Mittwoch, 21. Juli 2010

Das Amt des Brunnenmeisters ist über 400 Jahre alt

«Erstlichen, so laßt man die gemeinen brünnen abgan»! Diese an die Obrigkeit in Zürich gerichtete Klage wird im «verzeichnuß ettlicher mißbrüchen und unordnungen, so sich zuo Wyach haltend» vom Februar 1596 (vgl. WeiachBlog vom 18. Juli 2010) gleich als erster Punkt aufgeführt.

Der Bedeutung der Wasserversorgung entsprechend und dem Unordnungsverzeichnis folgend ist der erste Artikel der Gemeindeordnung vom November 1596 denn auch mit «Antreffend die Brunnen» überschrieben. Er lautet in der Transkription von Friedrich Ott (vgl. WeiachBlog vom 19. Juli) wie folgt:

«Diewil Lüt und Vech vil daran gelegen, das in ald [d.h. oder] bi einem Dorf gute Brunnen sigind, so soll ein Gmeind zwen Mann verordnen, welliche Sorg zu den Gmeinen Brunnen habint, das dieselben ohn Abgang wesentlich in Eeren erhalten und jeder Zit suber gehalten werdint.»

Die beiden mit dem Amt des Brunnenmeisters betrauten Männer mussten also auch dafür sorgen, dass Schmutz verursachende Arbeiten z.B. an Nebenbrunnen (den sogenannten "Sudeltrögen") oder in Gelten verrichtet wurden. Wer sich nicht daran hielt, von ihnen erwischt oder angezeigt wurde, zahlte eine Busse.

Zehn Batzen «ze bůß» für Brunnensünder

«Und welche Personen, Wyb ald Mann, jung oder alt, si findend als erfahrend, so die Brunnen verunsüberet und verwustet oder etwas gehandlet, so den Brunnen Schaden und Nachtheil bringt, es sige an Tüchlen, Brunnen Bett oder Stud ald in ander Weg, dieselben sollent si einem Weibel leiden und angeben und sölliche Personen ein jede zechen Bazen unseren Herren ze Buß verfallen sin. Und söllent die zwen Verordneten einen Eid schweren, das alles flißig ußzerichten und umb si jerlich an der Gmeind ein Frag gehalten werden.» [Ein tüchel ist eine hölzerne Wasserröhre, eine stud der Brunnenstock.]

Dem Weibel als Vertreter der Obrigkeit wurden die Fehlbaren von den Brunnenmeistern «geleidet», also bei ihm angezeigt. An einer jährlichen Versammlung der Gemeinde wurde ausserdem jeweils mittels Umfrage ermittelt, ob man mit der Arbeit der Brunnenmeister zufrieden sei.

Auf diese Bestimmungen wurde anlässlich von Gemeindeversammlungen und dem alljährlichen Jahrgericht immer wieder hingewiesen (vgl. dazu Weiacher Geschichte(n) Nr. 30).

Quelle und weiterführender Artikel

Keine Kommentare: