Donnerstag, 8. Mai 2008

Leutnant von Wachtposten erschossen

Heute vor 63 Jahren ging in Europa der Zweite Weltkrieg zu Ende. Das Grossdeutsche Reich hatte kapituliert. Die Schweiz konnte endlich wieder frei atmen.

Noch fünf Jahre davor sah das ganz anders aus. Man wusste nicht, was die Deutschen noch alles planten. Österreich hatten sie schon 1938 eingesackt, kurz darauf der Tschechoslowakei das Sudetenland abgenommen. Der Rest von Europa übte sich derweil in Appeasement-Politik und hoffte, dass das Krokodil zuerst andere fressen würde (um hier Churchill zu zitieren). Im März 1939 marschierten deutsche Truppen in die Resttschechei ein. Im April 1939 eroberten die verbündeten Italiener Albanien. Als die Deutschen am 1. September 1939 ohne Kriegserklärung in Polen einmarschierten, war das der Anlass für den Weltkrieg.

Anfang April 1940 waren die deutschen Truppen erneut auf dem Vormarsch: Invasion von Dänemark und Norwegen. «Operation Weserübung» nannte der deutsche Generalstab das.

Die Nerven sind bis zum Zerreissen gespannt

Dieser Angriff wurde in der Schweiz mit grosser Besorgnis registriert. Schon wieder wurden zwei kleine Staaten ein Raub der Deutschen. Die Angst und Nervosität waren verständlicherweise gross. Sowohl bei der Zivilbevölkerung wie bei den Soldaten.

In den Kommandantentagebüchern des damals in Weiach und Umgebung stationierten Grenzfüsilierbataillons 269 findet man dazu folgende Einträge:

Unter dem Datum des 9.4.1940: «0300 übernimmt Deutschland den militärischen “Schutz” von Dänemark und Norwegen. Oslo, Bergen, Narvik und andere wichtige norwegische Stützpunkte fallen durch Verrat in deutsche Hände.»

Und unterm 15.4.1940: «Lt. Sigg III/269 [im Original rot unterstrichen] kontrolliert die Schildwache beim Mg-Stand Letten, und will trotz Warnung des Postens den Stand betreten. Die Schildwache gibt einen Schuss ab, welcher Lt. Sigg tödlich trifft.» (beide: BAR E 5790 Nr. 1871 Bd. 4)

Am 16.4.40 informiert der Bataillonskommandant seine Unterstellten über diesen Unfall: «Ich mache Ihnen die schwere Mitteilung, dass gestern Abend Hr. Lt. Sigg, III/269, an der Bunkerbaustelle Letten, von der dortigen Schildwache erschossen worden ist, weil er sich Zutritt verschaffte, ohne hiezu berechtigt zu sein. Wir trauern um diesen trefflichen Kameraden und halten sein Andenken in Ehren. Es werden zur Bestattung, Freitag, 19.4.40, 1100, im Krematorium Zürich kommandiert: Alle Of. III/269, von den übrigen Kp. der Kdt. oder Kdt.Stellvertreter.» (BAR E 5790 1869 Bd. 5)

Von einer Untersuchung des Vorfalls ist in diesen Tagebüchern weiter nichts überliefert.

Quellen

  • Kommandantentagebücher des Grenzinfanteriebataillons 269 im Schweizerischen Bundesarchiv. Signaturen: E 5790 Nr. 1869 Bd. 5 sowie E 5790 Nr. 1871 Bd. 4

Mittwoch, 7. Mai 2008

Gemeinderat torpediert Solaranlage

Sind alternative Formen der Energieversorgung in Weiach unerwünscht? Das kann man zumindest aus der folgenden Notiz in der aktuellen Ausgabe der Gemeinde-Mitteilungen schliessen:

«Die Baubehörde verweigert den Dachaufbau einer grossflächigen Solaranlage in der Kernzone, da sie sich im Widerspruch zu Art. 9, Abs. 9, der Bau- und Zonenordnung BZO nicht gut in die bestehende Dachlandschaft einfügt.»

Aha. Und Amen.

Wer im Dorfkern wohnt, hat also Pech. Sein Solaranlagen-Projekt darf nicht das Missfallen der Baugewaltigen erregen. Sonst geht der Daumen nach unten.

Natürlich müsste man nun wissen, nach welchen Kriterien der verantwortliche Gemeinderat da vorgeht. Nach der Methode «Handgelenk mal eigenes Gutdünken»? Und weiter würde interessieren: Wäre die «grossflächige» Anlage ausserhalb der Kernzone bewilligt worden?

Empfundene Willkür schreckt Bauherren ab

Und noch wichtiger ist die Frage: Wird das Gesuch einfach abgeschmettert, ohne jeden Kommentar? Oder erhält der Antragsteller wenigstens mitgeteilt, wie er es bewilligt bekommen könnte? Geht es also mehr ums Ermöglichen als ums Verhindern?

Dieser formaljuristisch zwar wohl korrekte, aber ziemlich unglücklich kommunizierte Entscheid hat vor allem eine Wirkung: Andere Bauherren resignieren von vornherein, versuchen es gar nicht erst - und viele Möglichkeiten zu autarker Energieversorgung werden verschenkt - und das im 21. Jahrhundert.

Die Dachlandschaft des ehemaligen Bauerndorfs ist gerettet. Und die Erdölvereinigung applaudiert.

Quelle
  • Gemeinderat. Bauwesen. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Mai 2008 - S. 4.

Dienstag, 6. Mai 2008

Den Zeitgeist der 60er aufs Bild gebannt

Velosolex, grüne Army-Jacke und eine Leica-Kamera. So ging der Fotograf Andreas Wolfensberger zwischen 1964 und 1969 auf Bilderjagd durch alle 171 Zürcher Gemeinden. Eine Auswahl von 240 seiner Aufnahmen wurde letztes Jahr in einem Bildband veröffentlicht.

Aufnahmen aus Weiach selber gibt es darin leider nicht. Wahrscheinlich hat der Fotograf bei uns schon welche geschossen. Aber keines davon für die Publikation ausgewählt.

Nur die Oberstufenschule hat den Weg ins Buch gefunden

Was man im Buch an Weiachspezifischem findet, ist eine Doppelseite mit Bildern der Schulanlage Stadel im Jahre 1966. Und nicht nur der Gebäude. Ohne die Menschen, welche damals dort ihre Ausbildung erhielten, würde man den Zeitgeist nicht annähernd so gut erkennen, der durch diese Bilder weht. Sie machen die eigentliche Qualität der Fotos aus.

Allenfalls sind also per Zufall ein paar Weiacher Schüler abgelichtet worden. Die Fotos hier abzubilden verbietet das Urheberrecht. Wer sie sehen will muss sich das Buch schon selber beschaffen (in einer Bibliothek oder einer Buchhandlung).

Mittagstisch hatte Tradition

Die Legende zu den Bildern sei den Lesern des WeiachBlog trotzdem nicht vorenthalten (da greift nämlich das Zitatrecht):

«Der Sekundarschulkreis Stadel umfasste seit der Gründung die Gemeinden Stadel, Bachs, Neerach und Weiach. 1958 legten diese Gemeinden auch die Primar-Oberstufe (siebte und achte Klasse) zusammen. Als gemeinsames Schulhaus für Sekundarschule, zentralisierte Primar-Oberstufe sowie die Primarschule Stadel diente das "Zentralschulhaus" Stadel (halb verdecktes Schulhaus im Hintergrund). Nach der Oberstufenreform von 1959, die aus der bisherigen Primar-Oberstufe und der Sekundarschule eine dreigliedrige Oberstufe schuf, entstand 1964-66 das neue Oberstufenschulhaus (Schulhaus im Vordergrund rechts). Für die Schulkinder von Bachs wurde ein Schulbus eingerichtet. Der Mittagstisch mit "Schulsuppe" war schon in der alten Sekundarschule Tradition.» (Wolfensberger, S.158/59)

Mit anderen Worten: Die Weiacher Jugendlichen mussten Tag für Tag zu Fuss oder per Velo den Kistenpass überwinden.

Quellen und Literatur

  • Wolfensberger, A.; Frei, B.: «Zürcher Alltag in den sechziger Jahren». Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2007. 192 S., 240 Schwarz-Weiss-Bilder, ISBN 978-3-03823-305-3 (vgl. den Eintrag im Verbundskatalog: NEBIS 005434671; Signatur Schweizerische Nationalbibliothek: Nq 164544)
  • Zaugg, S.: Der Aufschwung der 60er Jahre im Bild. Unterland - «Zürcher Alltag der sechziger Jahre» – ein Fotoband von Andreas Wolfensberger und Beat Frei. In: Zürcher Unterländer, 6. Dezember 2007 - S. 3.

Montag, 5. Mai 2008

WeiachWeb - eine Linkliste

Das Schlagwort WeiachWeb verdanke ich unserem Pfarrer und seiner Ehefrau. Man findet es auf der Linkliste der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Weiach.

Schauen wir einmal, woraus das WeiachWeb heute besteht. Und erstellen ebenfalls eine Link-Liste - ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Offizielle Seiten der Gemeinwesen und Gemeindewerke

Vom Kanton betriebene Seiten

Weiacher Vereine und Gruppierungen

Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen

Geschichte, Lexika, Kultur

Nachmeldungen in den Kommentaren erwünscht.

Samstag, 3. Mai 2008

Zweimal alle Zähne gezogen

Einmal einem alten Winter und einmal einer alten Frau. Letztere ist eine meiner Nachbarinnen. Als von zahn- oder allgemeinmedizinischen Spezialkenntnissen Unbeleckter kann ich zwar nicht nachvollziehen, weshalb es grad so eine radikale Massnahme sein muss. Zumal die Ärmste mir gegenüber heute meinte, es gehe ihr ziemlich schlecht. Was wunder. Und überhaupt: sie ist viel zu nett und harmlos. Da würde ich es vorziehen, wenn gewissen Politikerinnen die Zähne gezogen würden.

Die Stützheizung reicht

Wenige Minuten später treffe ich den Anlagen-Betreuer unserer kommunalen Holzschnitzelheizung, die im Keller der Mehrzweckhalle untergebracht ist (vgl. zur Anlage WeiachBlog vom 18. November 2006). Er habe sie jetzt grad definitiv abgestellt, meinte Urs Schenkel. So warm wie es jetzt sei, brauche es nur noch am Morgen etwas Heizenergie - und die liefere die ölbetriebene Stützheizung locker.

Heute wurde zu Weiach also quasi offiziell die Heizperiode beendet. Und damit wären wir beim zweiten Satz gezogener Zähne: Juhuu!! Der Winter 07/08 ist endlich vorbei. Wurde auch langsam Zeit - ich habe zum Beispiel im Vergleich mit dem letzten Winter über 60% mehr Heizenergie einsetzen müssen. Die Kälte kann mir gestohlen bleiben...

Freitag, 2. Mai 2008

Ist Roger Federer geldgierig?

Ja, sagt Hanspeter Bühler aus Weiach. Der heute publizierte Beitrag Bühlers nimmt Bezug auf den TA-Artikel «In China fährt Federer Merz» vom 29. April und lautet wie folgt:

«Dass Roger Federer mit Mercedes-Benz China Ltd. eine mehrjährige strategische Werbe- und Marketing-Partnerschaft verkündet hat, finde ich ein falsches Zeichen und einen Faustschlag ins Gesicht jedes ethisch denkenden Menschen. Finanziell hätte Roger Federer doch das überhaupt nicht nötig. Roger Federer wäre aber mit einer Entscheidung gegen eine solche Partnerschaft und einem Statement gegen die Unterdrückung der Menschenrechte durch das chinesische Regime endgültig unsterblich geworden. So entpuppt er sich auch nur als geldgieriger Mensch.»

Oder ist das Tennis-As nur apolitisch und etwas naiv? Lässt er seinen Managern zu viel Freiraum? Als Berater sollte Bühler eigentlich wissen, dass es sehr oft nicht das Aushängeschild selber ist, das letztlich solche wenig sensiblen Entscheidungen trifft - sondern jemand, der mehr auf die Vermehrung von Geldkapital als Reputationskapital achtet, weil er den Auftrag hat, ersteres zu äufnen und von letzterem zu selten die Rede ist.

Die Zeilen des fleissigen Leserbriefschreibers Bühler werden von Zeitungen mit hoher Auflage recht häufig abgedruckt. Bei solch provokativen Statements wie dem obigen ist das kein Wunder. Zeitungsredaktoren lieben solche Worte. Denn das gibt Pfeffer auf die Leserbriefseiten.

Quelle
  • Federer ist geldgierig. [Rubrik Leserbriefe] In: Tages-Anzeiger, 2. Mai 2008 - S. 23

Donnerstag, 1. Mai 2008

Heute vor 700 Jahren: Habsburgerkönig Albrecht I. ermordet

Ein Himmelfahrtskommando, bestehend aus dem Habsburger-Herzog Johann von Schwaben, sowie mehreren Angehörigen des alten Hochadels hat heute vor 700 Jahren, am 1. Mai 1308 den deutschen König Albrecht I. ermordet. Dort wo er starb, steht heute die ehemalige Klosterkirche Königsfelden.

Das Schicksal der Verschwörer

Die Verschwörer machten sich aus dem Staub und entschlossen sich auf der Burg Neu-Falkenstein, sich zu trennen. Sie endeten entweder durch Hinrichtung oder als arme Leute:
  • Herzog Johann von Habsburg starb nach Flucht in Pisa/Italien
  • Freiherr Rudolf von Wart geriet auf der Reise nach Avignon in Gefangenschaft, wurde nach Brugg gebracht und kam dort aufs Rad
  • Freiherr Rudolf von Balm floh nach Basel, Versteck im Konversenhaus
  • Freiherr Walter von Eschenbach starb im Schwarzwald als Schäfer
  • Ritter Konrad von Tegerfelden, Schicksal unbekannt

(Quelle: Staatsarchiv BL)

Blutrache pur - auch an völlig Unschuldigen

Die Habsburger übten grausame Rache für diesen Meuchelmord. Sie ergriffen die günstige Gelegenheit, ihre Machtbasis zu vergrössern und nahmen die Angehörigen der Mörder in Sippenhaft.

Nicht nur die Verschwörer selber wurden für vogelfrei erklärt und gejagt. Auch deren gesamte Verwandschaft wurde bestraft. Ihre Burgen wurden belagert, zerstört, die Dienstleute der Freiherren von Wart, von Eschenbach und von Balm in grosser Zahl abgeschlachtet und der gesamte Besitz konfisziert.

Bis zur offiziellen Bewilligung für diesen Rachefeldzug dauerte es zwar über anderthalb Jahre: Heinrich VII. (Nachfolger Albrechts I.) verhängte die Reichsacht über die Mörder erst am 18.9.1309. Damit war die Angelegenheit nachträglich legalisiert.

Die Bedeutung des 1. Mai

Der 1. Mai hat für die frühe Geschichte der Habsburger gleich zweimal schicksalshafte Bedeutung gewonnen. Am 1. Mai 1218 wurde Rudolf I. von Habsburg geboren. Und ebenfalls an einem 1. Mai starb sein Sohn Albrecht I. eines vorzeitigen Todes.

Und was hat das mit Weiach zu tun?

Verwandtschaftliches. Der Minnesänger Jakob von Wart, ein Bruder des Verschwörers Rudolf von Wart, war bis 1295 Besitzer von Zwing und Bann, er hatte also die grundherrschaftlichen Rechte über einen Meierhof genannt Wiach, sowie über das Dorf Wiach inne. Die Wiacher konnten von Glück sagen, dass sie zum Zeitpunkt des Mordes seit 13 Jahren niedergerichtlich dem Fürstbischof von Konstanz gehörten.

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