Montag, 23. November 2015

Lehrerwohnung mit Steinschleuder beschossen

Heute vor 150 Jahren, am 23. November 1865, brachte das «Schaffhauser Intelligenzblatt» (die heutigen «Schaffhauser Nachrichten») auch Kurzfutter aus dem Nachbarkanton:

«Zürich. Oberst Schärrer hat die Berufung zum eidgen. Oberinstruktor der Cavallerie abgelehnt. — In Weiach wurde letzten Samstag Nachts in die Wohnstube des Schullehrers Morf, während er mit seinem Knaben nebst noch einer dritten Person sich darin befand, ein scharf (mit Steinen geladener) Schuß abgefeuert. Es wurde jedoch Niemand getroffen. Der Thäter ist noch nicht ermittelt.»

Weitere Angaben zu diesem Vorfall habe ich bislang nicht gefunden. Es ist also offen, ob es sich um einen Lausbubenstreich gehandelt hat, oder um einen Anschlag von ernsthafteren Gegnern des Lehrers. Aus heutiger Sicht bemerkenswert ist, dass es diese Begebenheit in die Zeitung geschafft hat. Aus der damaligen Perspektive sicher weniger, zumal in früheren Zeiten ein Lehrer noch eine Respektsperson war, die anzugreifen eine Ungeheuerlichkeit darstellte. Denn bei ihm handelte es sich wie bei einem Pfarrherrn um einen Repräsentanten der Staatsgewalt.

Unter der oben zitierten Mitteilung stehen weitere Kurznachrichten über das Geschehen in der Stadt Zürich, von der nicht viel mehr Neues zu berichten sei, als dass man mit einem neuen Wirtshausgesetz dem Prostitutionsproblem Herr werden wolle und dass die Bahnen Kapazitätsprobleme hätten.

Zum Begriff Intelligenzblatt (im Sinne des englischen intelligence, d.h. von Nachrichten) siehe WeiachBlog-Artikel über das Berner Pendant vom 9. Januar 2014.

Quelle
  • Schaffhauser Intelligenzblatt, 23. November 1865, S. 1105. (Hinweis: Verfügbar für Abonnenten im Archiv auf www.shn.ch - Da die Schweizerische Nationalbibliothek sich am SHN-Digitalisierungsprojekt finanziell beteiligt hat, ist die Abfrage von den Webstationen der NB auch ohne Abo möglich)

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