargau) und war sofort Feuer und Flamme.

Bereits auf den Advent 1991 gelang es Martha Bollier, 23 weitere Familien für den neuen Brauch zu begeistern: «Eltern der Kindergartenschüler, LehrerInnen, Familien der Mitglieder von Schulpflege und Kindergartenkommission» gehörten im ersten Jahr dazu.

Ohne Organisatorinnen geht es nicht...

Auch dieses Jahr liessen sich wieder genügend Fäischter-Begeisterte finden, um an jedem der 24 Dezembertage bis Heiligabend wieder ein zusätzliches Fenster erleuchten zu können.

Aber einen Aufruf braucht es dazu jeweils schon. So sah er in den Mitteilungen für die Gemeinde Weiach vom November 2007 aus:

«Mir wüssed, Ihr händ Alli ganz vill z’tue
und wettet eigentli nume Eui Rueh –
doch findet Ihr’s nöd au Alli unändli schön,
hell erlüüchteti Fäischter und ersch no hübsch verziert ,
oder en mit Cherze belüüchtete Baum –
i de Adväntsziit -
s’ isch doch eifach en Traum !
Bitte liebi Fraue und Manne,
tüend Eu doch eifach traue,
und hälfed mit,
dänn wird’s Adväntfäischter au das Jahr wieder en Hit !
Mir händ no freii Fäischter z vergeh.....
Bitte mäldet Eu bi eus.
» (MGW November 2007 - S. 34)

So schrieben Claudia Meier und Esthi Utzinger in Namen des kürzlich als Verein gegründeten f.o.r.u.m. Weiach.

... aber natürlich auch nicht ohne angefressene Fäischter-Begäischterti

Wer sich dafür gemeldet hatte, konnte man dann in der Dezember-Nummer der MGW auf einem Plan sehen (MGW Dezember 2007, S. 23-24):


Die dazugehörenden Personen findet man auf der Website des organisierenden f.o.r.u.m. Weiach.

Gleichberechtigte Begriffe

Interessant ist, dass sich die beiden Begriffe Adventsfenster und Weihnachtsfenster nebeneinander halten können. Und niemand scheint damit ein Problem zu haben. Was auch nicht verwundert, denn beide meinen dasselbe: erleuchtete Fenster, durch das ganze Dorf verteilt - ein gemeinsames Zeichen für dörfliches Engagement wider dunkle Zeiten.

Weiterführende Artikel

[Veröffentlicht am 28. Dezember 2007]

Montag, 24. Dezember 2007

Drohungen gegen WeiachBlog. Kommentare nur mit Login

«Mein Herr, ich bin absolut nicht Ihrer Meinung. Aber ich würde mein Leben dafür geben, dass Sie sie äussern dürfen.» Dieser Satz wird (so oder ähnlich) oft Voltaire zugeschrieben, stammt aber anscheinend nicht von ihm.

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass dieser Satz richtig ist - ja, dass er den Kern unserer pluralistischen Gesellschaft ausmacht, den Kern ohne den sie zu einer Diktatur degeneriert. Bisher galt deshalb auf WeiachBlog die Policy, dass auch anonyme Kommentare erlaubt sind. Bisher galt auch die Regel, dass keine Kommentare gelöscht werden - es sei denn, es würde sich um den Aufruf zu Straftaten oder sonstige offensichtliche Gesetzesverstösse handeln.

Leider drängen sich der Redaktion von WeiachBlog nun wegen einer Handvoll Unverbesserlicher Gegenmassnahmen auf. Warum?

Angriffe auf Journalisten

In den letzten Wochen ist wieder einmal deutlich geworden, womit man in diesem Lande zu rechnen hat, wenn man einen Standpunkt vertritt, der einer Gruppierung oder einigen mit ihr verbundenen Einzelpersonen missfällt. Das musste die neue Bündner Bundesrätin erfahren, das erfahren aber auch weit weniger prominente Personen, die sich nicht scheuen, ihre Meinung pointiert zu äussern.

Konkret: Aktivisten, die aus dem Umfeld des VFSN oder anderer gegen Südanflüge kämpfenden Gruppierungen stammen, schiessen ihre Wortsalven auf alle ab, die nicht genau ihre Linie vertreten und ihrem Absolutheitsanspruch auf Fluglärmfreiheit das Wort reden.

So wurde die Tages-Anzeiger-Journalistin Liliane Minor wegen ihres Artikels «Der Gekröpfte ist längst klinisch tot» (Tages-Anzeiger, Samstag, 22. Dezember 2007, Seite 11) über den von den VFSN-Sympathisanten gehätschelten Gekröpften Nordanflug attackiert und in Diskussionsforen offen zu ihrer Belästigung aufgerufen: «Unglaublich, dieses Chicken! So was von daneben. Auf, auf zur fröhlichen Belästigung der Dame. Und von Hartmeier.» (Hartmeier ist der Chefredaktor des Tages-Anzeigers; Wortmeldung von User "Airbus" vom 22.12.07 07:13). Dass man damit auch Straftaten geistig verwirrter Dritter zum Nachteil von Journalisten und deren Familien in Kauf nimmt, ist offensichtlich.

Beleidigungen ganzer Einwohnerschaften

Auch WeiachBlog, sein Betreiber, ja sogar sämtliche Bewohner der ganzen Gemeinde, werden seit einiger Zeit in einer Art und Weise mit Worten beleidigt, worüber des Sängers Höflichkeit den gnädigen Mantel des Schweigens breitet. Wer sie sich trotzdem antun will, sei auf die Kommentare zu den Artikeln vom 1., 2., 9., 10. und 11. Dezember 2007 verwiesen.

Einige von diesen so genannten Schneisern wissen bald nicht mehr, wie sie sich gegenseitig überbieten sollen im Heruntermachen von Weiach und den Weiachern.

Beleidigungen mögen zwar grenzwertig, aber noch tolerierbar sein, soweit sie nur den Betreiber dieses Weblogs betreffen. Nicht akzeptierbar sind hingegen auf die gesamte Einwohnerschaft einer Gemeinde zielende Beleidigungen, die klar eine Nazi-Konnotierung haben - und das nur, weil eine Mehrheit der Weiacher Stimmbürger SVP wählt.

Aufrufe zu Straftaten

Nicht akzeptierbar sind weiter Aufrufe zu Straftaten, wie sie in Art. 143bis StGB (Unbefugtes Eindringen in ein Datenverarbeitungssystem) bzw. Art. 144bis StGB (Datenbeschädigung) genannt werden, z.B. der Aufruf, diese Website zu hacken und zu defacen.

Kommentare ab sofort nur mit Login

Für diese Unverbesserlichen unter den Schneisern hat WeiachBlog ein spezielles Weihnachtsgeschenkpaket folgenden Inhalts bereit:

1. Ab sofort sind Leserkommentare nur noch mit Login erlaubt.

2. Aufrufe zu Straftaten sowie Beleidigungen der Bewohner von Weiach als Gruppe werden ab sofort kommentarlos gelöscht.

In der Hoffnung auf Auseinandersetzungen mit offenem Visier statt anonymer Wadenbeisserei wünscht der Betreiber von WeiachBlog allen Lesern «Schöne Festtage!»

Dienstag, 18. Dezember 2007

Die Weiacher Kies AG lässt sich vor Weihnachten nicht lumpen

Zufriedene Mitarbeiter sind produktiver. Firmen, die ihr Humankapital nicht zum Fenster hinauswerfen, sorgen deshalb dafür, dass es ihren Angestellten gut geht. Zum Beispiel mit einem vorweihnächtlichen Anlass besonderer Art - bekannter unter dem Namen «Weihnachtsessen».

Manuela Moser vom Tages-Anzeiger Zürcher Unterland machte dieser Tage eine kleine Umfrage. Und fand heraus, dass «sich Unterländer Firmen einiges einfallen [lassen] – vom Event mit Body-Flying bis zum Trip nach Wien», wie man dem Lead ihres Artikels «Weihnachtsessen – von luxuriös bis familiär» entnehmen kann.

Unter anderem hat sie auch die Weiacher Kies AG gebeten, zu verraten, in welchem Rahmen sie ihr Weihnachtsessen durchführen. In einem durchaus gediegenen, darf man sagen.

Salto Natale mit Lebenspartnern

Wie die Mitarbeitenden zu Zeiten der Besitzerin Haniel in Duisburg gehalten waren (d.h. von 1962-2003) entzieht sich meiner Kenntnis. Unter dem neuen Kommando des Baustoffkonzerns Lafarge aus Paris ist bei der Weiacher Kies AG vor Weihnachten jedenfalls nicht Schmalhans Küchenmeister, wie Moser im Vergleich mit Firmen feststellt, welche die Belegschaft gleich für ein paar Tage ins Ausland fliegen lassen:

«Relativ grosszügig zeigt sich auch die Weiacher Kies AG aus Weiach. Zum alljährlichen Firmenessen sind nebst den Angestellten immer auch deren Ehepartner sowie die pensionierten Ehemaligen eingeladen. Zudem findet auch ein Rahmenprogramm statt. Dieses Jahr lud der Betrieb die rund 100 Personen zu einer Vorstellung von Salto Natale nach Kloten ein.»

Anlässe mit Einbezug der Lebenspartner und solche ohne hielten sich ungefähr die Waage, erfuhr Moser vom Wirt eines bei Firmen beliebten Restaurants, und zitiert ihn mit den Worten: «Man merkt einfach: Gilt in einem Betrieb die Philosophie kein starker Chef ohne starke Frau oder starke Familie, dann werden die Partner eher eingeladen.»

Salto Natale ist allemal besser als Salto Mortale. Und wer weiss: vielleicht haben die Lebensgefährten und -gefährtinnen nach einer solchen Vorstellung auch mehr Verständnis für den Balance-Akt zwischen Beruf und Privatleben.

Quelle

  • Moser, M.: Weihnachtsessen – von luxuriös bis familiär. In: Tages-Anzeiger, 18. Dezember 2007 – S. 57 Unterland.

[Veröffentlicht am 28. Dezember 2007]

Mittwoch, 12. Dezember 2007

Doppel-Stabwechsel bei der MGW-Redaktion

Ein Gemeindeblatt (oder sonst eine Zeitung) funktioniert nur mit einer zuverlässigen Redaktion. Ohne sie geht es nicht. Das gilt auch für die mittlerweile seit 25 Jahren erscheinenden Mitteilungen für die Gemeinde Weiach.

Geduldige Redaktorinnen haben in all diesen Jahren die Beiträge der politischen Gemeinde überhaupt erst getippt, die eingesandten Beiträge geprüft und geordnet, dann alles gelayoutet - was früher mit Schere und Leim noch wesentlich mühsamer war als heute - und schlussendlich das Ganze mit Seitenzahlen versehen.

Ich habe mit Bedacht «Redaktorinnen» geschrieben, denn es waren und sind ohne Ausnahme Frauen, die diesen Part in diesem Vierteljahrhundert übernommen haben:

  • Ursula Lenisa (Juni 1982 bis September 1992)
  • Beatrice Rippstein (Oktober 1992 bis Juli 1994)
  • Astrid Steiner (September 1994 bis März 1996)
  • Andrea Haltinner (Juli 1996 bis August 2000 ; ab August 1999: Andrea Epprecht-Haltinner)
  • Nicole Bucher (September 2000 bis September 2007 ; ab August 2007: Nicole Traub-Bucher)
  • Jakobea Urban (Oktober 2007 bis November 2007)
  • Gina Gertsch (ab Dezember 2007)

Nicole Bucher beginnt eine neue Lebensphase

Was war der Verfasser dieser Zeilen doch jeweils dankbar für die Kulanz der Redaktorin. Denn oft war er mit seinen Artikeln der Reihe Weiacher Geschichte(n) erst auf den letzten Drücker fertig. Nicole Bucher hat es dennoch geschafft, jeden eingereichten Artikel ins Blatt zu bringen! Chapeau, madame! Nach Jahren des «Guten Tag, Frau Bucher» musste ich mich leider nicht mehr daran gewöhnen, Sie nun Frau Traub zu nennen. Viel Freude in Ihrem neuen Lebensabschnitt!

Die Gemeindeverwaltung hat zu Nicole Traubs Ausscheiden aus dem Dienst der Gemeinde Weiach folgende Zeilen verfasst:

«Nicole Traub-Bucher hat am 14. September 2007 nach gut sieben Jahren Tätigkeit ihren letzten Arbeitstag auf der Gemeindeverwaltung Weiach absolviert. Sie freut sich nun auf die Geburt ihres Kindes und ihre neue verantwortungsvolle Aufgabe als Mutter und Familienfrau. Der Gemeinderat dankt Nicole Traub-Bucher für ihren langjährigen, tadellosen und sehr geschätzten Einsatz in Weiach ganz herzlich und überreicht ihr zum Abschied einen prächtigen Blumenstrauss und als Erinnerung an Weiach einen Gutschein für ein Bild inkl. Rahmung des Weiacher Malers Hans Rutschmann.» (Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Oktober 2007 - S. 4)

Ein weiacherischeres Geschenk als ein Bild von Hans Rutschmann gibt es wohl kaum.

Weiterführender Artikel

[Veröffentlicht am 28. Dezember 2007]

Dienstag, 11. Dezember 2007

Urbanität oder dörfliche Idylle?

Auf den Punkt gebracht geht es heute abend an der Gemeindeversammlung der Politischen Gemeinde Weiach um genau diese Frage. Welten des Selbstverständnisses werden aufeinanderprallen. Das ist zu vermuten, wenn man sich die emotionalen Wortmeldungen an einer Informationsveranstaltung vor etwas mehr als einem Monat in Erinnerung ruft.

Worum geht es? Ein privater Investor, die Oskar Meier AG aus Bülach, will im Gebiet Bedmen, zwischen Bahnlinie und Hauptstrasse auf einem letztes Jahr noch zum Verkauf stehenden Stück Ackerland eine neue Wohnsiedlung mit 55 Eigentumswohnungen hinstellen.

Der Gemeinderat will etwas gegen die Erosion in der Gemeindekasse tun. Er hält das Projekt für eine grosse Chance und glaubt, damit würden neue Investoren angezogen. Denn wo im grossen Stil gebaut werde, da würden sich auch Unternehmen, die Arbeitsplätze bringen, für das Gebiet interessieren.

Eigentumswohnung für 400'000 Franken

55 neue Wohnungen. Das würde neue Einwohner bringen, keine Frage. Darüber aber, ob diese dann auch tatsächlich etwas zum Dorf und seinem Zusammenhalt beitragen können, herrschen bei vielen Eingesessenen grosse Zweifel. Diese kann man durchaus teilen, wenn man sieht, welche Problem das frühere Bauerndorf Niederhasli hat, wo es trotz (oder gerade wegen?) Tausenden neuer Einwohner um die Finanzen alles andere als gut bestellt ist.

Man kann sich auch fragen, ob in der neuen Siedlung tatsächlich die erwartete Kinderschar wohnen wird, die unser Schulhaus vor der Schliessung mangels Belegung bewahren soll.

Besonders kritisch wurde an der erwähnten Informationsveranstaltung der Qualitätsaspekt beleuchtet. Wenn die Wohnungen um die 400'000 Franken kosteten, wie ein Vertreter der Oskar Meier AG an diesem Abend erklärte, dann würde das ganz bestimmt nicht Neueinwohner anziehen, welche der Gemeindekasse aufhelfen könnten, im Gegenteil. Das seien dann eher die Ärmeren, mit bis unters Dach reichender Hypothekarverschuldung, gab ein Votant zu verstehen.

Spannende Ausmarchung heute abend

Heute abend geht es daher nicht nur um die Frage, ob die neue Siedlung nun Flachdächer oder - wie von der Bau- und Zonenordnung für die Kernzone vorgeschrieben - Satteldächer erhalten soll. Es wird auch ein Stimmungstest sein dafür, ob Weiach den Weg der Urbanisierung in Richtung Agglo-Gemeinde gehen will (Beispiele gibt es im Furttal und Glattal zur Genüge) oder ob man die Zukunft eher in der Value Proposition der Gemeinde Bachs sieht, die sich mit dem Naturschutzgebiet und der schönen Landschaft positionieren kann.

Termin: 20 Uhr, Gemeindesaal Weiach, bei der Postautohaltestelle "Weiach, Gemeindehaus".

Montag, 10. Dezember 2007

Die Kirche bleibt im Dorf

Überraschung beim Durchblättern der Dezember-MGW: die Seiten der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde fehlen. Nichts, aber auch gar nichts über die Adventszeit und Weihnachten. Nur zwei Seiten der römisch-katholischen Pfarrei St. Katharina im benachbarten Kaiserstuhl.

Dann auf der Website der politischen Gemeinde nachgesehen und dort zwei fein säuberlich getrennte Dokumente gefunden:

Wird hier die Trennung von Kirche und Staat geprobt?

Derartige Spekulationen könnten abwegiger nicht sein, erfuhr WeiachBlog von Pfr. Christian Weber. Zur Zeit werde das Thema Trennung nicht ernsthaft diskutiert - Fälle wie der von Bischof Kurt Koch seien die absolute Ausnahme - und gerade die Reaktion auf dessen Forderung zeige, wie fest das Band zwischen Landeskirchen und Kanton heute geknüpft sei. Die Kirche bleibt also im Dorf. Auch in Weiach.

Ausserordentlicher Nachtrag - mit eigenem Titelblatt

Ein Nachtrag der MGW sei schon gedruckt und werde in Kürze verteilt, sagte der Pfarrer. Dass die Kirchennachrichten nicht wie üblich Teil der MGW seien, beruhe auf einem Irrtum, der wohl durch den personellen Wechsel in der Gemeindeverwaltung mitverursacht worden sei.

Jä nu! Kann ja passieren. Und so sieht er aus, der Nachtrag:

P.S.: Das hier abgebildete ausserordentliche Titelblatt fehlt in der elektronischen Ausgabe auf der Website der Gemeinde.

Sonntag, 9. Dezember 2007

Wenn zu viel Abfall herumliegt...

...dann können einige nicht widerstehen, genau dort auch ihren Dreck abzuladen. An diese bei Reinigungsdiensten von Gemeinden und Städten wohlbekannte Tatsache habe ich mich heute abend beim Überprüfen der Kommentare auf WeiachBlog erinnert.

Verbales Littering als Racheakt

Auch dieses Blog bleibt vom verbalen Littering nicht verschont. Diffamierungen, Beleidigungen und Unterstellungen gehören in diese Kategorie.

Speziell ist nur, dass sie praktisch ausschliesslich aus einer Ecke kommen: von den so genannten Schneisern, die glauben, sie hätten das Recht, zu 100% von Fluglärm verschont zu bleiben, obwohl sie a) schon seit Jahrzehnten wissen, dass sie in die Verlängerung der Piste 34 ziehen oder gezogen sind und b) ebenso von den wirtschaftlichen Effekten des Flughafens Zürich profitieren wie alle anderen im Grossraum Zürich lebenden Personen auch.

Systematische Patrouillen zur Wahrung der Lufthoheit

Einige von diesen Schneisern patrouillieren systematisch im Internet (anders kann man das mindestens zweimal täglich erfolgende Abfragen des Begriffs «Weiachblog» durch die gleiche IP kaum erklären) und hinterlassen manchmal nützliche Kommentare - seit einigen Tagen aber nur noch Verbalinjurien. Neuestes Beispiel ist das hier:

«Ich bin dafür, dass man Weiach verfassungsrechtlich verbietet, genauso wie Scientology oder Naziparteien!» [By Anonym, at Sonntag, 9. Dezember 2007 12.45 Uhr CET] (Quelle)

Aus dem Einzugsgebiet der GGA Maur

Urheber dieser pauschalen Verunglimpfung, die auf die Tatsache anspielt, dass in Weiach von einer Mehrheit der Stimmenden SVP gewählt wird, ist eindeutig ein Schneiser, wie man dank Sitemeter beweisen kann:


Das Einzugsgebiet der GGA Maur liegt nämlich genau unter dem Südanflug-Gebiet, das die Stammlande der Schneiser ist: Maur, Egg, Zumikon. Und weitere 4 Gemeinden vom Pfannenstil bis zum Greifenseeufer.

Ursache: Majestätsbeleidigung

Weitere ähnlich zum Himmel stinkende Beispiele von Anwürfen, die gewisse Zeitgenossen wohl trotzdem als «Diskussionskultur» bezeichnen, findet man vor allem seit dem Erscheinen eines kritischen Artikels über die juristischen Folgen einer illegalen Aktion vom Sommer 2006 und deren Organisator Thomas Morf, den Anführer der Schneiser mit den gelben Käppchen.

Schlammschlacht light

Angeheizt wurde die Schlammschlacht gegen WeiachBlog (und die Weiacher ingesamt) auf dem Online-Psychohygiene-Medium der Schneiser durch einen einschlägig bekannten Aktivisten mit dem Pseudonym «Thomas» (ob es sich um Morf handelt ist nicht klar):

«Man kann mit dem Link oben [da steht im Original der Weblink auf WeiachBlog] zur emotionalen Müllkippe eines weiacher Dorfdeppen gelangen - muss man aber nicht, denn dort steht ziemlich viel Unsinn. Kein Wunder, ist Weiach beim Kanton als Deponiestandort im Rennen, ganz nach Fairteilungs-Verursacherprinzip: Wer Müll produziert, soll ihn auch gleich bei sich behalten.» (Quelle)

Diese Art von Beleidigung ist im Fluglärm-Diskussionsforum von Hans Bantli die klassische Aufforderung zur virtuellen Schlammschlacht - erleichtert durch den Weblink. Davon hat das Schneiser-Fussvolk Gebrauch gemacht - was anhand der steigenden Zugriffszahlen auf WeiachBlog leicht feststellbar ist.

Anonyme Kommentare zur Disposition

Um es kurz und deutlich zu sagen: Ich bin nicht mehr bereit, solche anonymen Anwürfe zu tolerieren. Wenn diese Angriffe nicht aufhören, werde ich geeignete Gegenmassnahmen ergreifen.

Sonntag, 2. Dezember 2007

95. Geburtstag von Noldi Hauser

Gestern Samstag rückte die Zürcher Landzeitung einen der bei älteren Lesern beliebten Beiträge des so genannten Gratulationsteams ein.

Gemeldet wurde, dass heute Sonntag der drittälteste Einwohner von Weiach, Arnold «Noldi» Hauser, «bei ordentlicher Gesundheit seinen 95. Geburtstag» feiern könne. In diesem Alter sind gewisse Gebresten unvermeidlich, daher wohl die vorsichtige Formulierung.

Ehemaliger Sänger und aktiver Paukist

Über Leben und Wirken Noldis wird folgendes berichtet:

«Der Jubilar ist in Weiach aufgewachsen und wohnte bis vor einigen Jahren in Niederglatt. Er ist seit dem Tod seiner Frau wieder ins Elternhaus in Weiach zurückgekehrt. Noldi hatte bei der Renault in Glattbrugg als Magaziner im Ersatzteillager gearbeitet. Nach seiner Pensionierung führte er Rotkreuz-Personentransporte durch. Er war etliche Jahre Sänger im Männerchor Niederglatt und half in der Jagdgesellschaft mit. Seit einigen Jahren spielt er mit Schneid bei den «Lustigen Neeracher Musikanten» als Paukist. Noldi Hauser gilt als umgänglicher, froher Zeitgenosse und geselliger Kamerad.»

Das ist wohl auch eines der Geheimnisse für ein langes Leben. Ärger scheint ihm nicht geschadet zu haben. Er lacht heute auch gerne über die Episode mit 27 Jahren im Zweiten Weltkrieg, als ihn seine militärischen Vorgesetzten von der Grenzfüsilierkompanie V/269 in den Arrest setzen liessen, weil er sich weigerte, mehr als eine Runde Berg- und Tallauf durch den Stationierungsort, das Städtchen Kaiserstuhl, zu machen (vgl. Artikel Zrinski).

Quellen

  • Zrinski, S.: Der älteste Füsilier seiner Art. Weiach – Die letzte Tagung der Grenzschützer der 5. Kompanie ist Geschichte. In: Zürcher Unterländer, 28. Juni 2007 – S. 9.
  • Letzte Tagung der Gz. Füs. Kp. V/269. In: WeiachBlog, 29. Juni 2007.
  • Gratulationsteam ZLZ: 95. Geburtstag. In: Zürcher Landzeitung/Zürcher Unterländer/Neues Bülacher Tagblatt, 1. Oktober 2007 – S. 8.

Samstag, 1. Dezember 2007

Ohrfeige für Südschneiser

Mit grosser Genugtuung hat man im Studenland und im Bohnenviertel zur Kenntnis genommen, dass der Südschneiser Thomas Morf und seine Kumpanen nun bald offiziell als vorbestraft bezeichnet werden dürfen.

Vorbestraft wofür? Das war unter anderem in der Zürichseezeitung Rechtes Ufer vom 15. November 2007 auf der Titelseite nachzulesen.

Das Bezirksgericht Zurzach hat sämtliche erstinstanzlich wegen Nötigung ausgesprochenen Bussen und Strafen bestätigt, welche gegen die an der Blockade der Kaiserstuhler Brücke vom 25. Juli 2006 beteiligten Südschneiser ausgesprochen worden waren.

Noch viel zu milde

Enttäuschend ist, dass lediglich bedingte Strafen ausgesprochen wurden. Für solche den Grünen und Alternativen abgekupferten, egoistischen NIMBY-Aktionen, die ausschliesslich dem eigenen Vorteil dienen, müssten eigentlich unbedingte Strafen Standard sein. Derartige Straftaten zeugen nämlich von einer niederträchtigen, egoistischen Gesinnung.

Und deshalb müssten vor allem die Bussen viel höher sein. Nur 1200 Franken für den Rädelsführer? Das ist ja lächerlich! Der Aargauer Richter hätte den Faktor 10 davorsetzen sollen. Mindestens. Sonst können die das ja ohne mit der Wimper zu zucken aus der Portokasse bezahlen - womöglich noch aus der des Gelbkäppchen-Vereins.

Begriffstutzigkeit ist Programm

Auch in der zweiten Instanz ist das Verdikt klar. Im «Monatsrückblick November 2007 (VFSN)» entblödet sich der VFSN dennoch nicht, von einer «Brücken"besetzung"» zu sprechen und zu behaupten: «Beweise für eine Nötigung oder eine Sperrung konnten nicht auf den Tisch gelegt werden.»


Wie bitte? Wenn das hier (vgl. Bild oben oder das auf der Blogwiese) keine Sperrung ist, was ist es dann? Zur fraglichen Tageszeit, zwischen 6 und 7 Uhr morgens, sollten bewusst Dutzende von Pendlern vergrault und im Erreichen ihres Arbeitsortes behindert werden. Herr Morf, das ist mindestens Nötigung! Sie sind damit noch gut weggekommen und das wissen Sie ganz genau.

Von besonderer Frechheit ist das von Krokodilstränen durchtränkte Morf'sche Statement in der VFSN-Medienmitteilung vom 14.11.: «Meinerseits liegt mir daran - für den Fall, dass jemand durch unsere Demonstration tatsächlich behindert worden ist - mich bei dieser Person hiermit in aller Form zu entschuldigen».

Jä, säg rächt. Verzell Du das em Fäärimaa! Entschuldigungen interessieren uns überhaupt nicht. Zieht diesen idiotischen Gekröpften Nordanflug zurück!

Strassburg wir kommen?

Wie man diese Südschneiser kennt, werden sie das Urteil wohl anfechten. Man wird dann sehen, wie das Obergericht des Kantons Aargau entscheiden wird und ob die Gelbkäppchen dann am Schluss sogar noch nach Strassburg pilgern. Allen folgenden Instanzen ist dieselbe konsequente Linie zu wünschen wie dem Zurzacher Bezirksgericht.

Und man wird letztlich auch sehen, wozu diese wohlstandssaturierten NIMBY-Chaoten fähig sind, wenn sie einsehen müssen, dass die Südanflüge für immer bleiben. Werden wir unsere Schützenvereine dann wegen einem durchgeknallten Südschneiser zu Grabe tragen müssen?

Quellen

Donnerstag, 29. November 2007

Novemberwetter 1957

Verglichen mit anderen Monaten wurde der November vor 50 Jahren von Walter Zollinger statistisch sec abgehandelt. Nicht gerade eine Liebesgeschichte:

«November: in der Hauptsache ein trüber Monat! Zwanzig Tage mit Hochnebel oder bedeckt vom Morgen bis zum Abend, neun neblige Vormittage, fünfmal Regenfälle, die übrige Zeit wechselnd zwischen dunstig-nebligen Vormittagen und sonnigen Nachmittagen. Zwei ganze Tage waren schön vom Morgen an. Auch die Temperatur verlief ziemlich tief, um -4° bis +7° an den Morgen, zwischen +1° und 13° am Mittag und von 1,5° bis 9°C an den Spätnachmittagen. An den Morgen des 25. & 26.11. lag ein ziemlich starker Reif.»

Und die MeteoSchweiz ein halbes Jahrhundert später? Sie spricht im Zusammenhang mit dem November 2007 von einem «spannenden Witterungsverlauf». Es hätten «fast alle klassischen Wetterlagen - angefangen von einer Bisenlage über eine Nordwestlage mit Starkschneefällen bis hin zum Föhnsturm - beobachtet werden» können.

In Weiach ist zwar der Föhn in seltenen Fällen wirklich prägend. Aber einen Einfluss haben die Wetterverhältnisse in den Alpen natürlich auch auf unsere Witterung. Wenn auch ohne die dieses Jahr in den Bergen zu beobachtenden starken Schneefälle, welche die Tourismus-Branche nach dem letztjährigen Schneemangel wieder glücklich werden lässt.

Bereits im WeiachBlog erschienene Wetterartikel

Quelle

  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1957 – S. 6 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1957)

[Veröffentlicht am 30. Dezember 2007]

Montag, 26. November 2007

Weiach wird versachlicht

«Difficile satiram non scribere». Es ist schwierig, nicht satirisch-zynisch zu werden, wenn man über die Reaktionen von Regierung, Bundesverwaltung und Flughafen-Management auf die Resultate der gestrigen Flughafen-Abstimmungen liest und ein Urteil darüber abgeben soll.

Fuhrer als Totengräberin des Unterlands

Regierungsrätin Rita Fuhrer macht auf Zweckoptimismus und hofft das Resultat pro ZFI plus werde «die Diskussion versachlichen» (Tages-Anzeiger von heute). Da ist sie genauso auf dem Holzweg, wie wenn sie auf die Frage «Was führte zum Ja?» die Antwort gibt: «Die Bevölkerung hat gezeigt, dass sie nicht jedes Detail begreifen muss, um zu erkennen, dass der ZFI plus Transparenz in die Lärmentwicklung bringt.» Falsch. Die Ja-Stimmenden hatten lediglich NIMBY-Motive, sie glauben alle, sie würden dank ZFI plus (wieder) vom Fluglärm verschont - vor allem dort wo Frau Fuhrer wohnt: im Süden des Flughafens.

Was versachlicht wird, ist nicht die Diskussion. Versachlicht werden nur das Zürcher Unterland und seine Bewohner, nämlich zu einer Sache gemacht, mit der man beliebig umspringen kann - massive lokale Mehrheiten gegen ZFI plus und Co. hin oder her.

Wachstum, Wachstum über alles

Denn was anderes ist wohl gemeint, wenn beim Bund befriedigt behauptet wird, die Stimmbürger hätten sich für eine «nachfrageorientierte Entwicklung des Flughafens» ausgesprochen? Was das heisst, steht etwas weiter unten in der gestrigen Verlautbarung von Bundesrat Leuenbergers UVEK: es sollten «möglichst wenig Menschen im Einzugsgebiet des Flughafens unter Fluglärm leiden müssen». Aber die dafür richtig. Und zwar gleich doppelt. Sind ja jetzt 47'000 erlaubt - hochoffiziell bestätigt von den Stimmberechtigten höchstselbst.

Wir im Norden sollen nicht nur mit dem Segen des Bundes mit Fluglärm praktisch ohne Ende zugedeckt werden dürfen, sondern werden auch noch von einer feigen Kantonsregierung und einem selbstzufriedenen Kantonsrat betrogen, die schlicht nicht den Mut haben, die nach ihren Grundsatzentscheiden punkto Flughafen eigentlich schon seit Jahrzehnten fälligen Raumplanungsmassnahmen bis zum bitteren Ende durchzuziehen, inklusive grossflächigen Bauverboten und Entschädigungszahlungen für diese materiellen Enteignungen in Milliardenhöhe. Da könnte man sich als Politiker ja wirklich unbeliebt machen, wenn die Südschneiser statt zum erwarteten free lunch plötzlich noch zur Kasse gebeten werden müssten. Angesichts der Mehrheiten lässt man das lieber. Ist billiger. Die Unterländer kann man ja notfalls immer wieder überstimmen.

Arrogante SWISS

Dasselbe Bild bei der von deutschem Kapital dominierten SWISS, die in einer Medienmitteilung vom 25.11. das Resultat «respektiert», «obwohl der ZFI+ aus Sicht von SWISS Mängel aufweist». Solche Aussagen triefen von Arroganz und Anmassung. Denn etwas anderes bleibt einem privaten Unternehmen auch nicht übrig. Wenn der Souverän spricht, dann hat das Unternehmen zu schweigen. Mit dem Satz: «Besonders in den Tagesrandstunden kann aber auch der ZFI+ plafonierend wirken», wird auch gleich klar gemacht, dass der Angriff auf die 7-Stunden-Nachtruhe durch die SWISS, sekundiert von der UNIQUE Zürich Flughafen, bei nächster Gelegenheit wieder aufgenommen wird.

Die Befürchtung liegt nahe, dass schon längst an der ursprünglichen Berechnungsvorschrift für den ZFI plus herummanipuliert wird. Mit dem Ziel, irgend einen der Parameter klammheimlich so umzudefinieren, dass ein Wachstum über die 47'000 stark gestörten Personen hinaus möglich ist. Die Nachfrage orientiert sich halt nicht am Ruhebedürfnis einiger Tausend Menschen.

[Veröffentlicht am 27. November 2007]

Sonntag, 25. November 2007

NIMBY-Koalition wählt ZFI plus

Regierungsrätin Rita Fuhrer wird zufrieden sein mit dem heutigen Abstimmungswochenende. Die Zürcher wollen ihren ZFI plus und haben die Plafonierungsinitiative bachab geschickt. Alles andere wäre eine grosse Überraschung gewesen.

Denn das Ergebnis ist genau so herausgekommen, wie in der Flughafenfrage schon seit Jahrzehnten. Nämlich NIMBY-mässig und damit ganz deutlich vom St. Florians-Gedanken getragen, der in diesem Fall etwa so formuliert werden kann: «Erhalte uns den Flughafen und die (scheinbar oder anscheinend?) nur dadurch erzielbare wirtschaftliche Prosperität, aber verschone uns bitte vor möglichst vielen negativen Auswirkungen - am liebsten grad vor allen. Amen».

Dass dies von der Regierung mit dem ZFI plus geschickt bediente Mantra im Endeffekt auf einen Lärmkübel namens Zürcher Unterland hinausläuft, nimmt man im Rest des Kantons in Kauf. Jemand muss schliesslich die negativen Folgen tragen, nicht wahr? Und wo man gerade dabei ist, könnte man dann dort auch grad alle Deponien und Lager für radioaktive Abfälle samt einem Rheinhafen konzentrieren. Und das alles nur zu einem Ziel: Ad majorem gloriam Turicensis. Die Weiacher sollen froh sein, dass sie so am Fortschritt teilhaben können. Ausser dem Kies, das heute noch von dort kommt interessiert nämlich in Zürich nicht einmal ansatzweise, was diese Dörfler denken.

Erstaunlich gutes Abschneiden von Verena Diener

Schauen wir einmal, wie sie gewählt haben: 38.53 % Verena Diener (glp); 60.83 % Ueli Maurer (SVP); 0.64 % Vereinzelte. Die Resultate sind wie erwartet. Der SVP-Kandidat wurde favorisiert. Man darf annehmen, dass die starke SVP-Basis treu «den Ueli» gewählt hat, sekundiert von einer Handvoll Konservativer, denen «die Diener» aus persönlichen Gründen ein Dorn im Auge ist (z.B. wegen der Schliessung des Bezirksspitals Dielsdorf). Beachtlich ist dafür, wie viele Stimmen die grünliberale Ex-Regierungsrätin dann doch geholt hat. Fast 40 Prozent! Das kann man eigentlich nur so erklären, dass auch viele FDP-Wähler sich dafür entschieden haben, Maurer im Nationalrat zu belassen und damit eine Wiederwahl Schlüers definitiv zu verhindern.

Tramlinie in der Stadt abgelehnt

Dass sich die Weiacher auch heute noch als vom Kanton vergessene Gegend vorkommen, zeigte sich bei der Vorlage zur neuen Tramlinie Zürich-West, die mit 48.17 % Ja knapp abgelehnt worden ist. Anders denn als Folge des Gedankens: «Was nützt mir dieses blöde Tram in der Stadt? Ich will nicht auch noch dafür Steuern zahlen müssen», ist das schwer zu erklären, wenn man die Ja-Mehrheiten rundherum betrachtet. Dazu passt: diese Vorlage hatte in Weiach mit 40.79 % die schlechteste Stimmbeteiligung aller Vorlagen.



Die Änderung des Steuergesetzes, wo es um die Wettbewerbsfähigkeit des Kantons bei der Unternehmensbesteuerung ging, haben die Hiesigen mit 52.77 % etwas lustlos und mit 41.60 % Stimmbeteiligung gutgeheissen. Das Abwandern von Unternehmen und Unternehmern nur der Steuerbelastung wegen will man dann doch nicht. Die Drohung funktioniert wie erwartet.

Anflugschneise 14 Nord geschlossen gegen den ZFI plus

Chancenlos war in den Gemeinden in der Nordwestecke des Kantons - allen voran in Stadel, Weiach und Hochfelden - der Gegenvorschlag von Regierung und Kantonsrat. Mit nur 21.07 % für den ZFI plus (bei 45.26 % Stimmbeteiligung) erhielt Rita Fuhrer in Weiach einen klaren Denkzettel. Berücksichtigt man die konsistenten Nein-Parolen von Bürgerinitiativen wie dem ZUF und Behördeninitiativen wie der IG-Nord ist das leicht verständlich. Trotzdem darf man sich über das (auf der Karte tiefrot gefärbte) starke Widerstandsnest unter dem nördlichen Approach 14 freuen:


Uneinheitlicher dagegen das Bild bei der Plafonierungsinitiative, welche 250'000 Flugbewegungen als oberes Dach und 9 Stunden Nachtruhe verlangte. Immerhin 38.79 % befürworten die Initiative "Für eine realistische Flughafenpolitik". Zu gross ist wohl die Verwirrung, wie das Resultat dann in Bern oder Zürich interpretiert würde, zweimal Nein z.B. als Einverständnis für grenzenloses Wachstum? Und vielleicht spielte auch die Angst mit, die Wirtschaft könnte bei Annahme der Initiative doch Schaden nehmen.

Wenn man dann aber das Resultat der Stichfrage analysiert, dann wird klar, was man bei den Hiesigen für das kleinere Übel hält: eine satte Mehrheit von 61.59 % beantwortet die Frage, welche der beiden Vorlagen in Kraft treten solle, sollten beide Ja-Mehrheiten auf sich vereinigen, im Sinne der Initiative (vgl. grün eingefärbte Gemeinden).


Ein deutliches Misstrauensvotum gegen den ZFI plus und Rita Fuhrer. Und wieder sieht man den Cluster von Weiach über Stadel nach Hochfelden. Diese Gemeinden haben denn auch am meisten zu befürchten vom Fuhrerschen ZFI-Wahnsinn.

Kämpfen wir weiter. Gegen den Gekröpften Nordanflug.

Quelle

Samstag, 24. November 2007

Wer Bürger zu Kunden macht vernichtet die Demokratie

Rüdiger Suchsland ist ein streitbarer deutscher Zeitgenosse. Einer der - nomen est omen - tatsächlich auf der Suche nach seinem Land ist.

Als Journalist tut er das mittels pointierten Beiträgen wie vor einem Jahr mit «Nichts wie weg! Reform Impossible: 75 Gründe aus Deutschland auszuwandern. Und zwar jetzt gleich.» (Telepolis, 09.11.2006) oder kürzlich mit «Die Industrialisierung des Denkens. Über den Verfall politisch-kultureller Information». (ebenfalls auf Telepolis, bibliographische Angaben s. unter Quellen)

Da gibt es ein paar sehr lesenswerte Passagen, so zum Beispiel das einleitende Zitat Alexander Kluges: wenn die Öffentlichkeit verlorengehe, dann gehe «die Formenwelt für das Nachdenken ebenfalls verloren». Das muss zu denken geben.

In Suchslands Artikel geht es zwar um Massenmedien wie das Fernsehen. Die Problematik der verschwindenden Öffentlichkeit lässt sich aber genauso gut an kleinen Gemeinwesen wie der Gemeinde Weiach zeigen.

Wie geht die Öffentlichkeit verloren?

Sie geht dadurch verloren, dass der bis Mitte des 20. Jahrhunderts in unserer Gemeinde (aber auch sonst im Schweizerland) noch weitgehend gegebene Zusammenhang von Wohnsitz, wirtschaftlicher Lebensgrundlage und dem politischen Interesse am Wohlergehen dieser beiden Basiswerte praktisch vollständig verschwunden ist. Oder sich zumindest auf kümmerliche kaum noch mehrheitsfähige Reste reduziert hat.

Etliche, die in den letzten Jahren nach Weiach kamen (und heute immer noch kommen), lassen sich von Immobilienfirmen anlocken, die marktschreierisch mit dem Steuerfuss werben - und oft genug vor allem damit: «85%!» ist die beliebteste headline. Das ist denn leider oft auch das einzige Interesse, das solche Einwohner an ihrem neuen Standort haben. Sollte der Steuerfuss der politischen Gemeinde sich verdoppeln, z.B. von 18 auf 36%, so wäre Weiach zwar immer noch im Mittelfeld der Zürcher Gemeinden. Reine Steueroptimierer würden der Gemeinde dann aber wohl den Rücken kehren.

Die ehemals zwar auch segmentierte, aber doch auf sich selber reflektierte Dorfgemeinschaft zersplittert sich heute in gesellschaftliche Subkulturen, die sich nicht nur immer weniger zu sagen haben, sondern auch immer erbitterter ihre Partikulärinteressen durchzusetzen anschicken - und sei es mit dem Faustrecht. Das hat Folgen, wie einer der Schlusssätze von Suchsland zeigt:

«Paradoxerweise ist es nicht das Verschwinden von Pluralität, sondern gerade ihre Zunahme, der Zerfall der Gesellschaft in viele Gemeinschaften, in Szenen und Lebensstile, der die Krise des Öffentlichen befördert.»

Weiter diagnostiziert Suchsland «das Verschwinden einer gemeinsamen politischen Vision, eines politischen Willens.» Und er bringt die Essenz auf den Punkt: «Öffentlichkeit bedeutete ursprünglich die Fähigkeit, den gemeinsamen Willen der Civitas herzustellen und durchzusetzen. Das Verschwinden dieses Politischen, der Idee eines Staates als politischem Gemeinwesen (Polis), ist die eigentliche Krise der Öffentlichkeit. Und so verstandene Öffentlichkeit existiert nicht einfach, man muss sie schon herstellen. Und es sind die Bürger, die dem stattfindenden Enteignungs- und Verwertungsprozeß Widerstand entgegensetzen müssen.»

Worin besteht der Verwurstungsprozess?

Kurz gesagt besteht er darin, dass dem Einwohner (sei er nun Schweizerbürger, gar mit Ortsbürgerrecht ausgestattet, oder lediglich geduldeter Hintersasse, also Ausländer) der Eindruck vermittelt wird, er sei bloss Kunde und passiver Konsument. Und darin, dass er dies einfach so hinnimmt.

Verwaltungen sind - so die neue Lesart - eine Dienstleistung eines anonymen Staates an ebenso anonyme Konsumenten. Die früheren Bürger, die noch vor die Tür traten, um zu sehen was es gibt, die noch fast geschlossen die Gemeindeversammlung besuchten, weil da tatsächlich das verhandelt wurde, was ihre Lebenswelt direkt betraf, diese «Bürger» fühlen sich heute bestenfalls als Zuschauer und schlimmstenfalls als Konsumenten, die vom Staat via Steuerbescheid ausgenommen werden. Solcherart finden sie naturgemäss auch nichts dabei, diesen anonymen Staat abzuzocken, weil sie sich der Civitas eigentlich nicht mehr zugehörig fühlen.

Dass es so weit gekommen ist, hat nach Suchsland ganz wesentlich damit zu tun, dass Marketing und Verpackung heute wichtiger genommen werden, als die Vermittlung von Inhalten, deren tatsächlichen Zusammenhängen und die wirkliche Auseinandersetzung damit.

Suchsland geisselt den modernen Pseudojournalismus, der sich ranschmeisse, dabei alles so einfach wie möglich bringen wolle «und dann noch etwas einfacher.» Gekoppelt sei diese Ranschmeisse mit reinem Marketing:

«Der Zuschauer wird von den Informationssendungen des Fernsehens primär gut neoliberal als Kunde und nicht als Bürger begriffen. Auch als Kunde des Staates und der Politik - die dann wiederum Dienstleister sind. Die den westlichen Demokratien verfassungsrechtlich zugrunde liegende Auffassung des Zuschauers als Bürger, der sich Teilhabe am Staat sichert, Mitakteur und damit allerdings auch Verantwortungsträger ist, wird dagegen gedanklich systematisch ausgehebelt. Zuschauer sind handelnde Individuen nur noch dort, wo sie Konsumenten sind.»

Wie gibt man Gegensteuer?

Vereinigungen wie F.O.R.U.M, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Dorfgemeinschaft wiederaufleben zu lassen, sind lobenswerte Ansätze. Aber sie genügen bei weitem nicht.

Wenn diese neoliberale Seuche unaufhaltsam sein sollte, dann gibt es möglicherweise wirklich nur noch den Versuch, das System zu kurieren und seine Mängel zu beheben, indem man die Strategien erfolgreicher Konsumentenorganisationen und Umweltverbände studiert und die Konsumenten über das Lobbying wieder zu aktiven Bürgern macht.

Obwohl die globalen Wirkungszusammenhänge, welche die Hauptdeterminanten des heutigen Lebens sind, über die Ebene der Gemeinden herausragen und diese dazu wirklich nicht mehr viel beizutragen haben, ist nicht gleich die Gemeindeautonomie in Frage zu stellen. Aber konkrete Bestrebungen im Hinblick auf Regionalparlamente könnten wirklich ein notwendiger Schritt sein - und das durchaus auch über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus.

Es braucht auf jeden Fall ein Umdenken auf allen Ebenen, nicht nur der des Staates. Entweder schaffen wir das - wenn nicht, ist das, was das christliche Abendland ausmacht, wirklich am Ende, jedenfalls in der Ausprägung als demokratische Staatengemeinschaft. Dann können eigentlich nur noch Diktaturen und/oder Bürgerkriege folgen. Die man dann vielleicht besser Kundenkriege nennen sollte.

Quelle

Freitag, 23. November 2007

Die entspelzte Welle

Wer auf WeiachBlog zugreift, der hinterlässt digitale Spuren. Sie werden mit zwei verschiedenen Tools erfasst (Sitemeter.com und Google Analytics) und sind zuweilen so interessant, dass ich sie dem geneigten Publikum nicht vorenthalten will.

Normalerweise gibt es im Durchschnitt um die 30 Visitors pro Tag. Nicht so am Samstag, 26. Mai 2007. An diesem Tag wurde WeiachBlog aus heiterem Himmel von einer Welle von Surfern überrollt.

Innerhalb von 24 Stunden suchten über 300 Personen im Netz nach dem Wort «entspelzt» und landeten beim Toplink, der bei Google für diesen Begriff eine WeiachBlog-Seite ist: Entspelzt oder unentspelzt? (Mass und Gewicht 4).

Keine Ahnung, welches «Chörnlipicker»-Medium oder was sonst diesen Hype ausgelöst haben könnte. Jedenfalls sieht man den Peak dieses Anlasses auf der Jahresübersicht mit kaum zu überbietender Deutlichkeit prominent hervorstechen (zum Vergrössern anklicken):


Die restlichen 11111 Visits des letzten Jahres zeigen sich quasi nur noch als Grundrauschen. Es verteilt sich im Schnitt so:

  • auf 80% Laufkundschaft, die über die grossen Suchmaschinen auf WeiachBlog stossen und alsbald wieder in den Weiten des Cyberspace verschwindet und
  • auf 20% Stammleserschaft, die in diesem Jahr teils bis zu 200-mal auf WeiachBlog zugegriffen haben.

Das obige Bild trifft man bei den meisten Blogs an. Die vielen flüchtigen Besucher auf der Site senken natürlich die durchschnittliche Besuchszeit, die aber trotzdem noch bei immerhin 70 Sekunden liegt. Für einen solch monothematischen Blog wie diesen hier finde ich das ziemlich erstaunlich. Ohne die treuen Stammleser wäre dieser Wert nie und nimmer so hoch. Merci!

[Veröffentlicht am 24. November 2007]

Donnerstag, 22. November 2007

Weiach als Bauernopfer für Bülach

Der bekannte Aviatik-Journalist Sepp Moser erklärte gestern im Zürcher Unterländer, weshalb Weiach seit 1976 (dem Zeitpunkt der Eröffnung der Blindlandepiste 14/32) mit Fluglärm eingedeckt wird. Weil man Bülach keinen Fluglärm zumuten wollte:

«Immer wieder habe man aus politischen Gründen Kompromisse eingehen müssen. Statt der V-Piste 14/32 sei eigentlich eine Parallelpiste zur Piste 16 vorgesehen gewesen. Weil jedoch die Stadt Bülach überflogen worden wäre, wurde die Idee wieder fallen gelassen.»

Kapazität auf dem Altar der Politik geopfert

Mit anderen Worten: man hat den für den Flugbetrieb ungünstigen, wegen der Überkreuzung der Anflugwege stark kapazitätssenkenden, Winkel zwischen den Pistenachsen 14 und 16 bewusst in Kauf genommen, weil der zu erwartende Widerstand in Bülach stärker war als der in Stadel, Weiach, Kaiserstuhl und Hohentengen.

Kein Wunder: schliesslich hantierten die Planer damals noch mit den Wachstumszahlen des Herrn Professor Francesco Kneschaurek, der dem Kanton Zürich in den frühen 60er-Jahren aufgrund von Babyboom und Hochkonjunktur eine Einwohnerzahl von 2 Millionen für das Jahr 2000 voraussagte.

Für Bülach liess dies 40'000 Einwohner und mehr erwarten - daher auch die überdimensionierten Umfahrungsinfrastrukturen, denn Kneschaureks Prognosen wurden zur Richtschnur bei der Planung von Strassen, Schulen und Spitälern. Weiach war mit damals gut 600 Einwohnern eine in diesem Poker völlig vernachlässigbare Grösse.

Warum ein Flughafen kein Bahnhof ist

Doch zurück zum Interview mit Sepp Moser:

Ähnliches [d.h. Vorliegen politischer Rücksichten] gelte für die Starts auf der Piste 16 mit Flugziel Westen. Ein Überflug der Stadt Zürich werde nach wie vor kategorisch abgelehnt, obwohl die Maschinen die Stadt in einer Höhe überfliegen würden, die im Verkehrslärm kaum stören würde, ist Moser überzeugt. Der Flughafen stecke insgesamt in einem engen betrieblichen Korsett, sodass ein vernünftiger Betrieb kaum möglich sei. Für Moser ist völlig unverständlich, dass niemand sich dafür einsetzt, den Flughafen so pragmatisch wie ein Strassen- oder Schienennetz zu betreiben, ganz nüchtern und nach objektiven Kriterien.»

Nun, das ist einfach zu erklären. Dies zu tun wäre politischer Selbstmord.

Die Südanfluggegner wehren sich ja eben gerade deshalb mit allen Tricks und NIMBY-Argumenten, weil ein Flughafen grundsätzlich anders betrieben werden könnte als ein Strassen- oder Schienennetz. Eine Luftstrasse kann man dort durchlegen, wo man will.

Das gilt nur beim Endanflug nicht uneingeschränkt, denn der wirkt wie eine lange, schnurgerade Strasse. Und diese Lärmstrassen sollen gefälligst nur im Norden betrieben werden? Das ist allerdings irrational.

Quelle

  • Huber, P.: «Die momentan geführte Debatte ist irrational». Flughafenabstimmung - Aviatik-Experte Sepp Moser hält sich aus dem Abstimmungskampf heraus. In: Zürcher Unterländer, 21. November 2007 - S. 19.

Mittwoch, 21. November 2007

Frankenhalde und Franzosenhau

Die Franzosen wurden zur Zeit des Einmarsches französischer Truppen in die Alte Eidgenossenschaft im Jahre 1798 und zuweilen auch später «Franken» genannt.

Diese Anknüpfung an die westgermanische Stammesgruppe der Franken ist durchaus berechtigt, weil das spätere, weit nach Osten ausgreifende Frankenreich unter Karl dem Grossen seinen Ursprung und sein Kerngebiet klar auf dem Territorium des heutigen Frankreichs hatte.

Sind die Franzosen schuld? Nicht immer!

Nun gibt es in Weiach gleich zwei Flurnamen, die man mit der Zeit der Helvetischen Republik (wegen starker Präsenz französischer Heere auch «Franzosenzeit» genannt) in Verbindung bringen könnte: «Frankenhalde» und «Franzosenhau» (Zollinger zählte 1972 auch noch das «Saxenholz» und die Häusergruppe «Im Chrieg» nahe der Chälen dazu).

Die «Frankenhalde», die den südöstlichen Abschluss der Terrassenebene des Hasli bildet, hat ihren Namen jedoch schon Jahrhunderte vor der Franzosenzeit erhalten, wie man den Unterlagen des Hexenprozesses gegen Schlotter Elsi von 1539 entnehmen kann. (vgl. Der leibhaftige Böse in Hasengestalt, WeiachBlog vom 12. Mai 2007).

Der Abschnitt «Dass in den Jahren 1798-1800, also während der Kämpfe zwischen französischen Heeren und ihren Gegnern, den Österreichern und Russen, auf dem Gelände um Weiach fremde Truppen lagerten, bezeugen die Flurnamen «Frankenhalde» und «Franzosenhau».», der so noch in der 3., gedruckten Auflage der Ortsgeschichte von 2003 drin steht, hat daher zugleich mit diesem Artikel eine Überarbeitung erfahren (vgl. e-snips-Folder).

Holz an mindestens zwei Orten geschlagen

Beim «Franzosenhau» ist die Sachlage klarer. Dieser Flurname geht wohl tatsächlich auf das Jahr 1799 zurück. Weil die Lagerfeuer grosse Mengen an Brennholz brauchten und die Front einige Wochen dem Rhein entlang verlief, gibt es auf Gemeindegebiet nicht nur einen Ort mit diesem Namen.

Der eine, auf der Flurnamenkarte von 1958 eingezeichnete Platz, liegt oberhalb des Dorfes am östlichsten Rand des Stockiwaldes, etwa da, wo heute die Stockihütte steht [Nr. 70 Franzosenhau; zum Vergrössern anklicken]


Der andere ist nur auf der nach 1846 fertiggestellten Karte des Kantons Zürich abgebildet (so genannte Wildkarte, Bl. IX Weiach) und liegt an der äussersten Ecke des ehemals bis an die frühere Kantonsstrasse reichenden Weiacher Hardwaldes südlich der Bahnlinie. Dieser Flurname wird auch von Zollinger 1972 im Anhang 1 Flurbezeichnungen der ersten Auflage der Weiacher Ortsgeschichte genannt.

Bei beiden Plätzen wurde durch die Truppen Kahlschlag betrieben:

«Im Hard nahe Rheinsfelden kampierten französische zusammen mit helvetischen Truppenverbänden und schlugen zur Brennholzgewinnung einen Viertel des von den Zeitgenossen als «herrlich» bezeichneten Weiacher Eichenwaldes. Der Schaden allein am Wald wurde auf etwa 80’000 Gulden geschätzt – eine schwindelerregende Summe: ein solides Wohnhaus kostete damals im Durchschnitt etwa 1000 Gulden. Im Stocki sollen die rücksichtslosen «Befreier» die prächtigsten Tannen – damit es schneller ging in Brusthöhe – gefällt und zum Bau von Baracken oder zu Lagerfeuern verwendet haben; die Stöcke blieben zurück.»

Ausschnitt aus der Wildkarte. Der Franzosenhau an der südöstlichen Ecke des damaligen Hardwaldes (heute Ackerland):


Wild-Karte 1851: Ausschnitt Stocki analog zur Karte von 1958 oben:


Quellen

  • Wild, J.: Karte des Kantons Zürich im Masstab von 1 : 25000 nach den in den Jahren 1843 bis 1851 gemachten Aufnahmen von 1852 bis 1865 auf Stein gravirt im topographischen Bureau in Zürich. (Zürich, Topographisches Bureau, 1852-1867)
  • Boesch, H.: Kanton Zürich. Sammlung der Orts- und Flurnamen. Aufnahme 1958. (Auf Übersichtsplan 1:5000 Ge­meinde Weiach. Meliorations- und Vermessungsamt des Kantons Zürich. Nach­geführt bis 1983.) [Signatur: StAZH O 471 c Weiach]
  • Zollinger, W.: «Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach», 1. Aufl. Dielsdorf 1972; 2. Aufl. Weiach 1984
  • Brandenberger, U.: Weiach – Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes. Dritte, überarbeitete Auflage von Walter Zollingers «Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach». Oktober 2003 – S. 32 [Ein pdf-File der 4. Auflage, Ausgabe November 2007 (auf den neuesten Stand gebrachte Version) ist verfügbar unter dem URL: http://www.esnips.com/web/Ortsgeschichte-Auflage-4 ]

Dienstag, 20. November 2007

Kerzenziehen von und mit Gufä

Neben dem gestern erwähnten Räbeliechtliumzug ist das Kerzenziehen wohl jüngeren Ursprungs.

Ins Dorf gebracht hat es unser initiative Pfadileiter Gufä alias Frank Kissling, der im Baumgartner-Jucker-Haus wohnt.

Sein in schlichter Schönheit designtes Einladungsplakat ist mir vor einigen Tagen an der Postautohaltestelle «Weiach, Gemeindehaus» ins Auge gesprungen. Frank hat mir verdankenswerterweise erlaubt es hier abzubilden. Merci! [Zum Vergrössern anklicken]

Montag, 19. November 2007

Räbeliechtliumzug - vor 50 Jahren und heute

Manche Traditionen vererben sich. Sie werden mündlich von Generation zu Generation weitergegeben und meist ist nicht klar, wie lange sie schon praktiziert werden. Und so liegen die Ursprünge oft im Dunkel der Geschichte.

Der jeweils im November durchgeführte «Räbeliechtliumzug» ist im alemannischen Raum ein Volksbrauch mit langer Tradition, wie man im Wikipedia-Artikel Räbenlicht nachlesen kann.

Schwierigkeiten, genügend Räben aufzutreiben

Seit wann die Räbeliechtli in Weiach schon Bestandteil des kulturellen Lebens sind, weiss WeiachBlog auch nicht. Bekannt ist aber, dass die Organisation des Räbeliechtliumzugs traditionellerweise in der Hand der Primarlehrer und später der Kindergärtnerinnen liegt. In der Chronik auf das Jahr 1957 schrieb der langjährige Weiacher Lehrer und Dorfchronist Walter Zollinger nämlich:

«Um [..] Bestrebungen, Althergebrachtes zu schätzen, weiter zu fördern, veranstalten wir Lehrer ja ebenfalls alljährlich immer wieder unsern "Räbeliechtliumzug", obwohl es Jahr für Jahr schwerer hält, genügend "Räben" hiefür aufzutreiben, da deren Anpflanzung mehr und mehr zurück geht. Der Umzug fand diesmal am Abend des 17. Novembers statt.»

Die örtlichen Lehrkräfte als Traditionsvermittler

Und 50 Jahre später? Es sind immer noch die Lehrer, nun aber unterstützt von Jugendgruppenleitern (wie im Wikipedia-Artikel beschrieben), wie man an der Einladung zum diesjährigen Umzug sieht [zum Vergrössern anklicken]:



Quellen

  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1957 – S. 19 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1957)
  • Räbeliechtli-Umzug [12. November 2007]. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, November 2007 – S. 32.
  • Artikel Räbenlicht. In: Wikipedia, die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 20. November 2007, 21:04 UTC. (Abgerufen: 20. November 2007, 21:19 UTC)

[Veröffentlicht am 20. November 2007]

Sonntag, 18. November 2007

ZFI plus = Zürcher Unterland als Abfallkübel

WeiachBlog stellt im Hinblick auf die kantonalen Volksabstimmungen vom 25. November über die Flughafenvorlagen Leserbriefe von Weiachern online. Ihre Argumente und Meinungen sollen hier eine Plattform bekommen.

Und zwar als kleines Antidot gegen die millionenschwere Kampagne der Südanfluggegner, die seit Jahren nur ein Ziel verfolgen: dem Norden und Osten für die nächsten Jahrzehnte ALLEN Fluglärm aufzuhalsen, um erneut ausschliesslich von den Vorteilen eines Flughafens in nächster Nähe profitieren zu können, indem man die negativen Auswirkungen von andern ausbaden lässt.

Nach dem Beitrag von Werner Ebnöther (WeiachBlog vom 3. November 2007) folgt heute eine schonungslose Auslegeordnung von Daniel Elsener, die als Leserbrief in der Zürcher Landzeitung/ZU/NBT vom 10. November erstmals abgedruckt worden ist:

«ZFI plus» als Wolf im Schafspelz für den Flughafenausbau

«Am 25. November hat das Stimmvolk des Kantons Zürich mit einem Ja zur Flughafeninitiative die einzigartige und letzte Möglichkeit, sein Veto zur Flughafenpolitik einzulegen. Nach dem Grounding der Swissair und dem Platzen der Hunter-Strategie waren auch die hochfliegenden Pläne der Flughafen Zürich AG (Unique) verunfallt. Fehlinvestition ins Dock Midfield und Umnutzung von Terminal B seien hier nur als Stichworte erwähnt. Trotzdem wird an der Infrastruktur am Flughafen fleissig weitergebaut (ewige Baustelle Flughafen, warum?). Mit dem Abwürgen des runden Tischs durch die zuständige Regierungsrätin Rita Fuhrer sind dann die offiziellen kritischen Stimmen des Flughafenschutzverbands mundtot gemacht worden, welche schon früh eine gerechte Verteilung der Belastung durch den Flugbetrieb und eine Begrenzung auf 320 000 Bewegungen verlangten. Nun – heute ist mit dem Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) wieder ein Prozess im Gang, der gar nicht neu ist, aber aufzeigt, dass der Traum vom ganz grossen Hub Zürich immer noch stur verfolgt wird. (Nachzulesen auf http://www.bazl.admin.ch/). Personell liegt die Führung des Projekts bei Bazl-Direktor Raymond Cron, der die Gesamtkoordination wahrnimmt, bei der Züricher Regierungsrätin und Vorsteherin der Volkswirtschaftsdirektion Rita Fuhrer sowie beim Verwaltungsratspräsidenten der Flughafenbetreiberin, Andreas Schmid.

Schlimm genug für das Zürcher Unterland, aber es kommt noch schlimmer! Gemäss der grössenwahnsinnigen, 4000 Millionen teuren Flughafenplanung mit Pistenverlängerungen und neuen Parallelpisten richtet sich dann die detaillierte Studie «Nachfrageprognose» aus. Bei einer jährlichen Wachstumsrate von fantastischen 4 Prozent bei den Passagieren, aber lediglich 0,3 Prozent mehr Bevölkerung. Damit rechnet man bis 2030 mit 415 000 Bewegungen gegenüber heute mit 260 000 und liegt somit in der Kapazitätsgrösse des Flughafens Frankfurt, welcher rund die Hälfte von Deutschland mit 80 Millionen Einwohnern abdeckt.

Etappenweise in Salamitaktik, wie gehabt, wird der Flughafen ausgebaut, und man schafft Sachzwänge, aber vor Wahlen und Abstimmungen ist man mit Aussagen immer vorsichtig (Parallelpiste). In einigen Betriebsvarianten und dank dem nicht mehr existenten Militärflugplatz Dübendorf wird auch der Süden einiges davon abkriegen. Seit der Abstimmung zum Bau der V-Piste 14-32 in den 70er Jahren und der sogenannten traditionellen Nordausrichtung sind wir im Norden nur angelogen worden. Damit der SIL vor der Mehrheit der Bevölkerung und dem Parlament umgesetzt werden kann, hat man den «ZFI plus» als Kanalisierungsinstrument und Gegenvorschlag erfunden: 1 Flieger Süd heisst 30 Flieger Nord, dazu sage ich klar Nein. Ich frage mich schon, auch im Zusammenhang mit der Klimadebatte, was das soll? Aber wer hört schon auf die, welche verraten und verkauft sind und heute schon mehr als 65 Prozent der Starts und Landungen ertragen dürfen, und bei denen nie etwas eingehalten wurde!
»

Soweit der Beitrag von Elsener.

Wenn man die Entwicklung über die Jahrzehnte hinweg verfolgt, dann können keinerlei Zweifel mehr daran aufkommen, dass das Unterland vom Rest des Kantons systematisch missbraucht und zu nichts anderem als einer bequemen Deponie für Lärm und andere Abfälle urbanen Wirtschaftens degradiert wurde, wird und werden soll. Vergleiche dazu WeiachBlog vom 6. Juni 2007: Die Kantonsregierung lügt uns seit 50 Jahren an.

Fazit: Der «ZFI plus» ist ein Instrument der Diktatur der Mehrheit, die einer Minderheit unter aktiver Beihilfe der Regierung ihre sämtlichen Abfälle aufhalst. Und die dann auch noch glaubt, wir im Unterland müssten dafür dankbar sein.

Mit Fluglärm kann man notfalls noch leben, mit dieser Verachtung für eine Minderheit aber niemals.

Wider die Tyrannen und Fluglärm-Barone der Unique! Kampf ihren Helfern und Helfershelfern!

Quelle
  • Elsener, D.: «ZFI plus» als Wolf im Schafspelz für den Flughafenausbau. In: Zürcher Landzeitung/ZU/NBT, 10. November 2007 - S. 14.

Samstag, 17. November 2007

War das Bett des Herrn Oberleutnant überladen?

Als Ende August 1939 für die Schweizer Armee die Allgemeine Kriegsmobilmachung angeordnet wurde und Hitlerdeutschland am 1. September in Polen einmarschierte, da war wohl dem Hinterletzten unter den Hiesigen klar, was es geschlagen hatte. Unabhängigkeit und Freiheit standen auf dem Spiel wie noch selten. Österreich und das Sudetenland hatten die Deutschen bereits eingesackt. Und in der Schweiz gebärdeten sich die Fröntler anschlussfreudiger denn je.

Das Kommandanten-Tagebuch war Pflicht

Die Armeeführung verlangte von jedem Einheitskommandanten die Führung eines offiziellen Tagebuches. Im Minimum musste darin das Arbeitsprogramm des Tages festgehalten werden – manche schrieben aber auch mehr. Diese Tagebücher sind noch erhalten und im Schweizerischen Bundesarchiv in Bern einsehbar. So beispielsweise auch die über die ersten Wochen des Aktivdienstes aus der Sicht der Grenzfüsilierkompanie I/269 (Gz. Füs. Kp. I/269).

Pikanter Schadenfall: War das Bett überladen?

Mit den Wochen die ins Land zogen, kamen sich die Weiacher und die einquartierten Soldaten zwangsläufig auch menschlich näher. In einigen Fällen vielleicht sogar sehr nahe, wie der (sicher mit Schmunzeln verfasste) Eintrag vom 25. Oktober vermuten lässt:

«Um 03.10 krachte es im Zimmer Storz-Gassmann. Zum Entsetzen des Oblt. Gassmann musste festgestellt werden, dass ein Fuss seines Bettgestelles abgebrochen war, sodass der arme Kerl die Nacht auf einer schiefen Ebene verbringen musste. P.S. Es wird vermutet, dass obiges Bett z. Zeit des Unfalles überladen war!»

Ob nun dieses Weiacher Bett zu schwach oder die Aktivitäten darin zu heftig waren, sei hier dahingestellt.

Wer weiteren Anlass zum Schmunzeln möchte, dem sei «E luschtigi Söili-Jagd» empfohlen, ein Artikel aus der Reihe Weiacher Geschichte(n).

Quellen
  • «E luschtigi Söili-Jagd». Aus dem Tagebuch der Gz. Füs. Kp. I/269 zu Beginn des 2. Weltkriegs. Weiacher Geschichte(n) 96. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, November 2007 – S. 12-16.
  • Bissiger Siebenschläfer. In: WeiachBlog, 24. Oktober 2007.