Dienstag, 10. Februar 2009

Weiterhin knapp unter 1000 Einwohner

In der Februar-Ausgabe der «Mitteilungen für die Gemeinde Weiach» wird traditionsgemäss die Gemeindestatistik des Vorjahres abgedruckt. So auch dieses Jahr.

Der Tages-Anzeiger Unterland betätigt sich wie üblich als Verwerter. Lokale Themen werden so zu Zeitungsfüllstoff. Interessant ist jeweils, was aus dem von der Gemeinde publizierten Material herausgepickt wird:

Weiach weiter knapp unter der 1000er-Marke

«Weiach. – Die Gemeinde Weiach zählt nach wie vor knapp unter 1000 Einwohner. Nachdem die Statistik per Ende 2007 993 Personen aufwies, ist die Einwohnerzahl im letzten Jahr leicht auf 980 zurückgegangen. Während sich die Zuzüge (51) und die Wegzüge (53) in etwa die Waage hielten, stehen 13 Todesfälle 2 Geburten gegenüber. (bek)»

Selbstständige Methusalems

Nicht erwähnt werden weitere interessante Details. So die Namen der ältesten Einwohnerin und des ältesten Einwohners. Mina Moser-Nepfer (geboren am 12. März 1911) und Arnold Hauser (geboren am 2. Dezember 1912). Oder deren Lebensumstände. Die beiden Ortsältesten führen nämlich immer noch je ihren eigenen Haushalt - und das fast ohne fremde Hilfe.

Auch keine Erwähnung findet die Rubrik «Hundehaltung». Man lernt dabei, dass in Weiach 96 Hunde angemeldet sind. Auf jeden zehnten Weiacher oder etwa jeden fünften Haushalt trifft es also statistisch gesehen einen Hund.

Den gleich grossen Prozentsatz stellt man bei den Ausländern fest: 95 waren Ende 2008 angemeldet. Bei einem gesamtschweizerischen Durchschnitt von über 20% Ausländeranteil ist das vergleichsweise wenig. Grosse Verschiebungen gibt es bei diesen Zahlen im Vergleich zu 2007 nicht, Ausländer ziehen eher ins nähere Umfeld der Stadt Zürich als in den 6. Agglomerationsgürtel hinaus.

Weniger Umzugsdynamik und mehr Tote

Die Anzahl Zuzüge und Wegzüge glichen sich 2008 etwa aus. Was der Tages-Anzeiger aber nicht schreibt: Die Anzahl Zu- und Wegzüge verringerte sich gegenüber dem Vorjahr markant: 2007 wurden noch 85 Zu- und 72 Wegzüge gezählt!

Noch interessanter sind die Geburten und Todesfälle: Wo 2007 noch 6 Todesfälle und 10 Geburten verzeichnet wurden, ist es 2008 genau umgekehrt. 13 Todesfälle stehen ganzen 2 Geburten gegenüber. Dieser Mortalitätsüberschuss erklärt denn auch fast im Alleingang den Rückgang der Bevölkerungszahl von 993 per Ende 2007 auf 980 per 31.12.2008.

Quellen

  • Gemeindestatistik 2008. In: Mitteilungen für die Gemeinde Weiach, Februar 2009 - S. 9-10.
  • Weiach weiter knapp unter der 1000er-Marke. In: Tages-Anzeiger, 10. Februar 2009 - S. 55 Unterland.

Montag, 9. Februar 2009

Wer nichts sagt, stimmt zu!

Beim Einmarsch der Franzosen im Frühjahr 1798 hatten viele Schweizer die neue Zeit und die nachfolgende Helvetik noch begrüsst. Nach wenigen Jahren wurde die neue Ordnung aber von der grossen Mehrheit ins Pfefferland gewünscht. 

Bürgerkriegsähnliche Zustände 

Die Gründe dafür waren nicht nur die Wirren des Zweiten Koalitionskriegs im Verlaufe dessen die Helvetische Republik 1799 zum Kampfplatz europäischer Heere wurde, sondern vor allem die faktische Handlungsunfähigkeit und Inkompetenz der helvetischen Zentralregierung, die schlicht zu wenig Finanzmittel hatte, um ihre hochtrabenden Pläne auch tatsächlich zu verwirklichen. 

So versank das Land immer tiefer in bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Staatsstreiche jagten sich. Und die neuen Rechte der Stimmbürger wurden  vorsichtig ausgedrückt  freihändig interpretiert, wie man dem Artikel «Helvetische Republik» auf Wikipedia entnehmen kann: 
 
Abstimmungen gewinnen, einfach gemacht 

«Der Kleine Rat legte die Zweite Helvetische Verfassung inklusive einer Namensliste von 27 Senatoren am 25. Mai [1802] dem Volk zur Abstimmung vor. Diese gilt als erste wirkliche Volksabstimmung auf dem Boden der heutigen Schweiz. Alle Bürger mussten innerhalb von vier Tagen mit «Ja» oder «Nein» zur Vorlage Stellung nehmen. Nichtstimmende wurden als Annehmende gewertet nach dem Rechtsgrundsatz «qui tacet consentire videtur» – «wer schweigt, scheint zuzustimmen». Sechzehn Kantone stimmten der Verfassung schliesslich zu, allerdings hatten nur 72'453 explizit mit «Ja» gestimmt. 167'172 Bürger hatten überhaupt nicht gestimmt – wurden aber als annehmend gewertet und 92'423 hatten abgelehnt. Am 2. Juli erklärte der Kleine Rat die neue Verfassung für angenommen.» 

Die neuen Freiheitsrechte blieben jedoch weitgehend uneingelöste, papierene Versprechen. Besonders empört waren die Bauern über nicht eingehaltene Zusagen betreffend Ablösung der Feudallasten. Um der von den Franzosen geplünderten Staatskasse wieder zu Einnahmen zu verhelfen, war bereits im September 1800 der alte Bodenzins wieder eingeführt worden. 

Geschlossene Stimmabstinenz 

An der Volksabstimmung von Ende Mai 1802 über die neue Helvetische Verfassung nahm wohl auch aus diesem Grund kein einziger Weiacher teil. Trotzdem wurden sämtliche Stimmberechtigten der Gemeinde als Ja-Stimmen gewertet! Würde man dies heute ähnlich handhaben, dann müssten die meisten Abstimmungen gar nicht erst durchgeführt werden. Das Resultat stünde von vornherein fest. Es sei denn, man würde den Stimmzwang einführen, wie er im Kanton Schaffhausen besteht. 

Quellen
[Redaktionell überarbeitet und um den NZZ-Link ergänzt am 8. Dezember 2022]

Sonntag, 8. Februar 2009

Klares Nein zur Personenfreizügigkeit in Weiach

Die Weiacherinnen und Weiacher sind am heutigen Abstimmungssonntag ihren europapolitischen Prinzipien treu geblieben. Mit nur 39.0 % Ja-Stimmen-Anteil resultierte in der konservativen Ecke des Zürcher Unterlandes ein klares Nein gegen die Personenfreizügigkeit. Und damit steht Weiach einmal mehr in klarem Gegensatz zu den Gemeinden am rechten Zürichseeufer.

Das ist keine Überraschung. Europäische Vereinigungsideen stiessen bei der Mehrheit der aktiven Stimmbürger in den letzten Jahrzehnten noch nie auf grosses Verständnis. Zu anonym, zu undurchsichtig werden die Machenschaften der Brüsseler Eurokraten beurteilt. Man befürchtet Demokratieabbau und Fremdbestimmung. Wesentlich zu diesem Nein beigetragen haben dürfte der Unmut über das vom Parlament geschnürte Gesamtpaket.

Solche Päckli nach dem Motto "Vogel, friss oder stirb!" kommen ganz schlecht an. Das Resultat ist eine Allianz aus xenoskeptisch bis xenophoben und den generell EU-kritischen Strömungen.

Internationale Verflechtungen noch nie goutiert

Den Weiacher Geschichte(n) Nr. 7 kann man entnehmen, dass die alteingesessenen Weiacher früher noch viel kritischer waren als heute, wo die neu Zugezogenen einen signifikanten Anteil der Stimmberechtigten ausmachen.

So wurde der Beitritt der Schweiz zum Völkerbund in der Abstimmung vom 16. Mai 1920 mit 85% Nein-Stimmen abgelehnt. Die Schweiz trat trotzdem bei. Wie man am späteren Schicksal dieses UNO-Vorgängers sieht war die Skepsis der Weiacher durchaus berechtigt.

Die Vorlage zum UNO-Beitritt scheiterte in Weiach am 16. März 1986 noch klarer mit 89% Nein. Auch der Beitritt zum Währungsfonds (IWF, Bretton Woods) hatte keine Chance - nur 37% der Stimmenden sagten am 17. Mai 1992 Ja.

Ebenso sieht es in der Europapolitik aus, allerdings mit sinkender Tendenz des Nein-Anteils:

  • EWR-Beitritt (6. Dezember 1992) - 25% Ja
  • «EU-Beitrittsverhandlungen vors Volk» (8. Juni 1997) - 32 % Ja
  • Bilaterale Verträge I Schweiz-EU (21. Mai 2000) - 40%

Jeder nach seiner Leistungsfähigkeit

Bei der kantonalen Vorlage dieses Abstimmungssonntags, der Abschaffung der Pauschalsteuer für im Kanton wohnhafte, nicht erwerbstätige Ausländer sind die Meinungen im Dorf offensichtlich geteilt. 54.08 % stimmten Ja. Also ein leichtes Plus für die Befürworter einer nicht vom Reisepass abhängigen Besteuerung nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit.

Reiche Schweizer und reiche Ausländer sollen also nach einer Mehrheit der Weiacherinnen und Weiacher gleich behandelt werden, wenn sie in unserem Kanton wohnen. Sie folgte damit den Argumenten der Befürworter, wonach eine andere Handhabung des Steuerrechts den Immobilienmarkt verzerre. Die Gegner (darunter die Mehrheit des Kantonsrats und der Regierungsrat) befürchten dagegen Steuerausfälle, weil Oligarchen wie Vekselberg und andere dem Kanton den Rücken kehren könnten.

Montag, 2. Februar 2009

Februar 1959: Bise und Hochnebel. Sonst nichts.

Nachdem der Dorfchronist Walter Zollinger über die Witterung des Januars 1959 noch ausführlich berichtet hat (vgl. WeiachBlog-Artikel vom 2. Januar 2009), verliert er über den Horner nur wenige Worte. Der Monat scheint von der eher unspektakulären Sorte gewesen zu sein:

«Der Februar brachte in den ersten 5 Tagen gleich etwas Oberwind mit Kältegraden bis -5° und starkem Reif. Nachher folgten ca. 10 Tage mit einer Hochnebeldecke. Ab 16.2. herrschte am Morgen meist Nebel, während die Nachmittage sonnig wurden; Nachmittagstemperaturen +4 bis +8°C.»

Offenbar hat es in diesem Jahr (nach den beiden Grippe-Wellen 1957 und 1958, die auch Lehrer Zollinger für kurze Zeit ausser Gefecht setzten) keine influenza-bedingten Ausfälle beim Schulbetrieb gegeben. Erwähnt hat er ein solches Ereignis jedenfalls nicht.

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1959. (Witterung, S. 2)

[Veröffentlicht am 9. Februar 2009]

Sonntag, 1. Februar 2009

Horrorvorstellung Frauenstimmrecht

«Die Mutter treibt Politik!» stand 1927 in grossen roten Lettern auf einem Abstimmungsplakat. Darunter ein Bild des Durcheinanders: am Boden ein schreiendes, aus der Wiege gefallenes Baby. Im Bettchen sitzt währenddessen eine schwarze Katze, das Fenster ist offen und der Wind bläst ins Zimmer hinein. Zuunterst schliesslich die Parole: «Frauenstimm- & wahlrecht NEIN» (vgl. Abbildung in der Wikipedia. Nachtrag vom 13.3.2016/18.12.2017: Das Bild wurde aus Wikipedia gelöscht. Hier ein Link auf das eMuseum der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK.)

Kurz: eine Horrorvorstellung. Solche Bilder müssen auch noch Jahre und einen Weltkrieg später in den Köpfen präsent gewesen sein. Anders ist kaum zu erklären, weshalb die Schweizer Männer am 1. Februar 1959 erneut der Parole des Plakats von 1920 folgten und auch diese Vorlage wuchtig ablehnten - einige vielleicht sogar auf den Rat ihrer Frauen hin, die nicht als solche Rabenmütter angesehen sein wollten.

Trotz seiner sonst konservativen Haltung dürfte Walter Zollinger die Angelegenheit nicht so dramatisch gesehen haben, schreibt er doch ganz am Ende seiner Jahreschronik 1959:

«In der Abstimmung vom 1. Februar über die Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechtes in eidgen. Angelegenheiten vermag die Männerwelt unserer Gemeinde nur 24 Stimmen dafür, aber deren 109 dagegen aufzubringen. Arme Weiacher Damenwelt!

Mit dieser "betrüblichen" Feststellung schliesst die Chronik 1959.
Weiach, den 31. Juli 1961.
»

Quelle
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1959. S. 17.
[Veröffentlicht am 8. Februar 2009]