Dienstag, 6. Juli 2010

Nach drei Wochen immer noch am Aufräumen

Das Wetter des Jahres 1910 schlug in unserem Dorf seine Kapriolen und brachte den Weiacherinnen und Weiachern dadurch viel Arbeit. Bereits im Januar ging es mit äusserst ergiebigen Regenfällen los (vgl. WeiachBlog vom 18. Januar 2010).

Im Juni folgten dann kurz hintereinander ein Hagelsturm (vgl. den Artikel vom 10. Juni: Baumnussgrosse Hagelkörner) und Wolkenbrüche, die die Dorfbäche und den Rhein hochgehen liessen (vgl. Artikel vom 14. Juni: Wolkenbrüche fördern die Bodenerosion, bzw. 15. Juni 2010: Wasserrad beim Rheinhof weggeschwemmt).

Liebessteuern für die Hochwasser-Geschädigten

Dem dritten Teil der Fussnote 7c in Albert Leemanns Dissertation kann man entnehmen, was der Gemeinderat am 6. Juli 1910, drei Wochen nach dem Ereignis, in sein Verhandlungs-Protokoll schreiben liess:

«Das vom Hochwasser angeschwemmte Sand und Kies soll aus dem Bachbett entfernt werden. Das Sammeln von Liebesgaben für die Hochwasser-Beschädigten soll Pfarrer Kilchsperger übertragen werden.»

Man muss also annehmen, dass es etliche Gemeindebewohner gab, denen die Gebäudeversicherung den entstandenen Schaden nicht ersetzte.

Dem war auch so. Während nach der Einführung der kantonalen Brandassekuranzkasse ab 1809 das Sammeln von Liebessteuern nach Brandfällen verboten wurde (wie in Weiach z.B. 1805), waren die Opfer von Naturkatastrophen (Überschwemmungen, Hochwasser, Sturm und Hagel) auch 100 Jahre danach auf die alte Form der Mildtätigkeit angewiesen.

Ab 1911 übernahm die Gebäudeversicherung des Kantons Zürich zwar Elementarschäden auf freiwilliger Basis. Erst 1935 wurde die Elementarschadenversicherung dann ein fester Bestandteil des Deckungsumfangs (vgl. WG(n) Nr.109).

Flurschäden in Leebern

Dem historischen Beitrag des Gemeindepräsidenten Albert Meierhofer-Nauer im Buch von 1963 über die Weiacher Kies kann man entnehmen, dass nach 1876 auch im Sommer 1910 Hochwasserschäden entstanden - und zwar «auf Lebern».

Gemeint ist der Einschnitt des Dorfbachs, wo er von der Ebene zum Rhein hinunter fliesst. Zu den Schäden gehörten dort eine rückwärts sich ins Kulturland fressende und die Hänge erodierende Erosionsrinnen.

Quelle

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