Samstag, 13. Januar 2007

5 Prozent Tote, jedes Jahr

Ja, das war bei uns vor 300 Jahren mit teils über 40 Toten in einem einzigen Jahr traurige Realität. Und die Todesursache ist nicht etwa in Kriegswirren zu suchen. Da handelte es sich vielmehr um ein «Drittweltproblem» wie man dem Abschnitt über Krankheiten von Walter Zollingers «Chronik Weiach» entnehmen kann:

«Zwischen 1676 und 1782 ist eine recht grosse Sterblichkeit (auch unter Kleinkindern) zu beobachten, die jährlich bei beständig 30 und mehr Personen liegt. Die Todesursachen waren manigfaltige; neben der Pest traten damals gerne auf: Pocken, Typhus, Ruhr, Auszehrung, Kindbettfieber. Sicherlich fehlte auch weitgehend die ärztliche Betreuung in den abgelegenen Orten der Landschaft. So starben im Jahre 1706 (Zeit des Kirchenbaues) 41, Anno 1707 und 1759 gar je 42 Dorfgenossen.

Um der Einschleppung solcher Epidemien entgegenzuwirken waren unsere Behörden oft zu drastischen Massnahmen genötigt; so zum Beispiel im Jahre 1720: "Bey Anlass der Marsilianischen Pest ward an diesem Gränzort nächst by dem Eichwald vor dem Dorf ein Quarantäne-Schopf erbauwet, ein Mörser dabey aufgepflanzet und eine Wache dazu gesetzet, auch alle dahin gebrachten Waaren ausgelegt und gereinigt."
»

Diese Quarantäne-Massnahmen fanden selbst in den damaligen Lexika über den Stadtstaat Zürich Erwähnung. Es scheint sich also um ziemlich drastische Eingriffe gehandelt zu haben. Beim herrschenden schlechten Hygiene-Standard und mangelndem medizinischen Wissen war das aber wohl die einzig mögliche Schutzmassnahme.

Quellen und weiterführende Artikel

  • Zollinger, W.: Von Krankheiten, Viehseuchen, Brandfällen, Erdbeben und Unwettern. In: Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach. (Chronik Weiach. 1271-1971). 1. Aufl. 1972 (erschienen an Ostern), Staatsarchiv des Kantons Zürich: Dc W 28, Zentralbibliothek Zürich: FU 3003; 2. ergänzte Aufl. 1984. [Die 3., überarbeitete Auflage, erschien 2003 unter dem Titel: Weiach – Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes]
  • Mit Mörsern gegen die Pest. Das «Erlufftungshaus» von 1720/21 (Teil 1). Weiacher Geschichte(n) 9. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, August 2000 – S. 9.
  • Europäisches Handelshemmnis und lokale Einnahmequelle. Das «Erlufftungshaus» von 1720/21 (Teil 2). Weiacher Geschichte(n) 10. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, September 2000 – S. 13-14.

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