Donnerstag, 29. November 2007

Novemberwetter 1957

Verglichen mit anderen Monaten wurde der November vor 50 Jahren von Walter Zollinger statistisch sec abgehandelt. Nicht gerade eine Liebesgeschichte:

«November: in der Hauptsache ein trüber Monat! Zwanzig Tage mit Hochnebel oder bedeckt vom Morgen bis zum Abend, neun neblige Vormittage, fünfmal Regenfälle, die übrige Zeit wechselnd zwischen dunstig-nebligen Vormittagen und sonnigen Nachmittagen. Zwei ganze Tage waren schön vom Morgen an. Auch die Temperatur verlief ziemlich tief, um -4° bis +7° an den Morgen, zwischen +1° und 13° am Mittag und von 1,5° bis 9°C an den Spätnachmittagen. An den Morgen des 25. & 26.11. lag ein ziemlich starker Reif.»

Und die MeteoSchweiz ein halbes Jahrhundert später? Sie spricht im Zusammenhang mit dem November 2007 von einem «spannenden Witterungsverlauf». Es hätten «fast alle klassischen Wetterlagen - angefangen von einer Bisenlage über eine Nordwestlage mit Starkschneefällen bis hin zum Föhnsturm - beobachtet werden» können.

In Weiach ist zwar der Föhn in seltenen Fällen wirklich prägend. Aber einen Einfluss haben die Wetterverhältnisse in den Alpen natürlich auch auf unsere Witterung. Wenn auch ohne die dieses Jahr in den Bergen zu beobachtenden starken Schneefälle, welche die Tourismus-Branche nach dem letztjährigen Schneemangel wieder glücklich werden lässt.

Bereits im WeiachBlog erschienene Wetterartikel

Quelle

  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1957 – S. 6 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1957)

[Veröffentlicht am 30. Dezember 2007]

Montag, 26. November 2007

Weiach wird versachlicht

«Difficile satiram non scribere». Es ist schwierig, nicht satirisch-zynisch zu werden, wenn man über die Reaktionen von Regierung, Bundesverwaltung und Flughafen-Management auf die Resultate der gestrigen Flughafen-Abstimmungen liest und ein Urteil darüber abgeben soll.

Fuhrer als Totengräberin des Unterlands

Regierungsrätin Rita Fuhrer macht auf Zweckoptimismus und hofft das Resultat pro ZFI plus werde «die Diskussion versachlichen» (Tages-Anzeiger von heute). Da ist sie genauso auf dem Holzweg, wie wenn sie auf die Frage «Was führte zum Ja?» die Antwort gibt: «Die Bevölkerung hat gezeigt, dass sie nicht jedes Detail begreifen muss, um zu erkennen, dass der ZFI plus Transparenz in die Lärmentwicklung bringt.» Falsch. Die Ja-Stimmenden hatten lediglich NIMBY-Motive, sie glauben alle, sie würden dank ZFI plus (wieder) vom Fluglärm verschont - vor allem dort wo Frau Fuhrer wohnt: im Süden des Flughafens.

Was versachlicht wird, ist nicht die Diskussion. Versachlicht werden nur das Zürcher Unterland und seine Bewohner, nämlich zu einer Sache gemacht, mit der man beliebig umspringen kann - massive lokale Mehrheiten gegen ZFI plus und Co. hin oder her.

Wachstum, Wachstum über alles

Denn was anderes ist wohl gemeint, wenn beim Bund befriedigt behauptet wird, die Stimmbürger hätten sich für eine «nachfrageorientierte Entwicklung des Flughafens» ausgesprochen? Was das heisst, steht etwas weiter unten in der gestrigen Verlautbarung von Bundesrat Leuenbergers UVEK: es sollten «möglichst wenig Menschen im Einzugsgebiet des Flughafens unter Fluglärm leiden müssen». Aber die dafür richtig. Und zwar gleich doppelt. Sind ja jetzt 47'000 erlaubt - hochoffiziell bestätigt von den Stimmberechtigten höchstselbst.

Wir im Norden sollen nicht nur mit dem Segen des Bundes mit Fluglärm praktisch ohne Ende zugedeckt werden dürfen, sondern werden auch noch von einer feigen Kantonsregierung und einem selbstzufriedenen Kantonsrat betrogen, die schlicht nicht den Mut haben, die nach ihren Grundsatzentscheiden punkto Flughafen eigentlich schon seit Jahrzehnten fälligen Raumplanungsmassnahmen bis zum bitteren Ende durchzuziehen, inklusive grossflächigen Bauverboten und Entschädigungszahlungen für diese materiellen Enteignungen in Milliardenhöhe. Da könnte man sich als Politiker ja wirklich unbeliebt machen, wenn die Südschneiser statt zum erwarteten free lunch plötzlich noch zur Kasse gebeten werden müssten. Angesichts der Mehrheiten lässt man das lieber. Ist billiger. Die Unterländer kann man ja notfalls immer wieder überstimmen.

Arrogante SWISS

Dasselbe Bild bei der von deutschem Kapital dominierten SWISS, die in einer Medienmitteilung vom 25.11. das Resultat «respektiert», «obwohl der ZFI+ aus Sicht von SWISS Mängel aufweist». Solche Aussagen triefen von Arroganz und Anmassung. Denn etwas anderes bleibt einem privaten Unternehmen auch nicht übrig. Wenn der Souverän spricht, dann hat das Unternehmen zu schweigen. Mit dem Satz: «Besonders in den Tagesrandstunden kann aber auch der ZFI+ plafonierend wirken», wird auch gleich klar gemacht, dass der Angriff auf die 7-Stunden-Nachtruhe durch die SWISS, sekundiert von der UNIQUE Zürich Flughafen, bei nächster Gelegenheit wieder aufgenommen wird.

Die Befürchtung liegt nahe, dass schon längst an der ursprünglichen Berechnungsvorschrift für den ZFI plus herummanipuliert wird. Mit dem Ziel, irgend einen der Parameter klammheimlich so umzudefinieren, dass ein Wachstum über die 47'000 stark gestörten Personen hinaus möglich ist. Die Nachfrage orientiert sich halt nicht am Ruhebedürfnis einiger Tausend Menschen.

[Veröffentlicht am 27. November 2007]

Sonntag, 25. November 2007

NIMBY-Koalition wählt ZFI plus

Regierungsrätin Rita Fuhrer wird zufrieden sein mit dem heutigen Abstimmungswochenende. Die Zürcher wollen ihren ZFI plus und haben die Plafonierungsinitiative bachab geschickt. Alles andere wäre eine grosse Überraschung gewesen.

Denn das Ergebnis ist genau so herausgekommen, wie in der Flughafenfrage schon seit Jahrzehnten. Nämlich NIMBY-mässig und damit ganz deutlich vom St. Florians-Gedanken getragen, der in diesem Fall etwa so formuliert werden kann: «Erhalte uns den Flughafen und die (scheinbar oder anscheinend?) nur dadurch erzielbare wirtschaftliche Prosperität, aber verschone uns bitte vor möglichst vielen negativen Auswirkungen - am liebsten grad vor allen. Amen».

Dass dies von der Regierung mit dem ZFI plus geschickt bediente Mantra im Endeffekt auf einen Lärmkübel namens Zürcher Unterland hinausläuft, nimmt man im Rest des Kantons in Kauf. Jemand muss schliesslich die negativen Folgen tragen, nicht wahr? Und wo man gerade dabei ist, könnte man dann dort auch grad alle Deponien und Lager für radioaktive Abfälle samt einem Rheinhafen konzentrieren. Und das alles nur zu einem Ziel: Ad majorem gloriam Turicensis. Die Weiacher sollen froh sein, dass sie so am Fortschritt teilhaben können. Ausser dem Kies, das heute noch von dort kommt interessiert nämlich in Zürich nicht einmal ansatzweise, was diese Dörfler denken.

Erstaunlich gutes Abschneiden von Verena Diener

Schauen wir einmal, wie sie gewählt haben: 38.53 % Verena Diener (glp); 60.83 % Ueli Maurer (SVP); 0.64 % Vereinzelte. Die Resultate sind wie erwartet. Der SVP-Kandidat wurde favorisiert. Man darf annehmen, dass die starke SVP-Basis treu «den Ueli» gewählt hat, sekundiert von einer Handvoll Konservativer, denen «die Diener» aus persönlichen Gründen ein Dorn im Auge ist (z.B. wegen der Schliessung des Bezirksspitals Dielsdorf). Beachtlich ist dafür, wie viele Stimmen die grünliberale Ex-Regierungsrätin dann doch geholt hat. Fast 40 Prozent! Das kann man eigentlich nur so erklären, dass auch viele FDP-Wähler sich dafür entschieden haben, Maurer im Nationalrat zu belassen und damit eine Wiederwahl Schlüers definitiv zu verhindern.

Tramlinie in der Stadt abgelehnt

Dass sich die Weiacher auch heute noch als vom Kanton vergessene Gegend vorkommen, zeigte sich bei der Vorlage zur neuen Tramlinie Zürich-West, die mit 48.17 % Ja knapp abgelehnt worden ist. Anders denn als Folge des Gedankens: «Was nützt mir dieses blöde Tram in der Stadt? Ich will nicht auch noch dafür Steuern zahlen müssen», ist das schwer zu erklären, wenn man die Ja-Mehrheiten rundherum betrachtet. Dazu passt: diese Vorlage hatte in Weiach mit 40.79 % die schlechteste Stimmbeteiligung aller Vorlagen.



Die Änderung des Steuergesetzes, wo es um die Wettbewerbsfähigkeit des Kantons bei der Unternehmensbesteuerung ging, haben die Hiesigen mit 52.77 % etwas lustlos und mit 41.60 % Stimmbeteiligung gutgeheissen. Das Abwandern von Unternehmen und Unternehmern nur der Steuerbelastung wegen will man dann doch nicht. Die Drohung funktioniert wie erwartet.

Anflugschneise 14 Nord geschlossen gegen den ZFI plus

Chancenlos war in den Gemeinden in der Nordwestecke des Kantons - allen voran in Stadel, Weiach und Hochfelden - der Gegenvorschlag von Regierung und Kantonsrat. Mit nur 21.07 % für den ZFI plus (bei 45.26 % Stimmbeteiligung) erhielt Rita Fuhrer in Weiach einen klaren Denkzettel. Berücksichtigt man die konsistenten Nein-Parolen von Bürgerinitiativen wie dem ZUF und Behördeninitiativen wie der IG-Nord ist das leicht verständlich. Trotzdem darf man sich über das (auf der Karte tiefrot gefärbte) starke Widerstandsnest unter dem nördlichen Approach 14 freuen:


Uneinheitlicher dagegen das Bild bei der Plafonierungsinitiative, welche 250'000 Flugbewegungen als oberes Dach und 9 Stunden Nachtruhe verlangte. Immerhin 38.79 % befürworten die Initiative "Für eine realistische Flughafenpolitik". Zu gross ist wohl die Verwirrung, wie das Resultat dann in Bern oder Zürich interpretiert würde, zweimal Nein z.B. als Einverständnis für grenzenloses Wachstum? Und vielleicht spielte auch die Angst mit, die Wirtschaft könnte bei Annahme der Initiative doch Schaden nehmen.

Wenn man dann aber das Resultat der Stichfrage analysiert, dann wird klar, was man bei den Hiesigen für das kleinere Übel hält: eine satte Mehrheit von 61.59 % beantwortet die Frage, welche der beiden Vorlagen in Kraft treten solle, sollten beide Ja-Mehrheiten auf sich vereinigen, im Sinne der Initiative (vgl. grün eingefärbte Gemeinden).


Ein deutliches Misstrauensvotum gegen den ZFI plus und Rita Fuhrer. Und wieder sieht man den Cluster von Weiach über Stadel nach Hochfelden. Diese Gemeinden haben denn auch am meisten zu befürchten vom Fuhrerschen ZFI-Wahnsinn.

Kämpfen wir weiter. Gegen den Gekröpften Nordanflug.

Quelle

Samstag, 24. November 2007

Wer Bürger zu Kunden macht vernichtet die Demokratie

Rüdiger Suchsland ist ein streitbarer deutscher Zeitgenosse. Einer der - nomen est omen - tatsächlich auf der Suche nach seinem Land ist.

Als Journalist tut er das mittels pointierten Beiträgen wie vor einem Jahr mit «Nichts wie weg! Reform Impossible: 75 Gründe aus Deutschland auszuwandern. Und zwar jetzt gleich.» (Telepolis, 09.11.2006) oder kürzlich mit «Die Industrialisierung des Denkens. Über den Verfall politisch-kultureller Information». (ebenfalls auf Telepolis, bibliographische Angaben s. unter Quellen)

Da gibt es ein paar sehr lesenswerte Passagen, so zum Beispiel das einleitende Zitat Alexander Kluges: wenn die Öffentlichkeit verlorengehe, dann gehe «die Formenwelt für das Nachdenken ebenfalls verloren». Das muss zu denken geben.

In Suchslands Artikel geht es zwar um Massenmedien wie das Fernsehen. Die Problematik der verschwindenden Öffentlichkeit lässt sich aber genauso gut an kleinen Gemeinwesen wie der Gemeinde Weiach zeigen.

Wie geht die Öffentlichkeit verloren?

Sie geht dadurch verloren, dass der bis Mitte des 20. Jahrhunderts in unserer Gemeinde (aber auch sonst im Schweizerland) noch weitgehend gegebene Zusammenhang von Wohnsitz, wirtschaftlicher Lebensgrundlage und dem politischen Interesse am Wohlergehen dieser beiden Basiswerte praktisch vollständig verschwunden ist. Oder sich zumindest auf kümmerliche kaum noch mehrheitsfähige Reste reduziert hat.

Etliche, die in den letzten Jahren nach Weiach kamen (und heute immer noch kommen), lassen sich von Immobilienfirmen anlocken, die marktschreierisch mit dem Steuerfuss werben - und oft genug vor allem damit: «85%!» ist die beliebteste headline. Das ist denn leider oft auch das einzige Interesse, das solche Einwohner an ihrem neuen Standort haben. Sollte der Steuerfuss der politischen Gemeinde sich verdoppeln, z.B. von 18 auf 36%, so wäre Weiach zwar immer noch im Mittelfeld der Zürcher Gemeinden. Reine Steueroptimierer würden der Gemeinde dann aber wohl den Rücken kehren.

Die ehemals zwar auch segmentierte, aber doch auf sich selber reflektierte Dorfgemeinschaft zersplittert sich heute in gesellschaftliche Subkulturen, die sich nicht nur immer weniger zu sagen haben, sondern auch immer erbitterter ihre Partikulärinteressen durchzusetzen anschicken - und sei es mit dem Faustrecht. Das hat Folgen, wie einer der Schlusssätze von Suchsland zeigt:

«Paradoxerweise ist es nicht das Verschwinden von Pluralität, sondern gerade ihre Zunahme, der Zerfall der Gesellschaft in viele Gemeinschaften, in Szenen und Lebensstile, der die Krise des Öffentlichen befördert.»

Weiter diagnostiziert Suchsland «das Verschwinden einer gemeinsamen politischen Vision, eines politischen Willens.» Und er bringt die Essenz auf den Punkt: «Öffentlichkeit bedeutete ursprünglich die Fähigkeit, den gemeinsamen Willen der Civitas herzustellen und durchzusetzen. Das Verschwinden dieses Politischen, der Idee eines Staates als politischem Gemeinwesen (Polis), ist die eigentliche Krise der Öffentlichkeit. Und so verstandene Öffentlichkeit existiert nicht einfach, man muss sie schon herstellen. Und es sind die Bürger, die dem stattfindenden Enteignungs- und Verwertungsprozeß Widerstand entgegensetzen müssen.»

Worin besteht der Verwurstungsprozess?

Kurz gesagt besteht er darin, dass dem Einwohner (sei er nun Schweizerbürger, gar mit Ortsbürgerrecht ausgestattet, oder lediglich geduldeter Hintersasse, also Ausländer) der Eindruck vermittelt wird, er sei bloss Kunde und passiver Konsument. Und darin, dass er dies einfach so hinnimmt.

Verwaltungen sind - so die neue Lesart - eine Dienstleistung eines anonymen Staates an ebenso anonyme Konsumenten. Die früheren Bürger, die noch vor die Tür traten, um zu sehen was es gibt, die noch fast geschlossen die Gemeindeversammlung besuchten, weil da tatsächlich das verhandelt wurde, was ihre Lebenswelt direkt betraf, diese «Bürger» fühlen sich heute bestenfalls als Zuschauer und schlimmstenfalls als Konsumenten, die vom Staat via Steuerbescheid ausgenommen werden. Solcherart finden sie naturgemäss auch nichts dabei, diesen anonymen Staat abzuzocken, weil sie sich der Civitas eigentlich nicht mehr zugehörig fühlen.

Dass es so weit gekommen ist, hat nach Suchsland ganz wesentlich damit zu tun, dass Marketing und Verpackung heute wichtiger genommen werden, als die Vermittlung von Inhalten, deren tatsächlichen Zusammenhängen und die wirkliche Auseinandersetzung damit.

Suchsland geisselt den modernen Pseudojournalismus, der sich ranschmeisse, dabei alles so einfach wie möglich bringen wolle «und dann noch etwas einfacher.» Gekoppelt sei diese Ranschmeisse mit reinem Marketing:

«Der Zuschauer wird von den Informationssendungen des Fernsehens primär gut neoliberal als Kunde und nicht als Bürger begriffen. Auch als Kunde des Staates und der Politik - die dann wiederum Dienstleister sind. Die den westlichen Demokratien verfassungsrechtlich zugrunde liegende Auffassung des Zuschauers als Bürger, der sich Teilhabe am Staat sichert, Mitakteur und damit allerdings auch Verantwortungsträger ist, wird dagegen gedanklich systematisch ausgehebelt. Zuschauer sind handelnde Individuen nur noch dort, wo sie Konsumenten sind.»

Wie gibt man Gegensteuer?

Vereinigungen wie F.O.R.U.M, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Dorfgemeinschaft wiederaufleben zu lassen, sind lobenswerte Ansätze. Aber sie genügen bei weitem nicht.

Wenn diese neoliberale Seuche unaufhaltsam sein sollte, dann gibt es möglicherweise wirklich nur noch den Versuch, das System zu kurieren und seine Mängel zu beheben, indem man die Strategien erfolgreicher Konsumentenorganisationen und Umweltverbände studiert und die Konsumenten über das Lobbying wieder zu aktiven Bürgern macht.

Obwohl die globalen Wirkungszusammenhänge, welche die Hauptdeterminanten des heutigen Lebens sind, über die Ebene der Gemeinden herausragen und diese dazu wirklich nicht mehr viel beizutragen haben, ist nicht gleich die Gemeindeautonomie in Frage zu stellen. Aber konkrete Bestrebungen im Hinblick auf Regionalparlamente könnten wirklich ein notwendiger Schritt sein - und das durchaus auch über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus.

Es braucht auf jeden Fall ein Umdenken auf allen Ebenen, nicht nur der des Staates. Entweder schaffen wir das - wenn nicht, ist das, was das christliche Abendland ausmacht, wirklich am Ende, jedenfalls in der Ausprägung als demokratische Staatengemeinschaft. Dann können eigentlich nur noch Diktaturen und/oder Bürgerkriege folgen. Die man dann vielleicht besser Kundenkriege nennen sollte.

Quelle

Freitag, 23. November 2007

Die entspelzte Welle

Wer auf WeiachBlog zugreift, der hinterlässt digitale Spuren. Sie werden mit zwei verschiedenen Tools erfasst (Sitemeter.com und Google Analytics) und sind zuweilen so interessant, dass ich sie dem geneigten Publikum nicht vorenthalten will.

Normalerweise gibt es im Durchschnitt um die 30 Visitors pro Tag. Nicht so am Samstag, 26. Mai 2007. An diesem Tag wurde WeiachBlog aus heiterem Himmel von einer Welle von Surfern überrollt.

Innerhalb von 24 Stunden suchten über 300 Personen im Netz nach dem Wort «entspelzt» und landeten beim Toplink, der bei Google für diesen Begriff eine WeiachBlog-Seite ist: Entspelzt oder unentspelzt? (Mass und Gewicht 4).

Keine Ahnung, welches «Chörnlipicker»-Medium oder was sonst diesen Hype ausgelöst haben könnte. Jedenfalls sieht man den Peak dieses Anlasses auf der Jahresübersicht mit kaum zu überbietender Deutlichkeit prominent hervorstechen (zum Vergrössern anklicken):


Die restlichen 11111 Visits des letzten Jahres zeigen sich quasi nur noch als Grundrauschen. Es verteilt sich im Schnitt so:

  • auf 80% Laufkundschaft, die über die grossen Suchmaschinen auf WeiachBlog stossen und alsbald wieder in den Weiten des Cyberspace verschwindet und
  • auf 20% Stammleserschaft, die in diesem Jahr teils bis zu 200-mal auf WeiachBlog zugegriffen haben.

Das obige Bild trifft man bei den meisten Blogs an. Die vielen flüchtigen Besucher auf der Site senken natürlich die durchschnittliche Besuchszeit, die aber trotzdem noch bei immerhin 70 Sekunden liegt. Für einen solch monothematischen Blog wie diesen hier finde ich das ziemlich erstaunlich. Ohne die treuen Stammleser wäre dieser Wert nie und nimmer so hoch. Merci!

[Veröffentlicht am 24. November 2007]

Donnerstag, 22. November 2007

Weiach als Bauernopfer für Bülach

Der bekannte Aviatik-Journalist Sepp Moser erklärte gestern im Zürcher Unterländer, weshalb Weiach seit 1976 (dem Zeitpunkt der Eröffnung der Blindlandepiste 14/32) mit Fluglärm eingedeckt wird. Weil man Bülach keinen Fluglärm zumuten wollte:

«Immer wieder habe man aus politischen Gründen Kompromisse eingehen müssen. Statt der V-Piste 14/32 sei eigentlich eine Parallelpiste zur Piste 16 vorgesehen gewesen. Weil jedoch die Stadt Bülach überflogen worden wäre, wurde die Idee wieder fallen gelassen.»

Kapazität auf dem Altar der Politik geopfert

Mit anderen Worten: man hat den für den Flugbetrieb ungünstigen, wegen der Überkreuzung der Anflugwege stark kapazitätssenkenden, Winkel zwischen den Pistenachsen 14 und 16 bewusst in Kauf genommen, weil der zu erwartende Widerstand in Bülach stärker war als der in Stadel, Weiach, Kaiserstuhl und Hohentengen.

Kein Wunder: schliesslich hantierten die Planer damals noch mit den Wachstumszahlen des Herrn Professor Francesco Kneschaurek, der dem Kanton Zürich in den frühen 60er-Jahren aufgrund von Babyboom und Hochkonjunktur eine Einwohnerzahl von 2 Millionen für das Jahr 2000 voraussagte.

Für Bülach liess dies 40'000 Einwohner und mehr erwarten - daher auch die überdimensionierten Umfahrungsinfrastrukturen, denn Kneschaureks Prognosen wurden zur Richtschnur bei der Planung von Strassen, Schulen und Spitälern. Weiach war mit damals gut 600 Einwohnern eine in diesem Poker völlig vernachlässigbare Grösse.

Warum ein Flughafen kein Bahnhof ist

Doch zurück zum Interview mit Sepp Moser:

Ähnliches [d.h. Vorliegen politischer Rücksichten] gelte für die Starts auf der Piste 16 mit Flugziel Westen. Ein Überflug der Stadt Zürich werde nach wie vor kategorisch abgelehnt, obwohl die Maschinen die Stadt in einer Höhe überfliegen würden, die im Verkehrslärm kaum stören würde, ist Moser überzeugt. Der Flughafen stecke insgesamt in einem engen betrieblichen Korsett, sodass ein vernünftiger Betrieb kaum möglich sei. Für Moser ist völlig unverständlich, dass niemand sich dafür einsetzt, den Flughafen so pragmatisch wie ein Strassen- oder Schienennetz zu betreiben, ganz nüchtern und nach objektiven Kriterien.»

Nun, das ist einfach zu erklären. Dies zu tun wäre politischer Selbstmord.

Die Südanfluggegner wehren sich ja eben gerade deshalb mit allen Tricks und NIMBY-Argumenten, weil ein Flughafen grundsätzlich anders betrieben werden könnte als ein Strassen- oder Schienennetz. Eine Luftstrasse kann man dort durchlegen, wo man will.

Das gilt nur beim Endanflug nicht uneingeschränkt, denn der wirkt wie eine lange, schnurgerade Strasse. Und diese Lärmstrassen sollen gefälligst nur im Norden betrieben werden? Das ist allerdings irrational.

Quelle

  • Huber, P.: «Die momentan geführte Debatte ist irrational». Flughafenabstimmung - Aviatik-Experte Sepp Moser hält sich aus dem Abstimmungskampf heraus. In: Zürcher Unterländer, 21. November 2007 - S. 19.

Mittwoch, 21. November 2007

Frankenhalde und Franzosenhau

Die Franzosen wurden zur Zeit des Einmarsches französischer Truppen in die Alte Eidgenossenschaft im Jahre 1798 und zuweilen auch später «Franken» genannt.

Diese Anknüpfung an die westgermanische Stammesgruppe der Franken ist durchaus berechtigt, weil das spätere, weit nach Osten ausgreifende Frankenreich unter Karl dem Grossen seinen Ursprung und sein Kerngebiet klar auf dem Territorium des heutigen Frankreichs hatte.

Sind die Franzosen schuld? Nicht immer!

Nun gibt es in Weiach gleich zwei Flurnamen, die man mit der Zeit der Helvetischen Republik (wegen starker Präsenz französischer Heere auch «Franzosenzeit» genannt) in Verbindung bringen könnte: «Frankenhalde» und «Franzosenhau» (Zollinger zählte 1972 auch noch das «Saxenholz» und die Häusergruppe «Im Chrieg» nahe der Chälen dazu).

Die «Frankenhalde», die den südöstlichen Abschluss der Terrassenebene des Hasli bildet, hat ihren Namen jedoch schon Jahrhunderte vor der Franzosenzeit erhalten, wie man den Unterlagen des Hexenprozesses gegen Schlotter Elsi von 1539 entnehmen kann. (vgl. Der leibhaftige Böse in Hasengestalt, WeiachBlog vom 12. Mai 2007).

Der Abschnitt «Dass in den Jahren 1798-1800, also während der Kämpfe zwischen französischen Heeren und ihren Gegnern, den Österreichern und Russen, auf dem Gelände um Weiach fremde Truppen lagerten, bezeugen die Flurnamen «Frankenhalde» und «Franzosenhau».», der so noch in der 3., gedruckten Auflage der Ortsgeschichte von 2003 drin steht, hat daher zugleich mit diesem Artikel eine Überarbeitung erfahren (vgl. e-snips-Folder).

Holz an mindestens zwei Orten geschlagen

Beim «Franzosenhau» ist die Sachlage klarer. Dieser Flurname geht wohl tatsächlich auf das Jahr 1799 zurück. Weil die Lagerfeuer grosse Mengen an Brennholz brauchten und die Front einige Wochen dem Rhein entlang verlief, gibt es auf Gemeindegebiet nicht nur einen Ort mit diesem Namen.

Der eine, auf der Flurnamenkarte von 1958 eingezeichnete Platz, liegt oberhalb des Dorfes am östlichsten Rand des Stockiwaldes, etwa da, wo heute die Stockihütte steht [Nr. 70 Franzosenhau; zum Vergrössern anklicken]


Der andere ist nur auf der nach 1846 fertiggestellten Karte des Kantons Zürich abgebildet (so genannte Wildkarte, Bl. IX Weiach) und liegt an der äussersten Ecke des ehemals bis an die frühere Kantonsstrasse reichenden Weiacher Hardwaldes südlich der Bahnlinie. Dieser Flurname wird auch von Zollinger 1972 im Anhang 1 Flurbezeichnungen der ersten Auflage der Weiacher Ortsgeschichte genannt.

Bei beiden Plätzen wurde durch die Truppen Kahlschlag betrieben:

«Im Hard nahe Rheinsfelden kampierten französische zusammen mit helvetischen Truppenverbänden und schlugen zur Brennholzgewinnung einen Viertel des von den Zeitgenossen als «herrlich» bezeichneten Weiacher Eichenwaldes. Der Schaden allein am Wald wurde auf etwa 80’000 Gulden geschätzt – eine schwindelerregende Summe: ein solides Wohnhaus kostete damals im Durchschnitt etwa 1000 Gulden. Im Stocki sollen die rücksichtslosen «Befreier» die prächtigsten Tannen – damit es schneller ging in Brusthöhe – gefällt und zum Bau von Baracken oder zu Lagerfeuern verwendet haben; die Stöcke blieben zurück.»

Ausschnitt aus der Wildkarte. Der Franzosenhau an der südöstlichen Ecke des damaligen Hardwaldes (heute Ackerland):


Wild-Karte 1851: Ausschnitt Stocki analog zur Karte von 1958 oben:


Quellen

  • Wild, J.: Karte des Kantons Zürich im Masstab von 1 : 25000 nach den in den Jahren 1843 bis 1851 gemachten Aufnahmen von 1852 bis 1865 auf Stein gravirt im topographischen Bureau in Zürich. (Zürich, Topographisches Bureau, 1852-1867)
  • Boesch, H.: Kanton Zürich. Sammlung der Orts- und Flurnamen. Aufnahme 1958. (Auf Übersichtsplan 1:5000 Ge­meinde Weiach. Meliorations- und Vermessungsamt des Kantons Zürich. Nach­geführt bis 1983.) [Signatur: StAZH O 471 c Weiach]
  • Zollinger, W.: «Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach», 1. Aufl. Dielsdorf 1972; 2. Aufl. Weiach 1984
  • Brandenberger, U.: Weiach – Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes. Dritte, überarbeitete Auflage von Walter Zollingers «Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach». Oktober 2003 – S. 32 [Ein pdf-File der 4. Auflage, Ausgabe November 2007 (auf den neuesten Stand gebrachte Version) ist verfügbar unter dem URL: http://www.esnips.com/web/Ortsgeschichte-Auflage-4 ]

Dienstag, 20. November 2007

Kerzenziehen von und mit Gufä

Neben dem gestern erwähnten Räbeliechtliumzug ist das Kerzenziehen wohl jüngeren Ursprungs.

Ins Dorf gebracht hat es unser initiative Pfadileiter Gufä alias Frank Kissling, der im Baumgartner-Jucker-Haus wohnt.

Sein in schlichter Schönheit designtes Einladungsplakat ist mir vor einigen Tagen an der Postautohaltestelle «Weiach, Gemeindehaus» ins Auge gesprungen. Frank hat mir verdankenswerterweise erlaubt es hier abzubilden. Merci! [Zum Vergrössern anklicken]

Montag, 19. November 2007

Räbeliechtliumzug - vor 50 Jahren und heute

Manche Traditionen vererben sich. Sie werden mündlich von Generation zu Generation weitergegeben und meist ist nicht klar, wie lange sie schon praktiziert werden. Und so liegen die Ursprünge oft im Dunkel der Geschichte.

Der jeweils im November durchgeführte «Räbeliechtliumzug» ist im alemannischen Raum ein Volksbrauch mit langer Tradition, wie man im Wikipedia-Artikel Räbenlicht nachlesen kann.

Schwierigkeiten, genügend Räben aufzutreiben

Seit wann die Räbeliechtli in Weiach schon Bestandteil des kulturellen Lebens sind, weiss WeiachBlog auch nicht. Bekannt ist aber, dass die Organisation des Räbeliechtliumzugs traditionellerweise in der Hand der Primarlehrer und später der Kindergärtnerinnen liegt. In der Chronik auf das Jahr 1957 schrieb der langjährige Weiacher Lehrer und Dorfchronist Walter Zollinger nämlich:

«Um [..] Bestrebungen, Althergebrachtes zu schätzen, weiter zu fördern, veranstalten wir Lehrer ja ebenfalls alljährlich immer wieder unsern "Räbeliechtliumzug", obwohl es Jahr für Jahr schwerer hält, genügend "Räben" hiefür aufzutreiben, da deren Anpflanzung mehr und mehr zurück geht. Der Umzug fand diesmal am Abend des 17. Novembers statt.»

Die örtlichen Lehrkräfte als Traditionsvermittler

Und 50 Jahre später? Es sind immer noch die Lehrer, nun aber unterstützt von Jugendgruppenleitern (wie im Wikipedia-Artikel beschrieben), wie man an der Einladung zum diesjährigen Umzug sieht [zum Vergrössern anklicken]:



Quellen

  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1957 – S. 19 (Original in der Zentralbibliothek Zürich, Handschriftenabteilung, Signatur: G-Ch Weiach 1957)
  • Räbeliechtli-Umzug [12. November 2007]. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, November 2007 – S. 32.
  • Artikel Räbenlicht. In: Wikipedia, die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 20. November 2007, 21:04 UTC. (Abgerufen: 20. November 2007, 21:19 UTC)

[Veröffentlicht am 20. November 2007]

Sonntag, 18. November 2007

ZFI plus = Zürcher Unterland als Abfallkübel

WeiachBlog stellt im Hinblick auf die kantonalen Volksabstimmungen vom 25. November über die Flughafenvorlagen Leserbriefe von Weiachern online. Ihre Argumente und Meinungen sollen hier eine Plattform bekommen.

Und zwar als kleines Antidot gegen die millionenschwere Kampagne der Südanfluggegner, die seit Jahren nur ein Ziel verfolgen: dem Norden und Osten für die nächsten Jahrzehnte ALLEN Fluglärm aufzuhalsen, um erneut ausschliesslich von den Vorteilen eines Flughafens in nächster Nähe profitieren zu können, indem man die negativen Auswirkungen von andern ausbaden lässt.

Nach dem Beitrag von Werner Ebnöther (WeiachBlog vom 3. November 2007) folgt heute eine schonungslose Auslegeordnung von Daniel Elsener, die als Leserbrief in der Zürcher Landzeitung/ZU/NBT vom 10. November erstmals abgedruckt worden ist:

«ZFI plus» als Wolf im Schafspelz für den Flughafenausbau

«Am 25. November hat das Stimmvolk des Kantons Zürich mit einem Ja zur Flughafeninitiative die einzigartige und letzte Möglichkeit, sein Veto zur Flughafenpolitik einzulegen. Nach dem Grounding der Swissair und dem Platzen der Hunter-Strategie waren auch die hochfliegenden Pläne der Flughafen Zürich AG (Unique) verunfallt. Fehlinvestition ins Dock Midfield und Umnutzung von Terminal B seien hier nur als Stichworte erwähnt. Trotzdem wird an der Infrastruktur am Flughafen fleissig weitergebaut (ewige Baustelle Flughafen, warum?). Mit dem Abwürgen des runden Tischs durch die zuständige Regierungsrätin Rita Fuhrer sind dann die offiziellen kritischen Stimmen des Flughafenschutzverbands mundtot gemacht worden, welche schon früh eine gerechte Verteilung der Belastung durch den Flugbetrieb und eine Begrenzung auf 320 000 Bewegungen verlangten. Nun – heute ist mit dem Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) wieder ein Prozess im Gang, der gar nicht neu ist, aber aufzeigt, dass der Traum vom ganz grossen Hub Zürich immer noch stur verfolgt wird. (Nachzulesen auf http://www.bazl.admin.ch/). Personell liegt die Führung des Projekts bei Bazl-Direktor Raymond Cron, der die Gesamtkoordination wahrnimmt, bei der Züricher Regierungsrätin und Vorsteherin der Volkswirtschaftsdirektion Rita Fuhrer sowie beim Verwaltungsratspräsidenten der Flughafenbetreiberin, Andreas Schmid.

Schlimm genug für das Zürcher Unterland, aber es kommt noch schlimmer! Gemäss der grössenwahnsinnigen, 4000 Millionen teuren Flughafenplanung mit Pistenverlängerungen und neuen Parallelpisten richtet sich dann die detaillierte Studie «Nachfrageprognose» aus. Bei einer jährlichen Wachstumsrate von fantastischen 4 Prozent bei den Passagieren, aber lediglich 0,3 Prozent mehr Bevölkerung. Damit rechnet man bis 2030 mit 415 000 Bewegungen gegenüber heute mit 260 000 und liegt somit in der Kapazitätsgrösse des Flughafens Frankfurt, welcher rund die Hälfte von Deutschland mit 80 Millionen Einwohnern abdeckt.

Etappenweise in Salamitaktik, wie gehabt, wird der Flughafen ausgebaut, und man schafft Sachzwänge, aber vor Wahlen und Abstimmungen ist man mit Aussagen immer vorsichtig (Parallelpiste). In einigen Betriebsvarianten und dank dem nicht mehr existenten Militärflugplatz Dübendorf wird auch der Süden einiges davon abkriegen. Seit der Abstimmung zum Bau der V-Piste 14-32 in den 70er Jahren und der sogenannten traditionellen Nordausrichtung sind wir im Norden nur angelogen worden. Damit der SIL vor der Mehrheit der Bevölkerung und dem Parlament umgesetzt werden kann, hat man den «ZFI plus» als Kanalisierungsinstrument und Gegenvorschlag erfunden: 1 Flieger Süd heisst 30 Flieger Nord, dazu sage ich klar Nein. Ich frage mich schon, auch im Zusammenhang mit der Klimadebatte, was das soll? Aber wer hört schon auf die, welche verraten und verkauft sind und heute schon mehr als 65 Prozent der Starts und Landungen ertragen dürfen, und bei denen nie etwas eingehalten wurde!
»

Soweit der Beitrag von Elsener.

Wenn man die Entwicklung über die Jahrzehnte hinweg verfolgt, dann können keinerlei Zweifel mehr daran aufkommen, dass das Unterland vom Rest des Kantons systematisch missbraucht und zu nichts anderem als einer bequemen Deponie für Lärm und andere Abfälle urbanen Wirtschaftens degradiert wurde, wird und werden soll. Vergleiche dazu WeiachBlog vom 6. Juni 2007: Die Kantonsregierung lügt uns seit 50 Jahren an.

Fazit: Der «ZFI plus» ist ein Instrument der Diktatur der Mehrheit, die einer Minderheit unter aktiver Beihilfe der Regierung ihre sämtlichen Abfälle aufhalst. Und die dann auch noch glaubt, wir im Unterland müssten dafür dankbar sein.

Mit Fluglärm kann man notfalls noch leben, mit dieser Verachtung für eine Minderheit aber niemals.

Wider die Tyrannen und Fluglärm-Barone der Unique! Kampf ihren Helfern und Helfershelfern!

Quelle
  • Elsener, D.: «ZFI plus» als Wolf im Schafspelz für den Flughafenausbau. In: Zürcher Landzeitung/ZU/NBT, 10. November 2007 - S. 14.

Samstag, 17. November 2007

War das Bett des Herrn Oberleutnant überladen?

Als Ende August 1939 für die Schweizer Armee die Allgemeine Kriegsmobilmachung angeordnet wurde und Hitlerdeutschland am 1. September in Polen einmarschierte, da war wohl dem Hinterletzten unter den Hiesigen klar, was es geschlagen hatte. Unabhängigkeit und Freiheit standen auf dem Spiel wie noch selten. Österreich und das Sudetenland hatten die Deutschen bereits eingesackt. Und in der Schweiz gebärdeten sich die Fröntler anschlussfreudiger denn je.

Das Kommandanten-Tagebuch war Pflicht

Die Armeeführung verlangte von jedem Einheitskommandanten die Führung eines offiziellen Tagebuches. Im Minimum musste darin das Arbeitsprogramm des Tages festgehalten werden – manche schrieben aber auch mehr. Diese Tagebücher sind noch erhalten und im Schweizerischen Bundesarchiv in Bern einsehbar. So beispielsweise auch die über die ersten Wochen des Aktivdienstes aus der Sicht der Grenzfüsilierkompanie I/269 (Gz. Füs. Kp. I/269).

Pikanter Schadenfall: War das Bett überladen?

Mit den Wochen die ins Land zogen, kamen sich die Weiacher und die einquartierten Soldaten zwangsläufig auch menschlich näher. In einigen Fällen vielleicht sogar sehr nahe, wie der (sicher mit Schmunzeln verfasste) Eintrag vom 25. Oktober vermuten lässt:

«Um 03.10 krachte es im Zimmer Storz-Gassmann. Zum Entsetzen des Oblt. Gassmann musste festgestellt werden, dass ein Fuss seines Bettgestelles abgebrochen war, sodass der arme Kerl die Nacht auf einer schiefen Ebene verbringen musste. P.S. Es wird vermutet, dass obiges Bett z. Zeit des Unfalles überladen war!»

Ob nun dieses Weiacher Bett zu schwach oder die Aktivitäten darin zu heftig waren, sei hier dahingestellt.

Wer weiteren Anlass zum Schmunzeln möchte, dem sei «E luschtigi Söili-Jagd» empfohlen, ein Artikel aus der Reihe Weiacher Geschichte(n).

Quellen
  • «E luschtigi Söili-Jagd». Aus dem Tagebuch der Gz. Füs. Kp. I/269 zu Beginn des 2. Weltkriegs. Weiacher Geschichte(n) 96. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, November 2007 – S. 12-16.
  • Bissiger Siebenschläfer. In: WeiachBlog, 24. Oktober 2007.

Freitag, 16. November 2007

Gibt es die Weiacher Winzeln doppelt?

Um die Frage gleich vorweg zu beantworten: Nein, «Winzeln» gibt's nur einmal.

Auf dem Katasterplan des kantonalen Amts für Raumordnung und Vermessung (ARV) hat es aber trotzdem den doppelten Anschein.

Den Flurnamen «Winzlen» (das ist die Mundart-Schreibung, die vom Kanton verwendet wird) findet man nämlich gleich zweimal auf Gemeindegebiet - auf völlig unterschiedlichen Böden. Einmal auf dem hinteren Teil des zwischen Wörndel und Ebnet abfallenden, bewaldeten Plateaus auf dem Stein (MK 676200/267900). Und einmal oberhalb und südlich des Kumetlochs, auf dem von Wiesen dominierten Sattel zwischen dem Ofen-Hof und dem Dörfchen Zweidlen (MK 677200/268400).

Wie man auf der Flurnamenkarte von 1958 sieht, handelt es sich dabei um ein und dasselbe ausgedehnte Gebiet, das mit einem östlichen Ausläufer bis oberhalb Zweidlen reicht:

Entlang der südöstlichen Flanke des Ausläufers verläuft auch die Gemeindegrenze zwischen Weiach und Glattfelden und just ennet der Grenze steht die vom Sanzenberg nach Zweidlen gezügelte Jagdhütte von 1937 (vgl. WeiachBlog vom 24. Mai 2007).

Quellen

Donnerstag, 15. November 2007

Naturschützer in Deponie-Torschlusspanik

«Die überaus artenreiche Kiesgrube Rüteren in Weiach (ZH) droht als Deponie zu verkommen», warnt die Entomologische Gesellschaft Zürich im Protokoll ihrer Sitzung vom 26. Oktober 2007 eindringlich. Und ruft zu Gegenmassnahmen auf: «Unterlagen für Einsprachen (bis 14.11.!) sind erhältlich beim Kassier».

Grund der Aufregung ist der kantonale Richtplan, genauer gesagt dessen Teilrevision in den Bereichen Gewässer, Gefahren, Ver- und Entsorgung. Dort ist nämlich die längst rekultivierte Kiesgrube Rüteren nördlich der Bahnlinie als potentieller Deponiestandort eingetragen.

Einsprachefrist fast verschlafen?

Die öffentliche Auflage und damit die Frist für Einsprachen und Einwendungen läuft seit bald zwei Monaten: vom 17. September bis 15. November 2007 - also bis heute.

So richtig erwacht sind die Naturschützer aber erst vor wenigen Tagen. Mindestens hat es diesen Anschein, wenn man die Zugriffstatistik von WeiachBlog und Veröffentlichungsdaten der Artikel von Regional-Medien zum Thema verfolgt.

Es wäre durchaus früher gegangen, denn die parlamentarische Steilvorlage in Form einer Anfrage grüner Kantonsrätinnen an die Regierung ist schon am 11. Juni erfolgt, wie WeiachBlog vor zwei Monaten berichtete.

Die Anfrage erfolgte noch vor der Veröffentlichung des Richtplans und lange vor dem Beginn der Auflagefrist. Und selbst die Antwort des Regierungsrates auf die obgenannte Anfrage ist mit Datum 22. August noch vor Beginn der Auflagefrist erteilt und veröffentlicht worden.

Lange Leitung von «Hot Spots» zur Pro Natura

Die eigentliche Initialzündung innerhalb der Naturschützer-Community scheint von «Hot Spots» zum kommen. Diese Gruppierung nennt sich selber «Verein zur Erhaltung und Aufwertung von Kulturlandschaften mit hoher Artenvielfalt in der Schweiz und im grenznahen Ausland». Präsident ist Hansruedi Schudel, ein selbstständiger Biologe, der im Zusammenhang mit Schmetterlingsprojekten an der Weiacher Fasnachtsflue den Hiesigen kein Unbekannter sein dürfte. Es liegt daher nahe, dass Schudel den Aufruf «Rettet Rüteren» initiiert hat.

Auch die Kantonalsektion Zürich von Pro Natura hat ihre vorformulierte Vorlage für eine Einwendung gegen den Richtplan erst am 15. Oktober produziert, wie man in den Eigenschaften des Word-Dokuments feststellen kann und sie erst am 24. Oktober online gestellt, wie man im Daten-Root sieht.

Sogar erst seit Sonntag, 28. Oktober 2007 macht die Website «Terra typica» mit ihrem Aufruf «Biotop in Gefahr» mobil, erwähnt dabei Schudels Verein, gibt aber dafür sehr konkrete und praktische Hinweise, wie am effizientesten eine Einsprache verfasst werden könne. Samt Direktlink auf das Online-Formular des Kantons - und nicht so altväterisch (mit einem auszudruckenden und per Post einzuschickenden A4-Blatt) wie die Pro Natura.

Antrag WeiachBlog

Die vielen Artikel in der Regionalpresse haben immerhin bewirkt, dass auch WeiachBlog seine Einwendung am letzten Tag der Auflagefrist noch gepostet hat:

«Antrag: Es sei der Deponiestandort Nr. 29 aus dem Richtplan zu streichen.

Begründung: Eine Beibehaltung einer Deponieoption in einem bereits weitgehend mit Aushub und Tunnelausbruch aufgefüllten Gebiet ist ein Schildbürgerstreich.

Dies insbesondere, weil die Rekultivierung schon längst abgeschlossen ist und ausserdem die UNIQUE Zürich Airport für teures Geld eine ökologische Ausgleichsfläche finanziert hat.

Im übrigen hat der Standort sogar nach Meinung des kantonalen Naturschutzes überkommunale Bedeutung.
»

Das ist zugegebenermassen nicht in so gedrechseltem Naturschützer-Slang verfasst, wie man es in den Vorlagen obiger Vereinigungen lesen kann. Aber wenigstens nicht mit Copy&Paste entstanden und dafür die ehrliche Meinung eines Anwohners.

Rüteren ist längst eine Deponie

Im Gebiet nördlich der Bahnlinie wurden bereits im ganz grossen Stil Aushub und Tunnelausbruch abgelagert - fast alles angeliefert per Bahn von diversen Grossbaustellen in der Umgebung. Und auch Bauschutt der nicht so sauberen Sorte wurde da hineingekippt, wie ich selber vor Jahren mehrmals festgestellt habe. Deshalb hat es in diesem einst gähnenden Loch auch längst nicht mehr so viel Platz wie einst - und ausserdem ist wegen der in einer sanften Mulden-Form modellierten Struktur des ehemaligen Kiesgrube die Eignung als Deponiestandort mehr als fragwürdig.

Ich frage mich deshalb, ob die ganze Aufregung wirklich nötig war. Da gibt es nämlich etliche Sicherungen:

Im Entwurf für die öffentliche Auflage gemäss Beschluss des Regierungsrates vom 18. Juli 2007 findet man zwar auf Seite 29 unter «5.7 Abfall» ebendiese Nr. 29. «Weiach, Rüteren» hat eine Fläche von total 6 Hektar, sagt der Kanton und veranschlagt das mögliche Deponievolumen auf 900'000 m3.

Entscheidend ist aber, was der Kanton selber unter dem Punkt Realisierungsstand schreibt. Da heisst es nämlich: «geplant (langfristige Landsicherung); Standorteignung unter Berücksichtigung bestehender ökologisch wertvoller Biotope prüfen.»

Also: die Fachstellen für Naturschutz des Kantons haben nicht geschlafen. Es wird sich in den nächsten Jahren weisen, was stärker ist: Naturschützer und ihre wertvollen Biotope oder Nimby-Bewegungen von Bürgerinitiativen, die keine neue Deponie in ihrem Naherholungsraum haben wollen.

Trockenwiesenverordnung des Bundes als Versicherungspolice

Ganz so einfach wird die erneute Umfunktionierung der Rüteren zur Deponie nur schon deshalb nicht werden, weil der Standort 29 schon in die geplante Trockenwiesenverordnung des Bundes Eingang gefunden hat. Nach Art. 6 der Verordnung sollen die aufgeführten Gebiete «ungeschmälert erhalten werden.» Und Art. 7 Abs. 1 macht für Abklassierungen klare Vorgaben:

«Ein Abweichen vom Schutzziel ist nur zulässig für unmittelbar standortgebundene Vorhaben, die dem Schutz des Menschen vor Naturgefahren oder einem andern überwiegenden öffentlichen Interesse von nationaler Bedeutung dienen.»

Der Kanton Zürich müsste im Vernehmlassungsverfahren schon ganz gute Gründe einbringen, um die «grösste Trockenwiese» (Zrinski) aus der Verordnung zu kippen.

Weiterführende Artikel
  • Zrinski, S.: Deponie kollidiert mit Artenschutz. Weiach - Kiesgrube im Gebiet Rüteren ist wichtigster Trockenstandort im Kanton Zürich. In: Zürcher Landzeitung/ZU/NBT, 7. November 2007 (mit einem Artikel auf der Titelseite und einem doppelseitigen weiteren Artikel im Bezirksteil, dieser wurde im Lokalblatt Rümlanger zweitverwertet).
  • Zrinski, S.: Mörtelbiene soll Bauschutt weichen. Das Gebiet Rüteren ist im Richtplan als Deponiestandort eingetragen. In: Rümlanger, 9. November 2007.
  • Verordnung über den Schutz der Trockenwiesen und -weiden von nationaler Bedeutung (Trockenwiesenverordnung) - ENTWURF vom 15.12.06
  • Sehr viel weiteres Material zum Thema findet man über diese Google-Suche.

Samstag, 10. November 2007

Amateurhafte Medienarbeit

Gemeindepolitik wirft in Weiach normalerweise keine hohen Wellen. Solange der Steuerfuss tief bleibt, überlässt die Mehrheit die Lokalpolitik einer Handvoll Interessierten und lässt den Rat der Fünf Weisen (Gemeinderat) und seinen Schreiber im übrigen nach deren Gutdünken wirken.

Ganz anders letzten Donnerstagabend nach 20 Uhr. Da wurde es im Gemeindesaal unter der Turnhalle richtig spannend. Zu erkennen war das schon allein an der schieren Zahl der Anwesenden.

Über 100 Weiacherinnen und Weiacher wollten wissen, was der Gemeinderat an einem im Oktober per Flugblatt angekündigten Informationsanlass zu vier aktuellen Themen zu sagen hatte:

[Zum Vergrössern anklicken!]

Leider fand dieses Flugblatt seinen Weg einzig und allein in die Briefkästen innerhalb der Gemeinde. In den «Mitteilungen für die Gemeinde Weiach», Ausgabe November 2007 wird auf 48 Seiten Vieles abgehandelt. Nur das Brisanteste fehlt: das Informationsblatt schaffte es nicht, im November noch einmal ordentlich in den «Mitteilungen» veröffentlicht zu werden.

Gemeinderatskanzlei schläft in punkto Medien

Schlimmer noch: In der Terminliste ganz am Schluss der Mitteilungen (Ausgaben Oktober wie November 2007) findet man für den 8. November lediglich den Eintrag: «Primar- und Oberstufenschule Kapitel, Nachmittag schulfrei». Und das haut natürlich niemanden aus den Schuhen.

WeiachBlog wusste vom Informationsanlass - sein Redaktor wohnt schliesslich hier und erhielt das Flugblatt frei Haus geliefert.

Für die professionell schreibende Zunft bei den Regionalmedien gilt das nicht. Auf deren Radarschirmen erschien der Anlass daher bestenfalls per Zufall. So beim Tages-Anzeiger Zürcher Unterland, der an der Geschichte über die 55 im Bedmen neu geplanten Wohnungen dran war und wohl auf diesem Weg vom Anlass erfuhr.

Nicht mangelndes Interesse, sondern mangelhafte Medienarbeit

Anwesend war daher lediglich Christian Wüthrich vom Tages-Anzeiger, dessen Artikel mit dem für die Gemeinde alles andere als imagefördernden Titel «Mit Neuzuzügern und höherem Steuerfuss gegen die Verarmung» heute erschienen ist.

Dem Gemeindepräsidenten, Gregor Trachsel, war am Donnerstag die Enttäuschung anzusehen, dass ausgerechnet der wenig geliebte «Tagi» erschienen war (und das nicht einmal mit einem der Stammjournalisten der Regionalredaktion Unterland), nicht aber jemand vom seit über 150 Jahren in der Region verankerten «Zürcher Unterländer», dem viele Weiacher wesentlich mehr Sympathie entgegenbringen.

Webauftritt intelligenter einsetzen

Sandra Zrinski vom «Unterländer» habe sich auf Anfrage völlig ahnungslos gezeigt, ärgerte sich Trachsel.

Darüber muss man sich allerdings nicht wundern, wenn trotz einer eigenen Website (auf deren Einstiegsseite man problemlos temporär einen auffälligen Hinweis auf die ausserordentliche Informationsveranstaltung hätte platzieren können) und trotz des Vorhandenseins von e-mail, mit dem man die Regionaljournalisten zeitverzugslos und so aktuell wie die eigenen Einwohner bereits im Oktober hätte informieren können, keines dieser Kommunikations-Vehikel zum Einsatz kam.

Fazit: Wer solch amateurhafte Medienarbeit macht, darf über das schlechte Abschneiden nicht erstaunt sein.

Weiterführende Artikel

  • Wüthrich, Ch.: Mit Neuzuzügern und höherem Steuerfuss gegen die Verarmung. In: Tages-Anzeiger, 10. November 2007 – S. 70 Unterland.
[Veröffentlicht am 18. November 2007]

Sonntag, 4. November 2007

Altöl gegen den Strassenstaub

Mit welchen Methoden man vor etwa einem halben Jahrhundert gegen die Staubwolken auf den noch ungeteerten Gemeindestrassen vorging? Das zeigt folgender Auszug aus dem Protokoll des Gemeinderates Weiach:

Beschaffung von Altöl für die Staubbekämpfung auf den Gemeindestrassen

«In weiterer Behandlung des Gesch. Prot. Nr. 131 der Sitzung vom 9. April 1951 orientiert der Gemeinderatsschreiber die Behörde über die ihm von der "Swissair" gemachten Mitteilungen. Die "Swissair" muss ihr Altöl selber verwerten. Der zuständige Swissair-Beamte offeriert jedoch vom Transport über das Meer verunreinigtes Oel direkt vom Importeur. Der Lieferungstermin ist jedoch sehr ungewiss.

Gestützt auf diese Ausführungen fasst der Gemeinderat folgenden BESCHLUSS:

I. Dem Gemeindegutsverwalter wird die Kompetenz erteilt, sobald solches Abfallöl erhältlich ist, sofort ca. 25 Fass zu Lasten der Gemeinde zu kaufen.
»

Quelle
  • Gemeinde Weiach: Geschäft Nr. 188/1951 vom 8. Mai 1951; Gemeinderatsprotokoll 1951 - S. 56. [Archiv der politischen Gemeinde]

Samstag, 3. November 2007

«Fahrlässige Einführung des gekröpften Nordanflugs»

Der nachfolgende Beitrag stammt von Werner Ebnöther aus Weiach. Er wurde als Leserbrief in der Zürcher Landzeitung/ZU/NBT vom Dienstag, 12. Juni 2007 erstmals abgedruckt.

WeiachBlog stellt ihn im Hinblick auf die Volksabstimmungen vom 25. November mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors online.

Und zwar als kleines Antidot gegen die millionenschwere Kampagne der Südanfluggegner, die seit Jahren nur ein Ziel verfolgt: dem Norden und Osten für die nächsten Jahrzehnte ALLEN Fluglärm aufzuhalsen, um selber von den Vorteilen eines Flughafens in nächster Nähe (erneut) ausschliesslich profitieren zu können.

Hinweis: Redaktionelle Erläuterungen im Text sind in [ ] gestellt.

«Auf massiven politischen Druck unserer Regierung und des Flughafens wird versucht, auf Kosten der Flugsicherheit ein nicht ungefährliches Anflugverfahren mit dem gekröpften Nordanflug durchzuwürgen. Im Rodungsgesuch an die Gemeinden Weiach und Stadel wird dieser Bedarfsnachweis wörtlich wie folgt begründet: «Damit bestehende [d.h. von Fluglärm betroffene] Gebiete im Süden des Flughafens von Anfluglärm entlastet werden können.» Es ist aus Sicht der Flugsicherheit nicht nachvollziehbar, dass ein unsinniges Nicht-Präzisions-Anflugverfahren einzig aus Gründen «ja kein Fluglärm im Süden des Flughafens» durchgeboxt werden soll, wenn Einrichtungen für Präzisionsanflüge verfügbar wären [z.B. das neue Instrumentenlandesystem für den Südanflug auf Piste 34]. Auch der Sicherheitschef von Skyguide (Jürg Schmid) vertritt die Meinung, dass der gekröpfte Nordanflug gegen jede fliegerische Vernunft und bezüglich der Flugsicherheit ein Schritt in die falsche Richtung sei.

Nebst dem international nicht normierten Anflug verursacht dieses Landeverfahren auch bedeutend mehr Lärm als ein normaler ILS-Anflug. Die letzten acht Kilometer vor dem Aufsetzen müssen die Flugzeuge im Sichtflugverfahren und einiges tiefer
[als bei einem Instrumentenanflug über Weiach] in einer steilen Rechtskurve rund um den Stadlerberg herum manuell auf die Piste 14 geleitet werden. Eine manuelle Steuerung der Flugzeuge führt einerseits zu sehr unangenehmen auf- und abschwellendem Triebwerkslärm [sic!] und andererseits durch die Schräglage der Flugzeuge um einen [wohl eher: zu einem] massiv breiter gefächerten Lärmteppich.

Mit aller Gewalt wird versucht, den Süden vom Fluglärm voll zu entlasten. Eine massive Entlastung der Bewohner südlich des Flughafens wurde durch die Einstellung des militärischen Flugverkehrs ab Dübendorf ja bereits erreicht.

Den heute schon massiv belasteten Gemeinden im Norden des Flughafens wird jedoch Lärm bis zum «Geht-nicht-mehr» zugemutet, wobei unsere Regierung bewusst inkauf nimmt, dass die Einwohner in diesen Gegenden längerfristig nicht mehr weiter dort wohnen können und deshalb ausziehen müssen. Dies nennt man Volks-Vertreibung!

Wir im Norden können nur auf die Sachlichkeit der Bundesbehörden hoffen, die zwingend versuchen müssen, den Sicherheitsaspekt bei diesem Anflugverfahren an erste Stelle zu setzen.

Im Norden des Kantons Zürich endet ja die Kantonsgrenze nach zehn Kilometern
[gemeint: enden die über den Kanton Zürich führenden Anflugschneisen der Pisten 14 und 16 an der Kantonsgrenze]. Da ist es einfach, nach Lärmentlastung zu schreien, wenn andere (Kanton Aargau, Deutschland) den zusätzlichen Fluglärm übernehmen müssen.»

Quelle

  • Ebnöther, W.: Fahrlässige Einführung des gekröpften Nordanflugs. Leserbrief. In: Zürcher Landzeitung/ZU/NBT, 12. Juni 2007 - S. 11.

[Veröffentlicht am 4.11.2007]

Freitag, 2. November 2007

Warum Top-Manager überbewertet werden

Eine mögliche Antwort auf diese Frage habe ich letzthin in einer 1979 fertiggestellten Historiker-Dissertation gefunden.

Sie dreht sich um Johann Jakob Treichler (1822-1906), einen der ersten Schweizer, der als Kommunist verschrien war. Kurz vor der Mitte des 19. Jahrhunderts ging in Europa bekanntlich das «Gespenst des Kommunismus» um (vgl. erster Satz des Kommunistischen Manifests 1848). Der junge Treichler war publizistisch tätig und seine Ideen trafen in der bewegten Zeit der Kartoffelfäule und massiv steigenden Brotpreise (+20% in einem einzigen Monat im Herbst 1845) kurz vor dem Sonderbundskrieg offenbar den Nerv der Zeit.

Auch Persönlichkeiten der Geschichte sind nur Katalysatoren

Der Autor der Dissertation, Franz Wirth, schrieb, bisher habe man «die soziale Bewegung von 1845/46 ziemlich isoliert als ein einmaliges Ereignis dargestellt, das allein durch die Persönlichkeit Treichlers hervorgerufen worden sei.» Und fährt weiter:

«Diese Sicht scheint mir etwas einseitig. Wohl spielen Personen in der Geschichte oft eine wichtige Rolle; aber häufig gibt es neben und hinter ihnen noch ganz andere apersonale treibende Kräfte, so dass der Persönlichkeit allenfalls eine Wirkung als Katalysator zukommt. So spielt denn auch in der vorliegenden Arbeit die Person Johann Jakob Treichler eine Hauptrolle. Aber wir müssen vor allem nach den Hintergründen, nach den Voraussetzungen forschen, welche es ermöglichten, dass die Aktivitäten dieses jungen Mannes zeitweilig einen ganzen Kanton in Atem halten konnten.»

Ich würde sogar sagen: diese apersonalen Gründe braucht es immer.

Auf diesen Fall gemünzt: ohne Kartoffelfäule und gleichzeitige Wirtschaftskrisen, die weite Kreise der Bevölkerung in Elend und Hunger zu stürzen drohten und sie dadurch in vielen Fällen erst radikalen Ideen zugänglich machten, wäre Treichler nie die Bedeutung zugekommen, die man ihm seitens des erschreckten Besitzbürgertums zuwies.

Gleiches gälte nach dieser Logik für Marx, Engels und Lenin oder eben für Bush, Clinton und Kennedy - um nur ein paar herausragende Figuren zu nennen, deren persönlichem Wirken schon weiss Gott was für Wirkungen zugeschrieben worden sind.

Umstände zählen mehr als Management-Entscheide

Was das mit Top-Managern zu tun hat? Nun, wenn es um die Entlöhnung geht, dann werden als Argument für Millionen-Boni ja oft überragende Leistungen ins Feld geführt. Besieht man die Sache genauer, dann sind allerdings solche Zuschreibungen oft fragwürdig.

Denn was würden die Top-Manager ohne das Fussvolk machen? Die von ihnen geleiteten transnationalen Grossunternehmen funktionieren nur dank einem herrschenden Konsens unter und dem Effort der Mitarbeitenden. Vor allem aber stellt sich ihr wirtschaftlicher Erfolg nur dank dem Zusammenwirken vieler Einflüsse (auch ausserhalb des Unternehmens) ein, auf die der Katalysator «Manager» wenig bis gar keinen Einfluss nehmen kann.

Im besten Fall setzt er - um es naturwissenschaftlich auszudrücken - die Aktivierungsenergie einer Reaktion herab, die mit dem nötigen Energieeinsatz auch ohne ihn zustande gekommen wäre. Das ist der Job eines Katalysators. Er ist daher im Einkauf pro Mengeneinheit teurer als das Substrat. Aber ist das sein persönliches Verdienst? Und soll es sich dann in einem Lohn ausdrücken?

Ja, DAS ist allerdings eine wahrhaft Treichler'sche Frage.

Quelle
  • Wirth, F.: Johann Jakob Treichler und die soziale Bewegung im Kanton Zürich (1845/1846). Diss. Univ. Basel, 1979. Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft, Band 144. Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel 1981 - Einleitung S. XII.

Donnerstag, 1. November 2007

Trachtengruppe veranstaltet Raclette-Essen

Was anderen Weiacher Vereinen das Fisch-Essen oder der Fleischkäse, das ist der Trachtengruppe das Raclette. Dass es sich nicht nur um eine Eintagsfliege handelt beweist die am Dorfeingang bei der Kastanie vor Maler Hubers Haus stehende, massive Werbetafel. Einziges Feature, das man von Jahr zu Jahr variiert: die Tageszahl.


Weitere Infos gibt der Zürcher Unterländer vom 31. Oktober 2007, S. 9:

«Weiach. Am Samstag, 3. November, findet im Gemeindesaal Weiach ab 18 Uhr das Raclette-Essen der Trachtengruppe Weiach statt. Für die musikalische Unterhaltung sorgt ab 20 Uhr das Trio Hasli aus Kaiserstuhl und Fisibach. Zum Kaffee steht ein Dessert-Buffet bereit.»