Montag, 29. September 2008

Viermal Nein beim Sonderfall am Rhein

In der Gemeinde Weiach hat sich am gestrigen Abstimmungssonntag wieder einmal bestätigt, dass eine Mehrheit der zur Urne Gehenden Neuerungen aus der Stadt ablehnend gegenübersteht. Die beiden kantonalen Vorlagen zum Rauchverbot in Gaststätten (Initiative "Schutz vor Passivrauchen") sowie das Berufsbildungsgesetz (mit oder ohne Fonds) wurden samt und sonders verworfen.

Angst vor Beizensterben?

«Bei beiden Vorlagen konnte man aus eher konservativen Gründen (Schutz des Gewerbes vor Mehraufwand bzw. Furcht vor dem Beizentod) wie auch aus grundsätzlich liberalen Bedenken gegen mehr staatliche Regulierung Einwände erheben», schreibt Peter Moser (Statistisches Amt des Kantons Zürich) in seiner Abstimmungsanalyse.

In unserem Fall war es wohl eher der Ärger darüber, dass beide noch bestehenden Wirtschaften im Dorf, das «Wiesental» wie die «Linde» (beides Beizen in denen die Stammkunden traditionellerweise eins paffen), kaum Platz für ein separates Fumoir haben. Vom zu investierenden Geld einmal ganz abgesehen. Es droht also ein Beizensterben, das auch die Imbissstube Mr. Bigfood treffen könnte - dort ist der Platz ähnlich begrenzt. Nur die jüngst eröffnete Caffè-Bar Chamäleon hat damit kein Problem. Sie ist schon rauchfrei konzipiert.

Das durchgehende Nein der Weiacher wurde vom Tages-Anzeiger Unterland sogar mit einem Untertitel bedacht:

«Weiach als Sonderfall

Unterschiedlich fielen die Meinungen in den Unterländer Gemeinden auch zum Berufsbildungsfonds aus. Im Bezirk Bülach lehnten sieben Gemeinden die Hauptvorlage ab, im Bezirk Dielsdorf sogar deren zwölf. Die letztlich nicht weiterverfolgte Gesetzesvariante ohne Berufsbildungsfonds hätten bis auf Weiach alle Unterländer Gemeinden angenommen.
»

Es ist sogar noch auffallender: Weiach hat als einzige Gemeinde im ganzen Kanton viermal Nein gesagt. In der Tat ein Sonderfall. Das noch viel ländlichere Bachs beispielsweise hat den Gegenvorschlag zur Volksinitiative Passivrauchen mit immerhin 58.9% Ja-Stimmen deutlich angenommen. Weiach hat diese Variante hingegen mit nur 38.1% Ja-Stimmen dagegen ebenso deutlich abgelehnt.

Quellen

  • Sechs Unterländer Gemeinden waren gegen Rauchverbot in Restaurants. In: Tages-Anzeiger Unterland, 29. September 2008 - S. 60.
  • Moser, P.: Für einen Berufsbildungsfonds und gegen den Qualm in den Gaststätten. Eine Analyse der Resultate der kantonalen Abstimmungen vom 28.9.2008. Statistik.info 09/08 - S. 1.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Was haben sich wohl die fünf Stimmbürger gedacht, die wählen gegangen sind :-)
Nein im Ernst, ich denke dass eben "nur" die konservativen Stammwähler wählen gegangen sind und die grosse schweigende Mehrheit aus Desinteresse den Wahlen ferngeblieben sind. Es waren halt keine Vorlagen dabei, die grossartig Emotionen geweckt hätten.