Montag, 28. Mai 2007

Einzigartig abverheytes Porzellangeschirr

«Vorbehalten für Sonn- und Feiertage... Das schönste Porzellan, das jemals für Weiach entworfen wurde», behauptet ein Werbeprospekt der Bexon GmbH aus Basel, der dieser Tage in die Briefkästen in der Gemeinde verteilt worden ist.

Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten. Abgesehen aber von diesem vollmundigen Spruch auf der Titelseite gibt es gleich ein paar Fehler, die den (Geschäfte)-Machern vom Rheinknie unterlaufen sind.

Bauernfängerei der Extraklasse

Wenn «Porzellanmeister» D. Noppe zum Schluss des Werbe-Briefs schreibt: «Niemals zuvor wurden die schönsten Plätzchen von Weiach in einem Porzellanservice festgehalten», dann ist das zumindest teilweise gelogen. Denn es gibt etliche Beispiele für solche Marketing-Neppereien, die schon vor Jahrzehnten an die Frau gebracht wurden. Das beweisen viele Teller und Tassen, die (beispielsweise letztes Jahr) als Leihgaben im Ortsmuseum Weiach zu sehen waren.

Für das sechsteilige Service wählte die Bexon GmbH sechs Motive aus: «Gemeindeamt», «Ref. Kirche», «Schulhaus Hofwies», «Neoapostolische Kirche», «Alter Bahnhof» und «Orstmuseum». Und zwar genau so geschrieben (!) - vgl. die Abbildung unten.


Keine Ahnung - nicht einmal von Qualitätssicherung

Von besonderer Ignoranz zeugt schon die Bezeichnung des Gemeindehauses als «Gemeindeamt», wie wenn das bei uns ein geläufiger Begriff wäre. Herr Noppe, wir sind NICHT in Deutschland, schreiben Sie sich das hinter die Ohren!

Das Schulhaus Hofwies zeigt - wenig verwunderlich - das «Alte Schulhaus» , das zwar auch auf dem Areal steht, jedoch nicht so heisst.

Zur «Neoapostolischen» Kirche ist zu sagen, dass sich diese religiöse Gemeinschaft erstens «Neuapostolen» nennt und zweitens die Kirche gar keine mehr ist, sondern zum Verkauf steht - selbst der Abriss ist eine Option (vgl. den WeiachBlog-Artikel «Kirche zu verkaufen»).

Das «Orstmuseum»

Einem Ortsfremden mag man ja manches verzeihen. Sprachlos bleibt einem aber der Mund offen, wenn man «Orstmuseum» liest. Das sollte bei der Qualitätssicherung eigentlich sogar einem Laien aufgefallen sein. Was soll man von einem Unternehmen halten, das solche kapitalen Böcke schiesst? Geschäften die auch sonst so schludrig, ja unseriös?

Durchaus möglich. Da steht im Prospekt nämlich: «Wir verpflichten uns, egal wie hoch die Nachfrage ist, die Auflagenhöhe einzuhalten». Dadurch werde das Service «schnell zu einem einzigartigen Sammlerstück» - und letztere beiden Wörter sind auch noch fett gedruckt. Nur: im gesamten Prospekt sucht man vergeblich eine Zahl, welche die Auflagenhöhe festlegen würde. Die können also machen was sie wollen - nummeriert sind die Services ja wohl auch nicht. Auch dass das Angebot «Nur kurze Zeit erhältlich» ist passt in dieses Abzocker-Bild.

Immerhin sind wenigstens die Zeichnungen von Gerard Swaenepoel einigermassen gelungen. Wahrscheinlich von Fotos abgezeichnet. Nur der Hintergrund mit den Wolkengebirgen an Orten, wo diese gar nicht sein können, wirkt etwas lächerlich. Aber das tut der Sache keinen weiteren Abbruch mehr. Das Resultat dann auch noch «originell und exklusiv» zu nennen, wirkt wie unfreiwillige Satire.

Teures Machwerk

Bleibt noch die Frage, was der Spass kostet. 297 Franken zuzüglich Versandkosten von Fr. 19.50 müssen für das 18-teilige Service hingeblättert werden. Ganz schön happig für diese fragwürdige Leistung.

«Es wird darüber gesprochen werden, soviel ist sicher», sagt der Prospekt. Allerdings. Verrisse waren aber wohl nicht geplant.

Hoffen wir, dass wenigstens das Porzellan selber in Ordnung ist und das Dekor sich beim Abwaschen nicht gleich verabschiedet. Trotzdem: bei mir wird man ein solches Machwerk sicher nicht auf dem Tisch finden. Nicht einmal als abschreckendes Beispiel. Dafür genügt der Blog.

[Veröffentlicht am 15. Juli 2007]

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