Mittwoch, 16. Dezember 2009

Wo ist Malzendingen?

Diesen Ort gibt es nicht, um es gleich zu Beginn zu sagen. Und das, obwohl ich im April 2002 aus einem Brief des Weiachers Konrad Bersinger an das Kommando der Infanterie wie folgt zitiert habe:

«Wihlelm Dietsche, Kübler, seßhaft in Weiach, gebürtig in Malzendingen, Grossherzogthum Baden» hatte ihm seine Ehefrau ausgespannt und lebte seither mit ihr zusammen: «Laut der Klage welche bei dem Wohl. Löb. Bez. Gerichte Regensperg liegt, beweiße ich, daß seit in März 1854 dieße Beklagten mit einander ein Hauß weßen geführt.» (aus: Weiacher Geschichte(n) Nr. 29)

Wenn man nur sich selbst findet

Den Verdacht, dass da etwas nicht stimmen kann, schöpfte ich, als eine Google-Suche nach der im Titel gestellten Frage für «Malzendingen» genau einen einzigen Treffer ergab. Nämlich einen Verweis auf den eigenen, vorstehend gerade zitierten Artikel.

Via andere Suchverfahren getätigte Abklärungen, ob es im ehemaligen Grossherzogtum Baden eine Ortschaft dieses Namens gegeben hat, verliefen im Sande.

Hatte ich mich vor sieben Jahren verlesen? Beim Austausch von nur zwei Buchstaben ergibt sich immerhin der Name «Malterdingen», eine Gemeinde im Breisgau, nahe der französischen Grenze gelegen. Passen könnte das, zumal Malterdingen tatsächlich einmal zum Grossherzogtum Baden gehört hat.

Original überprüfen hilft

Nachdem ich nun aber anhand des Scans des Originalbriefs überprüft habe, ob Bersinger das tatsächlich so geschrieben hat oder ich mich verlesen habe, muss ich hier mitteilen, dass der Fehler allein bei mir liegt.


Die Ortschaft wurde von Bersinger als «Wolpen dingen» bezeichnet (zum Vergrössern Bild anklicken, vgl. zweites Wort in der siebten Textzeile).

Und wenn man etwas auf die Suche geht, dann ist das eine sehr seltene Alternativschreibweise zur Ortschaft Wolpadingen, die seit 1971 zur Gemeinde Dachsberg im Südschwarzwald gehört und in der Nähe der Klosterstadt St. Blasien liegt.

Korrektur auf «Wolpadingen»

Der Kübler Dietsche stammt ziemlich sicher aus diesem Dorf gar nicht so weit von Weiach entfernt. Malzendingen ist wohl Wolpadingen.

Was in den Weiacher Geschichte(n) Nr. 29: «Ales half dazu daß ich fremde Dienste nahm». Der lange Weg zum Totalverbot (Reislaufen – Teil 2). entsprechend korrigiert ist.

Keine Korrektur ist beim Artikel «Die Flucht in den Söldnerdienst» möglich, der in der Reihe «Geschichte und Geschichten aus dem Unterland» im Tages-Anzeiger Unterland vom 13. März 2009 erschienen ist. Dort steht nun bis in alle Ewigkeit ein fiktives Malzendingen drin. Peinlich.

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