Mittwoch, 27. Juli 2011

Wollte man Kies zu Wucherpreisen verkaufen?

Als achter Redner in der Kantonsratsdebatte vom 9. Oktober 1961 um die Beteiligung des Kantons an der Weiacher Kies AG meldete sich Kommissionsmitglied Max Winiger aus der Stadt Zürich zu Wort. Er gehört eher zum linken Spektrum und vertritt ähnliche Ansichten wie die Kommissionsminderheit (vgl. Votum Rudolf Wild):

«M. Winiger (Zürich) hat aus den Kommissionsberatungen den Eindruck erhalten, dass der Staat schwachen Unternehmen beistehen, von gutgehenden Firmen jedoch die Hände lassen sollte. Warum hat bis jetzt kein schweizerisches Unternehmen die Ausbeutung des Weiacherkieses übernommen? Wollte man etwa Kies zu einer Mangelware werden lassen und damit die Preise in die Höhe treiben? Es ist notwendig, dass der Staat sich am Kiesgeschäft beteiligt und dabei wertvolle Einblicke in die Kalkulationen gewinnt.»

Winiger mahnt hier also einen Fall von Marktversagen zu Lasten der öffentlichen Hand an. Er redet zwar nicht direkt von kartellistischen Absprachen, schliesst sie - wenn man dem Protokoll folgen darf - aber auch nicht aus.

Industrieller statt gewerblicher Ansatz macht den Unterschied

Die Hintergründe des Scheiterns der Gebrüder Aymonod (vgl. Weiacher Geschichte(n) Nr. 95, Gesamtausgabe S. 366) sind hier nicht erwähnt. Die Aymonods begründeten «die Verzögerung des Beginns mit der Ausbeutung im Hard mit den gedruckten Kiespreisen auf dem Platze Zürich und den hohen durch die grosse Entfernung entstehenden Kosten des Kiestransports.» (Gemeinderatsprotokoll Weiach vom 23. Dezember 1958)

Wer den Kies im industriellen Massstab abbauen und damit die Kosten senken konnte war im Vorteil. Deshalb war Holderbank Financière auch erst alarmiert als die Franz Haniel AG aus Basel ab Dezember 1960 in Weiach die Hände im Spiel hatte.

Quelle
  • Kantonsratsprotokoll 1961, S. 1792. Signatur: StAZH III AAg 1 37 LS
Jubiläum 50 Jahre Weiacher Kies AG

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