Sonntag, 29. November 2009

Ländliche Angst vor Überfremdung

An diesem Abstimmungswochenende dominierten zwei emotionsgeladene eidgenössische Vorlagen das Feld: die Minarett-Verbotsinitiative und die Initiative für ein Kriegsmaterial-Exportverbot.

Dass die Minarett-Initiative in Weiach angenommen wurde, überrascht im Vergleich mit den Resultaten ähnlich gelagerter, migrationskritischer Vorlagen der letzten Jahrzehnte wenig. Die Wuchtigkeit des Ja-Anteils von 71.92% kam für mich allerdings schon etwas unerwartet. Sogar die Nachbargemeinden Bachs, Stadel und Glattfelden meldeten tiefere Werte.

Insgesamt haben die Weiacherinnen und Weiacher aber nicht viel anders reagiert als die Bewohner des evangelikalen Bible Belt im Zürcher Oberland oder im ländlichen Weinland - alles traditionell konservative Gebiete, die einer Masseneinwanderung (wie sie im letzten Jahrzehnt stattgefunden hat) überhaupt nichts abgewinnen können.

Den Ja-Stimmenden nun reflexartig Kleinkariertheit oder gar Islamophobie vorzuwerfen, wie dies verschiedene Kommentatoren (ohne Kenntnis der genauen Beweggründe) tun, greift viel zu kurz. Viele fassten ihr Votum an der Urne wohl vor allem als Zeichen auf. Als ein Zeichen des Widerstands gegen die militanten Formen des Islam und den Islamismus.

Kriegsmaterial-Exportverbot wäre Landesverrat

In die Kategorie Selbstbehauptung fällt auch das Verdikt des Stimmbürgers zur Initiative über ein Verbot von Kriegsmaterial-Exporten. Die Weiacher stimmten nicht anders als die Mehrheit der Stimmberechtigten des Kantons und lehnten ein Verbot wuchtig ab. Gerade einmal 18.4% waren dafür. Die übrigen sahen wohl nicht nur die Gefahr für die Arbeitsplätze. Sondern auch die Tatsache, dass die Schweiz im Falle einer kriegerischen Entwicklung in Europa nur mit einer eigenen Rüstungsindustrie eine Chance hat, sich das nötige Material zur Selbstverteidigung zu beschaffen.

Skepsis gegen Flugverkehr

Die Spezialfinanzierung für den Luftverkehr wurde in Weiach um ein Haar abgelehnt. Bei 51.2% Stimmbeteiligung legten 50.56% der Stimmenden ein Ja ein. Nur in den am Ostrand des Kantons gelegenen Gemeinden Schlatt und Sternenberg werden ähnliche Resultate verzeichnet.

Dieses knappe Votum in einer ansonsten schweizweit unbestrittenen Angelegenheit spiegelt das generelle Misstrauen gegen alles, was mit Flugverkehr zu tun hat. Zurückzuführen ist es auf die wiederholten schlechten Erfahrungen mit den Flughafenbehörden in Kloten und dem Zürcher Regierungsrat, welche den Weiachern wie selbstverständlich seit 33 Jahren Tag für Tag eine schwer erträgliche Intervallbelärmung zumuten. Seit 1976 benutzen jedes Jahr Zehntausende von Flugzeugen die über Weiach hinwegführende Anflugschneise 14.

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