Donnerstag, 14. Juli 2011

Juliwetter 1961: Tagelange Belästigung durch Mottbrand

Der Sommer vor 50 Jahren war nicht durchgehend warm und sonnig. Der Juli wartete mit einer ziemlich verregneten Woche auf, welche die Bauern offenbar überhaupt eingeplant hatten. Zunächst lief noch alles im courant normal:

«Juli. Das warme und sonnige Wetter setzt sich bis zum 12.7. fort. Das Thermometer stieg an den Nachmittagen bis zu 27° (meist allerdings so zwischen 18 und 24° liegend). Man plangte bereits wieder auf Regen und freute sich darum köstlich an der "herrlichen" Regennacht vom 12./13.7. - Bereits beginnen die ersten Bauern mit ausfahren der frühen Kartoffelsorten. Sie werden gleich "frisch vom Felde" weg mit Lastwagen abgeholt.»

Superschlauer Jungbauer

Dann aber schlug des Regenwetter erbarmungslos zu: «Schlimmer ist die Woche vom 13. bis 20.7., kein Tag ohne Regengüsse oder ganze Regennächte, kaum einmal ein Sonnenblick. Tausende von Emdschöchli liegen durchnässt und braunschwarz herum. Zuletzt muss dieses sog. "Emd", weil unbrauchbar geworden, in den Stubengraben hinabgeführt und ausgeleert werden. Einem superschlau sich glaubenden jungen Bauern fiel es, weil bequemer, ein, einen Riesenhaufen solchen Mistes am Mühlebach droben anzuzünden. Der mottete dann tagelang und wir Oberdörfler konnten uns des "feinen" Brandgeruchs "erfreuen", bis es einer nun aber wirklich klugen Hausfrau einfiel, einmal "unter Licht" mit einer Giesskanne hinzugehen und den Mottenhaufen etlichemale zu überschütten, dass die Glut erlosch. Der Mühlebach lieferte das Wasser ja in der Nähe. Das Tun des Bauern mutete einen fast so an, wie das der Brasilianer, als sie einen Teil ihres überschüssigen Kaffeeertrages verbrannten oder ins Meer schütteten!!»

Die Tirade gegen den superschlauen Jungbauern ist typisch für Walter Zollinger, der sich nach Aussage von etlichen ältern Weiachern ziemlich echauffieren konnte, wenn ihn etwas ärgerte. Immerhin hat er den Superschlauen nicht auch noch gleich mit Namen in seiner Jahreschronik verewigt, so dass diesem ein unfreiwilliges Outing wohl für immer erspart bleibt.

Was man sich angesichts dieser Schilderung eines tagelang mottenden Brandes vor 50 Jahren dann doch fragt ist, weshalb die Oberdörfler sich lieber über den Gestank ärgerten, als kurz den Feuerwehrkommandanten anzurufen und ihn zu bitten, für Abhilfe zu sorgen.

Surrende Bindemäher

Nach dem Dampfablassen führt Zollinger seine Schilderung weiter - wie wenn nichts gewesen wäre: «Aber vom 27. an bessert's wieder zu einer sonnigen und recht warmen Woche. Jetzt surrt der Bindemäher von Acker zu Acker und alle Felder bieten einen prächtigen Anblick, voller Garben und Puppen! Es geht nun "unghür" zu im Hard unten. Mit Ende Monat ist die Erntearbeit zur Hauptsache ebenfalls beendet. Man ist darum über den regnerischen Nachmittag und Abend des 28.7. gar nicht ungehalten; er kam eher recht erwünscht. Am 30. Juli um Mitternacht kracht sogar noch ein Gewitter über unsere Gegend hinweg.»

Quellen
  • Zollinger, W.: Gemeinde Weiach. Chronik des Jahres 1961 - S. 5. [Original in der Handschriftenabteilung der Zentralbibliothek Zürich. Signatur: G-Ch Weiach 1961].

  • Der Stubengraben ist älter als der Chaibengraben. WeiachBlog Nr. 451, 9. Mai 2007.

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