Freitag, 20. November 2009

Burgus auf verlorenem Posten

Ein burgus war in spätrömischer Zeit ein Wachtturm, der an einer Verteidigungslinie stand. Das waren bereits ziemlich stark befestigte Stützpunkte – solid aus Steinen errichtet. Und die Ähnlichkeit des Namens zu späteren mittelalterlichen Burgen ist durchaus nicht zufällig. 

Zwei dieser burgi gab es auch auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Weiach, einen im Hard, einen in Leeberen. Beide standen auf der Kante des Plateaus am südlichen Rheinufer und waren Teil des im 4. Jahrhundert angelegten Donau-Iller-Rhein-Limes

Diese Türme, von denen heute nur noch Fundamentreste übrig sind, wurden nach Meinung der massgebenden Historiker um 370 im Rahmen eines grossangelegten Befestigungsprogramms von Kaiser Valentinian I. errichtet. Im Jahre 374 organisierte dieser Kaiser noch einen Feldzug gegen die Alamannen, starb aber bereits 375 im heutigen Ungarn. 

Einer seiner Nachfolger, Kaiser Valens, hatte noch weniger Kriegsglück. [Korrekturhinweis: Valens war der Bruder Valentinians und zur gleichen Zeit Kaiser wie dieser. Valens war zuständig für den Ostteil des Reiches – Nachtrag vom 28.5.2021]. Die Schlacht von Adrianopel im Jahre 378 n. Chr markierte einen Wendepunkt der Militärgeschichte - und kann als Anfang vom endgültigen Ende des Imperium Romanum in seiner alten Grösse gesehen werden. 

Das gotische Reiterheer unter Fritigern besiegte die römische Infanterie, tötete deren Oberbefehlshaber und 40'000 Fusssoldaten. Nach Ammianus Marcellinus wurden die Römer durch die Wucht des berittenen Angriffs so zusammengepfercht, dass sie kaum noch ein Schwert ziehen oder eine Hand rühren konnten. Auch Kaiser Valens kam ums Leben. Die totale Niederlage. 

Nach der Schlacht bei Adrianopel beherrschten Reitertruppen für die nächsten tausend Jahre die Kampfplätze und verdrängten die Infanterieheere, die seit den Zeiten der Sumerer das Bild des Krieges beherrscht hatten. 

Das römische Reich war an allen Ecken und Enden unter Druck und musste im Jahre 400 die Grenztruppen vom Rhein abziehen. Von da an war der Weg über den Rhein nach Süden für die Alamannen frei. Die verbliebene galloromanische Bevölkerung schützte sich in befestigten Kastellen (wie Tasgetium bei Stein am Rhein) vor den Übergriffen.

So kam es, dass die Wachttürme auf unserem Gebiet wohl nur wenige Jahre tatsächlich ihrem ursprünglichen Zweck dienten. Danach verfielen sie langsam und wurden als Steinlieferant für andere Bauten benutzt. 

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