Mittwoch, 21. November 2007

Frankenhalde und Franzosenhau

Die Franzosen wurden zur Zeit des Einmarsches französischer Truppen in die Alte Eidgenossenschaft im Jahre 1798 und zuweilen auch später «Franken» genannt.

Diese Anknüpfung an die westgermanische Stammesgruppe der Franken ist durchaus berechtigt, weil das spätere, weit nach Osten ausgreifende Frankenreich unter Karl dem Grossen seinen Ursprung und sein Kerngebiet klar auf dem Territorium des heutigen Frankreichs hatte.

Sind die Franzosen schuld? Nicht immer!

Nun gibt es in Weiach gleich zwei Flurnamen, die man mit der Zeit der Helvetischen Republik (wegen starker Präsenz französischer Heere auch «Franzosenzeit» genannt) in Verbindung bringen könnte: «Frankenhalde» und «Franzosenhau» (Zollinger zählte 1972 auch noch das «Saxenholz» und die Häusergruppe «Im Chrieg» nahe der Chälen dazu).

Die «Frankenhalde», die den südöstlichen Abschluss der Terrassenebene des Hasli bildet, hat ihren Namen jedoch schon Jahrhunderte vor der Franzosenzeit erhalten, wie man den Unterlagen des Hexenprozesses gegen Schlotter Elsi von 1539 entnehmen kann. (vgl. Der leibhaftige Böse in Hasengestalt, WeiachBlog vom 12. Mai 2007).

Der Abschnitt «Dass in den Jahren 1798-1800, also während der Kämpfe zwischen französischen Heeren und ihren Gegnern, den Österreichern und Russen, auf dem Gelände um Weiach fremde Truppen lagerten, bezeugen die Flurnamen «Frankenhalde» und «Franzosenhau».», der so noch in der 3., gedruckten Auflage der Ortsgeschichte von 2003 drin steht, hat daher zugleich mit diesem Artikel eine Überarbeitung erfahren (vgl. e-snips-Folder).

Holz an mindestens zwei Orten geschlagen

Beim «Franzosenhau» ist die Sachlage klarer. Dieser Flurname geht wohl tatsächlich auf das Jahr 1799 zurück. Weil die Lagerfeuer grosse Mengen an Brennholz brauchten und die Front einige Wochen dem Rhein entlang verlief, gibt es auf Gemeindegebiet nicht nur einen Ort mit diesem Namen.

Der eine, auf der Flurnamenkarte von 1958 eingezeichnete Platz, liegt oberhalb des Dorfes am östlichsten Rand des Stockiwaldes, etwa da, wo heute die Stockihütte steht [Nr. 70 Franzosenhau; zum Vergrössern anklicken]


Der andere ist nur auf der nach 1846 fertiggestellten Karte des Kantons Zürich abgebildet (so genannte Wildkarte, Bl. IX Weiach) und liegt an der äussersten Ecke des ehemals bis an die frühere Kantonsstrasse reichenden Weiacher Hardwaldes südlich der Bahnlinie. Dieser Flurname wird auch von Zollinger 1972 im Anhang 1 Flurbezeichnungen der ersten Auflage der Weiacher Ortsgeschichte genannt.

Bei beiden Plätzen wurde durch die Truppen Kahlschlag betrieben:

«Im Hard nahe Rheinsfelden kampierten französische zusammen mit helvetischen Truppenverbänden und schlugen zur Brennholzgewinnung einen Viertel des von den Zeitgenossen als «herrlich» bezeichneten Weiacher Eichenwaldes. Der Schaden allein am Wald wurde auf etwa 80’000 Gulden geschätzt – eine schwindelerregende Summe: ein solides Wohnhaus kostete damals im Durchschnitt etwa 1000 Gulden. Im Stocki sollen die rücksichtslosen «Befreier» die prächtigsten Tannen – damit es schneller ging in Brusthöhe – gefällt und zum Bau von Baracken oder zu Lagerfeuern verwendet haben; die Stöcke blieben zurück.»

Ausschnitt aus der Wildkarte. Der Franzosenhau an der südöstlichen Ecke des damaligen Hardwaldes (heute Ackerland):


Wild-Karte 1851: Ausschnitt Stocki analog zur Karte von 1958 oben:


Quellen

  • Wild, J.: Karte des Kantons Zürich im Masstab von 1 : 25000 nach den in den Jahren 1843 bis 1851 gemachten Aufnahmen von 1852 bis 1865 auf Stein gravirt im topographischen Bureau in Zürich. (Zürich, Topographisches Bureau, 1852-1867)
  • Boesch, H.: Kanton Zürich. Sammlung der Orts- und Flurnamen. Aufnahme 1958. (Auf Übersichtsplan 1:5000 Ge­meinde Weiach. Meliorations- und Vermessungsamt des Kantons Zürich. Nach­geführt bis 1983.) [Signatur: StAZH O 471 c Weiach]
  • Zollinger, W.: «Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach», 1. Aufl. Dielsdorf 1972; 2. Aufl. Weiach 1984
  • Brandenberger, U.: Weiach – Aus der Geschichte eines Unterländer Dorfes. Dritte, überarbeitete Auflage von Walter Zollingers «Weiach. 1271-1971. Aus der Vergangenheit des Dorfes Weiach». Oktober 2003 – S. 32 [Ein pdf-File der 4. Auflage, Ausgabe November 2007 (auf den neuesten Stand gebrachte Version) ist verfügbar unter dem URL: http://www.esnips.com/web/Ortsgeschichte-Auflage-4 ]

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